Binntal | Zu Besuch im Weiler «Fäld»

«Idyllisch ist es hier oben auch im Winter»

Das Wirtepaar Ursula und Ernst Ledermann im «Bärgkristall».
1/2

Das Wirtepaar Ursula und Ernst Ledermann im «Bärgkristall».
Foto: RZ

André Gorsatt und Dominique Weissen im Mineralien-Museum.
2/2

André Gorsatt und Dominique Weissen im Mineralien-Museum.
Foto: RZ

Quelle: RZ 0

Gerade mal fünf Einwohner wohnen im Weiler «Fäld» im Binntal. Das Mineralien-Museum und der Schneetourenbus sollen helfen, den Weiler auch im Winter attraktiv zu machen.

Ein Winterwanderweg führt bis zur Alpkäserei und auf dem rund sechs Kilometer langen Schlittelweg können Unternehmungslustige viel Spass und Action erleben. Auch die unberührte Gegend, die sich für anspruchsvollere Schneeschuhwanderungen eignet, oder das Mineralien-Museum ziehen viele Besucher an. Das Binntal unternimmt zahlreiche Anstrengungen, um auch im Winter attraktiv zu sein. Denn so idyllisch es hier oben im Sommer auch ist, umso abgelegener wirkt das Tal, sobald die Feriengäste abgereist sind. Oder wenn viel Schnee fällt und die Strasse gesperrt ist.

Eine Beiz und ein Museum

Dann, wenn viel Schnee auf den Wegen liegt, benötigt Bauer Peter Zumthurm «bis zu 20 Minuten statt der üblichen drei bis vier, bis ich den Stall erreicht habe», sagt er. Zumthurm ist der erste der fünf Einwohner im Weiler «Fäld», der morgens aus den Federn kommt. Jeweils um halb fünf schellt der Wecker. Noch bevor er sich auf den Weg zu seinen Kühen macht, trinkt er erst mal einen Kaffee. Das weckt die Lebensgeister. Nach dem Fussmarsch zum Stall füttert und melkt er seine Kühe, bevor er die Milch nach Binn bringt. «Das Binntal ist auch im Winter idyllisch», sind Ernst und Ursula Ledermann überzeugt, die vor sechs Jahren aus der Nähe von Winterthur hierhergezogen sind. Seither führen sie das Restaurant «Bärgkristall» samt einer Herberge. Ursula Ledermann führte vorher eine Pension in der Stadt Zürich, ihr Mann Ernst ist ausgebildeter Lehrer und Zimmermann. Die beiden verliebten sich schnell in den kleinen Weiler im Binntal. «Für mich war schnell klar, dass ich nur hier im ‹Fäld›, – am schönsten, kleinen Dorfplatz der Schweiz – eine Beiz führen würde», sagt Ernst Ledermann rückblickend. Weil der Ort ein Mekka für Tourenfahrer und Schneeschuhwanderer ist, haben die beiden ihre Beiz sogar im Winter geöffnet. Neben dem «Bärgkristall» ist im «Fäld» noch ein weiteres Gebäude öffentlich zugänglich. Das Mineralien-Museum von André Gorsatt, der mit seiner Schwester hier lebt. «Das Museum umfasst die grösste Sammlung von Mineralien aus dem Binntal», sagt Gorsatt nicht ohne Stolz. «In anderen Museen gibt es höchstens eine Vitrine mit Steinen von hier zu sehen», ergänzt er. Für sein Lebenswerk wurde er sogar mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet.

Öffentliche Anbindung

«Für uns ist es ein Vorteil, wenn ­Initiativen wie die von André Gorsatt oder von Ledermanns aus der Region selbst kommen, die wir unterstützen können», meint Dominique Weissen, Geschäftsführerin des Landschaftsparks Binntal. So gehen die im Sommer erwirtschafteten Gewinne nicht gleich wieder für die Betriebskosten im Winter drauf. Bereits den zweiten Winter in Folge bietet der Landschaftspark den Schneetourenbus an. Dieser fährt, sofern sich mindestens zwei Personen angemeldet haben, an Wochenenden um 8.10 Uhr ab Ernen in einer knappen halben Stunde bis «Fäld» – unmittelbar nach Ankunft aber bereits wieder zurück. Er fährt zwischen zwei fahrplanmässigen Postautokursen nach Binn. «Eine Stunde früher wäre für Reisende aus der Deutschschweiz zu früh, eine Stunde später bereits wieder zu spät», so Weissen. Letztes Jahr wurde der Schneetourenbus bereits angeboten, wurde aber noch nicht den Erwartungen entsprechend genutzt. «Jedes neue Angebot braucht seine Anlaufzeit», erklärt Weissen den Grund, weshalb der Bus seit Anfang Februar wieder verkehrt – trotz vorhersehbarem Defizit. Im Sommer, wenn der Bus Alpin die ganze Woche über mehrmals täglich hin- und zurückfährt, nutzen bis zu 10 000 Fahrgäste den öffentlichen Verkehr.

Geheimtipp im Winter

Bei Ankunft des ersten Busses wird das Mineralien-Museum geöffnet. Im Winter gilt der Weiler «Fäld» noch als Geheimtipp, der sich aber zunehmender Beliebtheit erfreut. Trotzdem wünscht sich Gorsatt noch Wegweiser, die ab Binn zu seinem Mineralien-Museum führen. Ledermanns hingegen wären froh, wenn ein Bus am späteren Nachmittag vom «Fäld» zurück nach Ernen fahren würde. Derweil führt André Gorsatt seine Besucher auch ohne feste Öffnungszeiten durch sein Museum. Oft sind es Gäste, die in Ledermanns Herberge übernachten – und deren Kinder abends während den Melkzeiten Bauer Peter Zumthurm einen Besuch abstatten.

Christian Zufferey

Artikel

Kommentare

Noch kein Kommentar

Kommentar

schreiben

Loggen Sie sich ein, um Kommentare schreiben zu können.

zum Login

Sitemap

Impressum

MENGIS GRUPPE

Pomonastrasse 12
3930 Visp
Tel. +41 (0)27 948 30 30
Fax. +41 (0)27 948 30 31