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Grossfusion in Östlich Raron?
Oberwallis | Oberwallis / Gibt es bald nur noch eine Gemeinde im Bezirk Östlich Raron? Wer einen Zusammenschluss anstrebt und wer sich dagegen streubt.
Die Aussage schlägt hohe Wellen: «Vieles wäre einfacher, wenn die Gemeinden des Bezirks Östlich Raron fusionieren würden», sagt Peter Albrecht, Gemeindepräsident von der Riederalp gegenüber der RZ (siehe Seite 13). Während sich auch der Gemeindepräsident der Bettmeralp eine Fusion vorstellen kann, stösst die Idee bei den anderen Gemeinden (noch) auf wenig Interesse.
Bister in fünf Minuten fusioniert
Von der Idee der Gesamtfusion im Bezirk Östlich Raron hat Iwan Eyholzer, Gemeindepräsident der Bettmeralp, schon vermehrt gehört. Für ihn ist klar: «Eine solche Fusion macht in absehbarer Zeit Sinn.» Wie in vielen anderen kleinen Gemeinden auch, sei es für die Bettmeralp nicht einfach, Leute für den Gemeinderat oder eine kommunale Verwaltung zu gewinnen. Deshalb müsse man sich mit einer Fusion zur Gemeinde Aletsch beschäftigen. Eyholzer ist sicher, dass davon sämtliche Gemeinden im Bezirk profitieren könnten. Neben den allgemeinen Fusionsvorbereitungen sieht Eyholzer die grösste Herausforderung bei einer allfälligen Fusion darin, die Bevölkerung bezüglich einem Zusammenschluss zu sensibilisieren. «Ein Wandel im Kopf braucht Zeit», sagt er. Wie viel Zeit? «Vermutlich zehn Jahre», so Eyholzer. In Bister – mit derzeit 33 Einwohnern die Gemeinde mit der tiefsten Bevölkerungszahl im Bezirk – zeigt sich Gemeindepräsident Edwin Zeiter wenig überrascht von Albrechts Worten. «Bereits die Gemeinden Grengiols und Mörel-Filet wollten mit uns fusionieren», sagt er. Für die Gemeinde ist eine Fusion jedoch kein Thema. «Ein Zusammenschluss ist teuer und meist kompliziert, deshalb werden wir solange eigenständig bleiben, wie wir nur können.» Zeiter weiss, dass dieses Unterfangen nicht einfach ist. Fällt ein Gemeinderat aus und es lässt sich kein Nachfolger finden, kann eine Fusion schnell zum Thema werden. Auch dann ist der Gemeindepräsident offen. «Bister wäre in fünf Minuten fusioniert», sagt er.
Mörel-Filet und Bitsch dagegen
Von einer Fusion will Irmina Imesch-Studer, Gemeindepräsidentin in Mörel-Filet, nichts wissen. «Als vor sechs Jahren die Gemeinden Mörel und Filet fusionierten, fragten wir die umliegenden Kommunen an, wobei wir überall auf Ablehnung stiessen», erinnert sie sich. Auch wenn bei einer erneuten Fusion «zwingend alle Gemeinden im Bezirk» integriert sein müssten, bekunde Mörel-Filet derzeit kein Interesse. Ausschliessen wolle man für die Zukunft dennoch nichts, denn nach einer Fusion wäre der Auftritt einer Grossgemeinde gewiss gewichtiger. Doch Imesch-Studer weiss, dass über eine Fusion oft dann debattiert wird, wenn (zu) wenig Leute für die Ausübung öffentlicher Ämter in der Gemeinde zur Verfügung stehen. Dies sei trügerisch. «Man darf sich das Ganze nicht zu einfach vorstellen. Nach der Fusion mit Filet hatten wir beispielsweise nicht mehr Alternativen bezüglich Besetzung im Gemeinderat.» Dieses Problem könne man eher mit einer besseren Entlöhnung für die Amtsausführenden lösen. Kein Problem hätte Imesch-Studer mit dem neuen Gemeindenamen. «Auch wenn Mörel-Filet der Hauptort im Bezirk ist, wäre bei einer allfälligen Grossfusion der Name ‹Aletsch› angebracht», sagt sie. Nichts von einer Zusammenlegung sämtlicher Bezirksgemeinden will derzeit Anton Karlen, Gemeindepräsident von Bitsch, wissen. Erst vor einem Jahr habe man über eine Fusion gesprochen und sei zum Entschluss gekommen, weiter erfolgreich mit den Nachbargemeinden zusammenzuarbeiten, jedoch eigenständig zu bleiben. «Im Gegensatz zu den Tourismusgemeinden Bettmeralp und Riederalp ist Bitsch eine Agglomerationsgemeinde, das ist ein wesentlicher Unterschied.» Deshalb, aber auch wegen der geografischen Lage, fühle man sich eher zu Brig-Glis oder Naters hingezogen. Hinzu kommt, dass ein Grossteil der Bitscher Bevölkerung keine Grossfusion Aletsch befürwortet. Denn: Bereits vor vier Jahren startete die Gemeinde eine Umfrage in der Gesamtbevölkerung. Das Resultat war vernichtend: Ganze 80 (!) Prozent sprachen sich für die Eigenständigkeit aus.
Grossfusion mit «Unnergoms»?
Dass über einen Zusammenschluss der Gemeinden in den nächsten Jahren diskutiert wird, befürwortet Klaus Agten, Gemeindepräsident von Grengiols. Er befürchtet jedoch, dass die Grengjer auf der Schattenseite bleiben würden. «Eine allfällige Musikgesellschaft würde tendenziell eher auf der sonnigen Riederalp spielen, als bei uns in Grengiols.» Unter anderem deswegen sei eine Fusion sämtlicher Gemeinden im Bezirk Östlich Raron nicht die ideale Lösung. Agten: «Wenn wir schon fusionieren, müssen wir auch den Landschaftspark Binntal integrieren und deshalb auch das ‹Unnergoms› in die Fusion miteinbeziehen.» Dass damit die Bezirksgrenze gesprengt werde, sei unproblematisch, denn das geschehe spätestens bei der Umsetzung der R21 (Reformen im 21. Jahrhundert), blickt Agten schon ein paar Jahre voraus.
Martin Meul
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