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«In Syrien sind Journalisten vogelfrei»

Der Journalist Kurt Pelda in Brig während eines Podiumsgesprächs im Zeughaus Kultur.
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Der Journalist Kurt Pelda in Brig während eines Podiumsgesprächs im Zeughaus Kultur.
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Ob Afghanistan, Libyen oder Syrien – seit 30 Jahren bereist der Journalist Kurt Pelda die gefährlichsten Weltgegenden. Für seine Arbeit wurde der Basler schon mehrfach ausgezeichnet.

«Irgendeiner muss es ja tun», sagt Kurt Pelda über seine Besuche in Kriegsgegenden. Irgendeiner muss ja vor Ort recherchieren, um berichten zu können, wie sich die Situation wirklich darstellt, in den Krisengebieten dieser Welt. Kürzlich ist der Kriegsberichterstatter Kurt Pelda von den Lesern des Branchenmagazins «Schweizer Journalist» zum Schweizer Journalisten des Jahres 2014 gewählt worden. Im Zeughaus Kultur in Glis erzählte er Anfang Dezember im Rahmen einer Podiumsdiskussion über seine Erlebnisse in Syrien. Schon der Übergang über die türkische Grenze gestaltet sich abenteuerlich: Mit Hilfe eines Schleppers schleicht sich Pelda nachts über die grüne Grenze, vorbei an Wachtürmen mitten durchs Minenfeld. Vorbei die Zeiten, als Pelda noch mit Helm und Journalisten-Weste unterwegs war. «In Syrien sind Journalisten vogelfrei», sagt Pelda. Mehr noch, Journalisten sind ein bewusstes Ziel. Die Regierung will nicht, dass frei berichtet wird. Auch Geiselnahmen sind sehr beliebt. Auf mindestens fünf Millionen Dollar schätzt Pelda den Lösegeldwert eines westlichen Journalisten. Der erfahrene Kriegsreporter rät den Regierungen aber ab, ein Lösegeld zu bezahlen, selbst wenn sie damit das Leben ihrer entführten Landsleute gefährden: «Wenn sich rumspricht, dass eine Regierung Lösegeld bezahlt, riskiert sie automatisch wieder mehr Entführungen.» In Syrien ist Pelda nie zusammen mit Journalistenkollegen unterwegs. «Damit würde das Risko steigen, zum Ziel von Entführungen zu werden.» Das heisst aber nicht, dass der Basler ganz allein durch Syrien reist. Sein einheimischer Übersetzer und Leibwächter sind immer mit dabei. «Ohne meine Begleiter wäre ich in Syrien ein toter Mann.» Trotzdem glaubt der 49-jährige Vater zweier kleiner Kinder nicht, dass er übermässige Risiken eingeht. «Ich habe keine Todessehnsucht, sondern erkundige mich bei meinen Vertrauensleuten und prüfe sehr genau, wann ein Zeitfenster da ist, um in ein bestimmtes Krisengebiet zu reisen. Jetzt gerade meide ich Syrien.» Die Zukunft in Syrien schätzt Pelda sehr pessimistisch ein. Zu viele verschiedene Gruppierungen und Mächte verfolgen zu viele verschiedene Interessen. Durch die jüngste Intervention Russlands zugunsten des Assad-Regimes sei eine Lösung in noch weite Ferne gerückt. Was sicher ist: Es wird noch mehr Flüchtlinge geben.

Frank O. Salzgeber

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