Er beherrscht sein Handwerk wie kaum ein anderer und ist einer der letzten «Tschiffru-Macher» im Oberwallis. Zu Besuch in der Werkstatt von Oswald Jordan.

«Seit 30 Jahren mache ich ‹Tschiffrä›», sagt Oswald Jordan und schaut sich das Tretschbord – den Abschluss der «Tschiffra» – genauer an. Jordan ist ein gesprächiger Typ. Jeden Handgriff erklärt er dem Besucher geduldig, um sich dann wieder in seine Arbeit zu vertiefen.

Haselnussstauden aus Oberitalien

Früher war Jordan Festungswächter. heute ist sein Reich aus Holz. Genauer gesagt aus Haselnussholz. Jeden Herbst fährt er nach Oberitalien, um nach Haselnussstauden zwischen Gondo und Iselle zu suchen. «Hier oben im Simplongebiet hat es zwar auch Haselnussstauden, aber die eignen sich nicht so gut zum Weiterverarbeiten. Weiter unten, auf rund 800 Meter über Meer, wachsen die Haselnussstauden viel schneller und sind dehnbarer», erklärt der Fachmann. Die Stauden werden in längliche Streifen, das sogenannte «Gert», geschnitten und drei bis vier Tage vor dem Verarbeiten ins Wasser gelegt. «Dadurch werden sie elastischer und lassen sich besser dehnen», sagt Jordan. Der Mann muss es wissen: Über 1000 «Tschiffrä» hat er schon hergestellt. Und weitere sollen es werden. «Für die nächsten zwei Jahre sind meine Auftragsbücher voll», sagt Jordan und lacht.

Fingerfertigkeit und Geduld

Rund 60 Stunden braucht Jordan für eine grosse «Tschiffra». Knapp ein Drittel Zeit braucht er für eine kleine. Waren die «Tschiffrä» früher als Tragkörbe begehrt, werden sie heute mehrheitlich als Souvenirs verkauft. Fingerfertigkeit und Geduld sind gefragt, um eine «Tschiffra» herzustellen. Jordan fertigt das sogenannte «Italiener Modell» an. Diese «Tschiffrä» sind zwar weniger hoch, dafür haben sie ein grösseres Fassungsvolumen.