Region | Ausserberg
Hoffnung für das Roggenbrot
Die Bäckerei in Ausserberg hat über Nacht dicht gemacht. Sicher ist, mit dem alten Bäcker geht es nicht weiter, dennoch gibt es Hoffnung für das bekannte Roggenbrot.
Im Suonendorf wird derzeit kein eigenes Brot mehr gebacken, die traditionsreiche Bäckerei gibt es nicht mehr. Dabei ist nicht ganz klar, seit wann die Bäckerei geschlossen ist. Bäcker A. J. (Name der Redaktion bekannt) wollte ursprünglich nur Bertriebsferien machen, und kündigte dies auf einem Schild im Laden an. Doch der Bäcker kam offenbar nie mehr aus den Ferien zurück. Der Besitzer der Bäckerei, Gottlieb Schmid, bestätigt: «Momentan ist die Bäckerei geschlossen. Der alte Bäcker war nicht mehr in der Lage, die Geschäfte weiterzuführen.» Genaueres möchte Schmid nicht sagen.
Niedergang mit Ankündigung?
Die Aufgabe der Bäckerei ist derweil ein bisschen ein Niedergang mit Ankündigung. Bäcker A. J. hatte das Geschäft Ende 2013 vom langjährigen und beliebten Ausserberger Bäcker Gottlieb Schmid übernommen, der mit 75 Jahren in Pension gegangen war. Schon bald danach wurden im Dorf Stimmen laut, der neue Bäcker sei unzuverlässig, halte sich nicht an Absprachen und Öffnungszeiten. Teilweise wurden grössere Brotbestellungen lieber aus Raron statt aus dem eigenen Dorf bezogen, der Zuverlässigkeit zuliebe, wie die RZ weiss. Besitzer Schmid nimmt seinen vormaligen Bäcker aber etwas in Schutz. «Sicher, es lief nicht alles ganz so, wie wir uns das erhofft hatten, allerdings wurde auch einiges erzählt, das effektiv nicht der Wahrheit entspricht.»
Rettungsaktion angelaufen
Auch der Ausserberger Gemeindepräsident Christoph Meichtry ist wenig erfreut über die momentane Aufgabe der Bäckerei. «Ist sehr schade, dass in Ausserberg kein Brot mehr gebacken wird», sagt er. «Nun müssen mir uns halt mit Brot aus Raron behelfen.» Besonders macht Meichtry zu schaffen, dass auch das landesweit bekannte Roggenbrot verschwindet. «Unser Roggenbrot war ein Kulturgut, das nun akut bedroht ist.» Der ehemalige Bäcker, Gottlieb Schmid, macht jedoch Hoffnung. «Das Ausserberger Roggenbrot ist nicht gestorben. Wir tun alles, damit es auch in Zukunft Roggenbrot aus dem Suonendorf gibt.» Derzeit sei man dabei, nach Lösungen und Partnern zu suchen. «Mehr möchte ich aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, es ist noch zu viel offen», betont Schmid. Eine enorm grosse Rolle spielt dabei der Erhalt des sogenannten Mutterteigs, die Basis für das Roggenbrot. «Wir konnten den Mutterteig, den sogenannten Chef, retten und pflegen ihn solange, bis wir eine Lösung für die Bäckerei in Ausserberg haben.»
Lange Backtradition
Die Ausserberger Roggenbrottradition wird seit 1947 von Familie Schmid aufrechterhalten. Das Brot ist eines der wenigen, dass zu 100 Prozent aus Walliser Roggenschrot mit einer reinen Sauerteigeinführung gebacken wird. «Das mikrobiologische Gleichgewicht und der hohe Säuregehalt verleihen dem Brot sozusagen Unsterblichkeit», sagt Bäcker Gottlieb Schmid. «Das Brot kann monatelang aufbewahrt werden, ohne dass es von Schimmel befallen wird.» Diese Eigenschaften waren früher für Brot aus den Bergregionen besonders wichtig, da nur alle zwei bis drei Monate Brot auf Vorrat gebacken wurde.
Martin Meul
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