Kolumne | Diese Woche zum Thema

Ist die Initiative der Jungen Grünen gut für die Walliser Gemeinden?

Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben in der Rhonezeitung.
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Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben in der Rhonezeitung.
Foto: Mengis Media

Quelle: RZ 0

Der ehemalige SP-Schweiz-Präsident und Hotelier Peter Bodenmann und Alt-Staatsrat und Schriftsteller Oskar Freysinger im Wortgefecht.

Peter Bodenmann, ehemaliger SP-Schweiz-Präsident und Hotelier

Franz Ruppen: Lead im Kampf gegen Walliser Gemeinden

Im «Walliser Boten» erschienen fast nur Artikel für «Sion 2026». Die Einseitigkeit war zum Kotzen. Trotzdem lehnte das Volk die Vorlage klar ab. Im Nachgang kein Wort der Selbstkritik.

Erstmals seit Menschengedenken beteiligt sich ein Walliser Kantonsrichter an einer Kampagne. Dr. Lionel Seeberger kann es sich nicht vorstellen, dass das Raum­planungsrecht nach Annahme der ­Initiative der Jungen Grünen nicht mehr gelten würde.

Wir sind in Sachen Raumplanung mehrfach gebrannte Kinder. Die sinnvolle Initiative Weber wurde kreuzfalsch umgesetzt, weil die Bergkantone die Umsetzung Vera Weber und der SVP überliessen. Beim Raumplanungsrecht ist die Katze noch im Sack. Anstatt mit Baulandumlegungen verdichtetes Bauen zu fördern, wird es für rund 15 000 Walliser Familien zu massiven Auszonungen ohne jede Entschädigungen kommen. Wann kommt der Aufstand der Walliser Gelbwesten?

«Wir sind – von Ausnahmen abgesehen – kein ‹Nolenvolch›»

Und jetzt das: Die Initiative der Grünen ist – wenn wir unserem Ständerat Beat Rieder glauben wollen – nach einer allfälligen Annahme direkt anwendbar. Neu könnten Berggemeinden, wenn sie zu grosse Bauzonen haben, nicht nur Baulandumlegungen durchführen, sondern die Restposten ihrer viel zu grossen Bauzonen nach Zürich verkaufen. Natürlich gegen Entschädigung, sonst werden sie nicht verkaufen. Wir sind – von Ausnahmen abgesehen – kein «Nolenvolch».

Gemeindepräsident Beat Jost macht in Albinen einen Super-Job. Das wird heute quer durch alle Parteien – und selbst von David Biner – anerkannt. Gemeindepräsident Franz Ruppen hat Naters zusammen mit seinem Vorgänger in nicht bezahlbare touristische Abenteuer gestürzt. Seit zwei Jahren müsste er als Gemeindepräsident und Verwaltungsrat des Word Nature Forums dieses besuchermässig auf Vordermann bringen. Stattdessen will er mit einer 20 000-Fränkli-Stiftung das eigene Versagen vertuschen.

Und jetzt hat unser aller Franz innerhalb der SVP den Lead im Kampf gegen die Initiative der Jungen Grünen, den Lead im Kampf gegen die Interessen des Wallis und seiner Gemeinden übernommen. Genauso wie Oskar Freysinger eine sinnvolle Umsetzung der Initiative Franz Weber mitverhindert hat.

Eine SP-Genossin aus der Ausserschweiz schrieb mir am Montag dieser Woche: «Hast du heute die Diskussion auf Radio DRS 1 gehört? Belohnt werden die Kantone, die zu grosse Baulandreserven haben wie das Wallis. Wer haushälterisch war, wird bestraft. Das will ich nicht.» Ich schon, denn für einmal hätten wir einen Vorteil.


Oskar Freysinger, ehemaliger SVP-Staatsrat und Schriftsteller

Zerebraler Grünhauseffekt

Hurra! Die Zersiedelungsinitiative hat mich meinen Nächsten und Nutztieren viel nähergebracht. Zuerst wurde der Teil des Grundstücks, auf dem ich mir neben meinem Kuh- und Hühnerstall ein Haus bauen wollte, aufgrund des Raumplanungsgesetzes zurückgezont. Ich stand also zugleich tiergerecht und völlig ­obdachlos in der Pampa. Da beschloss ich, um mein Wohnhaus zu bauen, ein anliegendes, zonenkonformes Grundstück zu kaufen. Leider konnte ich mir den ­angesichts der Zersiedelungs­initiative massiv gestiegenen Bodenpreis nicht mehr leisten und sass zugleich eingegrenzt und ­ausgezont auf meiner eigenen Scholle.

Was solls, sagte ich mir, ohne Opfer ist Landschaftsschutz nicht zu haben! Also beschloss ich, mit meiner Familie verdichtet auf einer Null-Wachstums-Farm ohne bodenunabhängige Tierzucht zu leben. Um meinem Arbeitsort gesetzeskonform nahezustehen und die Luft nicht durch lange Arbeitswege zu verschmutzen, jagte ich die Hühner aus dem Hühnerstall und baute diesen in eine verdichtete Wohnfläche für mich, meine Frau und meine zwei Kinder aus. So stand ich meinen muhenden Nutztieren näher. Die Hühner versetzte ich für einen hohen Pachtpreis in ein städtisches ­Residenzviertel, wo der frische Hühnerstallgeruch seither die ­zu­betonierten Menschen an das verlorene Paradies erinnert, gegen das sie ständig Petitionen einreichen. Selbstverständlich ist die Distanz zum gackernden Teil meiner beruflichen Tätigkeit durch diese Anti-Zersiedelungs-Verschiebung erheblich gestiegen und ich muss immer wieder zwischen Eutern und Eiern hin und her pendeln. Aber es ging nun mal nicht anders, um es dem Recht recht zu machen.

Manchmal schaue ich auf die Landschaft hinaus, wo skandalöse 5 Prozent der schweizerischen ­Gesamtfläche überbaut sind, und freue mich, meinen Teil zur Rettung der 95 restlichen Prozent ­geleistet zu haben, die trotz Raumplanungsgesetz Gefahr liefen, um ein massives Prozentlein überbaut zu werden. Nun ist aber das Nullwachstum garantiert, weil meine Frau und ich unsere, die Verdichtung überfordernden Folgekinder, abgetrieben haben, um den 70 000 Zuzüglern aus dem Ausland Platz zu machen, die von Rot-Grün zwecks gesetzes­kon­former Verdichtung der Siedlungsdichte massiv ins Land ­gelockt werden. Was mich ebenfalls freut, ist der Umstand, dass immer mehr Bauland, das den ­grossen Agglomerationen fehlt, durch Auszonung der Alpen als Ganzes kompensiert wird. Ich «luege» gerührt «vo Bärg und Tal» und habe vollstes Verständnis dafür, dass jene, die nicht dicht sind, von Verdichtung ­träumen.

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