Die Aargauerin Yvonne Vogt wohnt seit über 15 Jahren im Goms. Sie ist Präsidentin des Ski­clubs Obergoms, Fan des HC Davos und wohnt in einem ehemaligen Stall.

«Ich fühle mich in der Zwischenzeit mehr als Walliserin denn als Aargauerin», sagt Yvonne Vogt in unverkenn­barem Aargauer Dialekt. «Diesen behalte ich bei», erklärt die 58-Jährige schmunzelnd. Da sie im Goms mittlerweile gut integriert sei, so sei das auch kein Problem. Zudem sei sie immer schon offen auf andere Menschen zugegangen. «Das hat mir enorm geholfen, vor allem auch zum Zeitpunkt, als ich definitiv ins Goms gezogen bin.»

Langjähriger Bezug zum Goms

Yvonne Vogt lebt zwar seit 1999 temporär im Goms, hat aber schon viel länger einen grossen Bezug zur Region. «Mein Mann André organisierte seit 1985 mit seinem damaligen Skiclub Homberg (AG) regelmässig Langlauflager im Goms», erklärt sie. Zwölf Jahre lang. Daneben kehren Vogts mehrere Male mit ihrem Sohn Urs zu Ferienzwecken zurück in die Region. «Dabei standen wir immer in Kontakt zu den Einheimischen.» Mit den Jahren kennt man sich. 1995 kaufen Vogts in Geschinen einen Stall. «Wir fühlten uns im Goms einfach wohl und wollten dort etwas Eigenes besitzen», erklärt sie. Diesen bauen sie zu einer Wohnung um. Irgendwann setzt Vogts Sohn Urs auf die Karte Langlaufsport. «Er wollte aber gleichzeitig noch eine Berufslehre als Schreiner machen», erklärt sie. Nach längerer Suche in der ganzen Schweiz finden Vogts in Fiesch einen Lehrbetrieb, welcher die Kombination zwischen Sport und Berufslehre ermöglicht.

Pendeln zwischen Aargau und Wallis

1999 beginnt Urs die Lehre in Fiesch und wohnt in Geschinen. Yvonne Vogt erzählt schmunzelnd: «Irgendwann hat Urs dann festgestellt, dass alleine wohnen doch nicht so einfach ist.» Yvonne Vogt beginnt zwischen ihrem damaligen Wohnort Wohlen (AG) und Geschinen zu pendeln. «Im Goms war ich recht schnell unterbeschäftigt. Mein Sohn war bei der Arbeit und mein Mann nicht da», sagt sie. Sie findet­ ­eine Teilzeitanstellung im Verkauf in Ulrichen­. 2001 wird bei der Spitex eine­ Stelle frei. Als gelernte Pflegefachfrau bewirbt sie sich und bekommt die Stelle­. «Meine Arbeit hat mir bei der Integration sehr geholfen», blickt Vogt zurück. Plötzlich sei sie im direkten Kontakt mit den Familien und in deren Wohnungen gestanden. «Sowohl die Patienten als auch deren Angehörigen hatten viel Zutrauen zu mir.» Das, verbunden mit ihrer offenen Art, habe ganz gut harmoniert.

Wie die Jungfrau zum Kind

«Ich war immer schon ein Vereinsmensch», erklärt sie. Darum sei es auch nicht verwunderlich gewesen, dass sie im Jahre 2000 in den Vorstand des Skiclubs Obergoms gewählt worden sei. Vorerst als Kassier. Zwei Jahre später steht der Skiclub ohne Präsidenten, aber auch ohne Nachfolger da. Zehn Minuten vor der GV ruft Yvonne ihren Mann André an und fragt: «Soll ich mich dafür zur Verfügung stellen? Wenn ja, brauche ich deine Hilfe.» Dieser willigt ein. Sie sagt zu und wird gewählt. Sie blickt zurück. So richtig bewusst sei ihr ihre Zusage erst am nächsten Morgen geworden. Da habe man ihr auf der Strasse zur Wahl gratuliert mit den Worten: «Nicht mal ein Einheimischer, sondern «än Üssri» und dann noch eine Frau!»

Aller Anfang ist schwierig

Zu Beginn ihrer Amtszeit habe sie einen entsprechend breiten Rücken gebraucht. Im Laufe der Jahre habe sie gewisse Dinge im Verein angepasst und verändert. «Mittlerweile bin ich absolut akzeptiert», erklärt sie. 2014 zieht ihr Mann André ebenfalls fix nach Geschinen. Bis zu diesem Zeitpunkt ist Yvonne Vogt lediglich Wochenendaufenthalterin.

Mehr als nur Präsidentin

Wie sie weitererzählt, werde sie heute oftmals nur als Präsidentin des Skiclubs wahrgenommen. Dann heisse es sofort: «So, wie gehts im Club?» Damit habe sie oft Mühe. «Ich bin mehr als nur die Präsidentin des Skiclubs. Dahinter steckt ein Mensch und der heisst Yvonne. Daneben ist sie ein grosser Sportfan. Langlauf allgemein, Bayern München, HC Davos oder aber Schwingen verfolgt sie intensiv. «Manchmal bin ich vor dem Fernsehen kaum zu halten. So fest fiebere ich mit.» Wie lange sie denn noch Skiclub-Präsidentin bleiben wird? «Mal sehen. Langsam möchte ich es schon jemand Jüngerem übergeben», und fügt lachend hinzu: «Dann hätte ich noch mehr Zeit, um mit Schal und Flagge unsere Sportler zu unterstützen.»