Region | Wandel bei den Skilehrern

Immer mehr Kinderskilehrer im Einsatz

Ein Kind macht mit einer Skilehrerin erste Erfahrungen auf Skiern.
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Ein Kind macht mit einer Skilehrerin erste Erfahrungen auf Skiern.
Foto: © Michael Portmann/Schweizer Ski- & Snowboardschule Zermatt

Quelle: RZ 1

Der touristische Strukturwandel trifft auch Skischulen. Die Branche musste sich in den letzten Jahren immer wieder anpassen. So nimmt der Anteil an Kinderunterricht stetig zu.

Mit dem Ohrwurm der Sängerin Ines Torelli «Gigi vo Arosa» wurde der Skilehrer über Nacht berühmt. Seit ihrem Lied vor über vierzig Jahren schwebt über den braun gebrannten Berglern das Klischee des Alpencasanovas. Doch der Beruf des Skilehrers hat sich seither gewandelt. «Dieses Klischee ist an sich nicht schlecht, jedoch setzt die Branche heute eher auf den ‹seriösen Gigi›», erklärt Karl Eggen, der Präsident von Swiss Snowsports, dem Dachverband der Schweizer Skischulen. Er denkt dabei an Richtlinien, Verantwortung und Gesetze, an welche sich der Schneesportlehrer (so lautet die offizielle Berufsbezeichnung) mittlerweile zu halten hat: «Schneesportlehrer ist ein seriöser Beruf, welcher viel vor­aussetzt und Verantwortung mit sich bringt. Hingegen soll er aber auch Lebensfreude ausstrahlen und ruhig auch braun gebrannt Freude am Schneesport vermitteln», so Eggen.

Hartumkämpfter Markt

Einhergehend damit hat auch die Branche im Allgemeinen eine Veränderung erfahren. So buhlen gerade in den gros­sen Destinationen wie beispielsweise Zermatt mittlerweile gleich mehrere Schulen um die Gunst der Kunden. Gab es hier bis vor einigen Jahren mit der Schweizer Skischule einen einzigen Anbieter, sind es in der Zwischenzeit deren neun. Was dem Engagement und der Innovation der einzelnen Schulen sicherlich förderlich ist, bringt aber auch Schattenseiten mit sich, wie der Skischulleiter der Schweizer Skischule Zermatt, Ralph Schmidhalter, erklärt: «Gewisse Tour Operators verlagen mittlerweile bis zu 20 Prozent Kommission. Wenn wir auf diesen Zug nicht aufspringen, wird mit einer anderen Skischule zusammengearbeitet, was für uns weniger Gäste bedeutet. Und das wiederum wirkt sich negativ auf das Einkommen der einzelnen Skilehrer aus.» Mit dem Aufkommen von neuen Anbietern musste auch der kantonale Gesetzgeber über die Bücher. So wurden in der Vergangenheit neue Spielregeln für das Gesuch einer Betriebsbewilligung eingeführt. Demnach müssen beispielsweise bei jeder vom Gesetzgeber bewilligten Skischule mindestens 20 Prozent der Skilehrer im Besitz der höchsten Ausbildungsstufe sein. Bei dieser Regelung geht es vor allem darum, eine gewisse Unterrichtsqualität zu gewährleisten und nicht zuletzt auch den Berufsstand zu schützen. Denn: Zahlreiche Skischulen, insbesondere in grossen Destinationen wie Zermatt oder Verbier, stellten während Zeiten hoher Nachfrage wie über Weihnachten oder Neujahr zahlreiche Hilfskräfte ein, verdienten damit viel Geld und drückten dann während schwächeren Saisonzeiten die Preise. An die neuen Regeln gekoppelt sind entsprechende Kontrollen. Damit soll diesem unlauteren Wettbwerb ein Riegel geschoben werden. (Die RZ berichtete).

Temporäre Entlöhnung

Mit solchen Umständen muss sich eine kleine Skischule hingegen nicht auseinandersetzen. Hier drückt der Schuh anderswo. Wie Karl Eggen nämlich erklärt, hätten einzelne Schulen im Unterwallis einen Mangel an Fachkräften, sprich diplomierten Lehrern zu beklagen. Dies mit teils existenziellen Folgen. Im Oberwallis hingegen wird zu Spitzenzeiten teils auf ältere diplomierte Lehrer zurückgegriffen, wie es beispielsweise in Visperterminen auf Anfrage der Fall ist. Die teils im Pensionsalter stehenden Lehrer würden während gewissen Tagen aushelfen und die Schule könne gleichzeitig die hohe Nachfrage abdecken. Der Vorteil dabei: Da die Lehrer im Pensionsalter sind, sind diese nicht auf ein ständiges Einkommen angewiesen.

Mehr Kinderunterricht

Genau dieser Umstand darf als Schwachpunkt des Skilehrerberufs gewertet werden. «Es handelt sich um einen klassischen Zusatzerwerbsberuf», erklärt der Direktor von Swiss Snowsports, Riet Campell. Und dennoch würden schweizweit jährlich rund 130 neue Skilehrer ausgebildet. «Die Zahl hat sich mittlerweile stabilisiert. Bis vor einigen Jahren waren es noch weit über 200», so Campell. Hingegen werden aufgrund der Verlagerung beim Gruppenunterricht von Erwachsenen zu Kindern jährlich im Vorwinter bis zu 500 neue Kinderskilehrer ausgebildet (einwöchige Spezialausbildung). Wie steht es denn im heutigen touristischen Umfeld generell um das Interesse an Schneesportunterricht? Zumal es sich um ein «Luxusprodukt» handelt (Skiferien können auch ohne Skischule verbracht werden). «Das Interesse ist nach wie vor vorhanden», sagt Campell. Und vergleichbare Zahlen zeigten: Skiunterricht in der Schweiz sei unwesentlich teurer als im benachbarten Ausland. Zudem ist der volkswirtschaftliche Nutzen der 160 Mitgliedsschulen von Swiss Snowsports mit rund 200 Millionen Franken Umsatz jährlich nicht zu unterschätzen. Daneben leisten Schneesportlehrer einen wichtigen touristischen Beitrag. Der diesbezügliche Tenor ist einhellig. Niemand anderes als der Skilehrer verbringe so viel Zeit mit dem Gast, sei Begleiter und Betreuer während der Ferien. Somit könne nicht zuletzt eine Bindung zum Lehrer bzw. dem Ferienort aufgebaut werden. Und daraus bilde sich ein nachhaltiger touristischer Mehrwert.

Peter Abgottspon

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Kommentare

  • Oskar Ruppen - 913

    Jetzt müssen die armen Skisportlehrer auch ein ganzes Jahr arbeiten um zu überleben. Vorbei die Zeiten von überhöhten Preisen wo 2-3 Monate einem Jahresgehalt entsprachen.

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