Rentenpolitik | Zu unattraktiv für junge Leute?

Junge für Rentenpolitik zu begeistern ist schwierig

Muss das Thema Rentenpolitik emotionalisiert werden, um für Junge attraktiv zu werden?
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Muss das Thema Rentenpolitik emotionalisiert werden, um für Junge attraktiv zu werden?
Foto: Arnel Hasanovic/unsplash.com

Quelle: RZ 0

Obwohl die Auswirkungen für die eigene Zukunft sehr gross sind, scheinen junge Menschen kaum Interesse an der Rentenpolitik zu zeigen. Stimmt das, und wenn ja, woran liegt es? Die Jungparteien liefern Erklärungsversuche.

Derzeit steht einmal mehr eine Revision der zweiten Säule zur Debatte. Der Bundesrat hat seine Pläne für die Neuorganisation der beruflichen Vorsorge skizziert. Dabei zeichnet sich ab, dass die junge Generation auch hier wieder einen grossen Teil der Last wird tragen müssen. Von einem Aufschrei oder gar Protesten, ähnlich jenen in der Klimadebatte, wo die Jugend auf ihr Recht pocht, nicht an den Altlasten vorangegangener Genera­tionen zu ersticken, ist allerdings wenig zu spüren.

Gewisse Ratlosigkeit

Zwar ergaben entsprechende Erhebungen, dass sich die Jugend sehr wohl Sorgen um die Altersvorsorge macht, im letzten Credit-Suisse-Sorgenbarometer waren AHV und Co. eine der Hauptsorgen der jungen Generation, doch in politischem oder gesellschaftlichem Aktionismus scheint sich diese Sorge nicht niederzuschlagen, zumindest noch nicht. «Wir sind in der Tat etwas ratlos ob der Unattraktivität des Themas für junge Leute», sagt denn auch Matthias Hildbrand, Präsident der Jungen CVPO. Sein Amtskollege von der Jungen CSPO, Jérôme Beffa, zeigt allerdings auch Verständnis für dieses Verhalten der Jungen. «In jungen Jah­ren strebt man in erster Linie eine gute Ausbildung und beruflichen Erfolg an, will das Leben geniessen und so weiter. Die finanzielle Situation im Pensionsalter spielt dabei vorerst eine untergeordnete Rolle», sagt er.

Kein Generationenkonflikt?

Derweil ortet der abtretende Präsident der Oberwalliser Jungsozialisten (JUSOO), Sebastian Werlen, den Grund für die spärlich geführte Debatte darin, dass sämtliche Generationen bei der Rententhematik eigentlich das gleiche Ziel verfolgen würden. «Sämtliche Abstimmungen der letzten Zeit haben gezeigt, dass eine Mehrheit gegen Rentenkürzungen und gegen ein höheres Rentenalter ist», erklärt Werlen. «Es prallen nicht wie bei der Klimadebatte verschiedene Weltanschauungen respektive Generationenkonflikte aufeinander.» Gestützt wird Werlens Aussage durch das Jugendbarometer der CS aus dem Jahr 2018. Darin beurteilten nur 36 Prozent der befragten Jugendlichen das Generationenverhältnis als angespannt. Diego Schmid, Präsident der Jungen SVPO, hält indes fest, dass das Thema gar nicht so stiefmütterlich behandelt würde, wie oftmals dargestellt. «Von den Jungparteien, aber natürlich auch den Mutterparteien sämtlicher Couleur wird die Angelegenheit immer wieder aufgegriffen, wobei inhaltlich natürlich Differenzen bestehen», sagt Schmid. «Man muss aber sagen, dass das Thema schon nicht die gleiche Strahlkraft hat, wie es derzeit bei der Klimadebatte der Fall ist.»

Zu wenig Emotionen?

Den Grund dafür ortete Schmid darin, dass es bislang nicht gelungen sei, das Thema emotional zu verpacken. «Gerade junge Leute kann man mehrheitlich nur über die Emotionen wirklich an ein politisches Thema binden. Genau dies muss die Aufgabe der Jungpar­teien sein», sagt er. Gleich sieht dies Matthias Hildbrand von der JCVPO. «Die Diskussion wird mit Begriffen wie Umwandlungssatz und dergleichen sehr technisch geführt», so Hildbrand. «Viele junge Menschen können damit aber wenig anfangen, weshalb es unsere Aufgabe ist, das Thema zu ‹entkomplizieren› und gleichzeitig zu emotionalisieren.» Dies sei leider bisher zu wenig geschehen, so der JCVPO-Präsident. «Die Botschaft an die Jungen muss sein: Es gilt, einen sauren Apfel zu essen, und so wie es im Moment läuft, werdet ihr das grösste Stück davon schlucken müssen!» Während auch Sebastian Werlen von der JUSOO dem Thema das Prädikat «Derzeit zu wenig sexy für Junge» verpasst, nimmt Jérôme Beffa sich und seine Amtskollegen in die Pflicht. «Gerade die Jungparteien müssen das Problemfeld Altersvorsorge gründlich beackern, aufzeigen, was die Konsequenzen der aktuellen ‹Pflästerlipolitik› sind und eine nachhaltige, durchdachte und finanzierbare Lösung für ein gesundes und funktionierendes Vorsorgesystem in der Schweiz mitgestalten», betont er.

Martin Meul

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