Region | Blatten

«Ich mag das Brauchtum»

Bruno Ritler in seiner Werkstatt mit seiner Lieblingsmaske.
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Bruno Ritler in seiner Werkstatt mit seiner Lieblingsmaske.
Foto: zvg

Ein Gruselkabinett: Die Larven in der Werkstatt von Bruno Ritler.
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Ein Gruselkabinett: Die Larven in der Werkstatt von Bruno Ritler.
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Grrrrr: Böse und grimmig schaut diese Larve drein.
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Grrrrr: Böse und grimmig schaut diese Larve drein.
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Quelle: RZ 0

Blatten | Bruno Ritler (36) ist leidenschaftlicher Maskenschnitzer. Über 100 Larven hängen in seiner Werkstatt. Ein Besuch beim «Herr der Larven».

Es ist ein kalter Winterabend in Blatten im Lötschental. Das Dorf liegt ruhig und verträumt. Nur das Rauschen der ‹Lonza› unterbricht die monotone Stille. Doch da, plötzlich, ein blecherner Klang ist zu hören. Den Besucher fröstelt. Es ist Fasnacht im Lötschental, die «Tschäggättä» sind los.

Gruselkabinett an den Wänden

Im Maskenkeller ist Bruno Ritler damit beschäftigt, die Larven zu ordnen. Vor zwanzig Jahren hat er damit angefangen, eigene Masken zu schnitzen. Jetzt zeigt er stolz seine Arbeit der vergangenen Jahre. Über hundert Masken schauen hämisch grinsend, lachend, boshaft oder schelmisch von den Wänden. Dazu sind verschiedene Felle fein säuberlich aufgereiht. Genauso wie mehrere Paar Schuhe, Gamaschen, «Triämhändschn» und Treicheln, die Ritler über all die Jahre mit seinen Kollegen zusammen gekauft, gesammelt oder in eigener Handarbeit wieder instandgestellt hat.

Talentierter Schnitzer

Ritler strahlt eine eigenartige Ruhe aus, wenn er von «seinem» Brauchtum spricht. Schon als Bub sei er von den grossen, geheimnisvollen Figuren fasziniert gewesen. «Darum wollte ich schon immer eine eigene Larve schnitzen», erinnert er sich, während er seine Pfeife stopft. «Nach und nach habe ich mir das Handwerk selber beigebracht und meine ersten eigenen Larven kreiert.» Dass seine ersten Versuche als Larvenschnitzer gescheitert sind, darüber kann er lachen. Heute zählt er nämlich zu den arrivierten Schnitzern im Tal, auch wenn er das so nie sagen würde. Zu bescheiden ist er in seinem Wesen, zu zurückhaltend in seiner Art. Ritler sucht nicht die Öffentlichkeit. Er fühlt sich wohl in seinem Maskenkeller unter all den Gnomen, Fratzen und Kobolden. Das ist seine Welt.

Kreatives Schaffen

«Ich mag das Brauchtum und ich mag das Schnitzen», so einfach bringt es Ritler auf den Punkt. Wenn es kälter wird und die Tage kürzer werden, dann hört man zuweilen ein Hämmern und Klopfen aus seiner Werkstatt. Dann nämlich, wenn er ein Sück Arvenholz bearbeitet. Dabei lässt er seiner Fantasie freien Lauf. Mit seiner filigranen Technik erweckt er das Stück Holz zum Leben. Die Augen werden ausgehöhlt, die Nase wird geschnitzt und ein hämisches Grinsen entsteht. Schliesslich wird die Larve bemalt und der Larvenpelz aufgezogen. Fertig ist die «Tschäggättu-Larva».

Touristisches Magnet

Rund 30 Stunden dauert es, bis eine Tragmaske fertig ist. «Wenn mir die Arbeit von der Hand geht, habe ich im Schnitt rund zwei Wochen an einer Larve», sagt Ritler. Jede seiner Masken ist ihm dabei ans Herz gewachsen. Nur ungern verkauft oder tauscht er seine Larven mit einem anderen Schnitzer. «Meine Masken gehören nicht in einen Souvenirladen oder an eine Wand, sondern sollen während der Fasnacht getragen werden», sagt Ritler, der die touristische Entwicklung des Brauchs mit einem gewissen Argwohn beobachtet. «Meiner Meinung nach wird der Brauch zu sehr exportiert. Die Leute sollen ins Lötschental kommen, wenn sie die ‹Tschäggättä› sehen wollen und nicht umgekehrt.» Dass er mit dieser Meinung auch mal aneckt, ist dem leidenschaftlichen Jäger egal. Am «Feistn Frontag», einem der Höhepunkte der Lötschentaler Fasnacht, wird Ritler wieder ein paar Kollegen sein Material ausleihen, damit sie am «Tschäggättu-Luf» durch das ganze Teil teilnehmen können. Wird er selber auch mitlaufen? «Das verrate ich nicht», sagt er und setzt ein vielsagendes Grinsen auf.

Walter Bellwald

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