Reckingen-Gluringen | Fahrlässiges Verhalten im Wald
Grillplausch gefährdet Schutzwald
Mitten im Schutzwald wurde ein «wildes» Grillfeuer entfacht. Revierförster Willy Werlen ist geschockt und erklärt, welche Gefahr von solchen Feuern ausgehen kann.
Die Sonne scheint, die Beine sind bereits müde von der Wanderung. Und wenn dann noch der kleine Hunger kommt, wieso nicht eine Pause einlegen und ein paar Cervelats grillieren? Holz hat es ja schliesslich genug. Dies dachten sich wohl auch ein paar Wanderer oberhalb von Reckingen und entfachten gedankenlos ein «wildes» Grillfeuer.
«Absolute Dummheit»
Willy Werlen, Revierförster und Geschäftsführer von Forst Goms, zeigt sich sehr bestürzt über die «wilde» Feuerstelle mitten im Schutzwald oberhalb Reckingens. «Es ist eine absolute Dummheit, an einem Ort wie diesem ein Feuer zu machen. In der Nähe gibt es im Notfall nirgends Wasser», so Werlen. «Es besteht definitiv ein grosses Risiko, dass Bäume durch Funkenflug Feuer fangen und der ganze Schutzwald zerstört werden kann. Doch dieses Risiko ist den Leuten leider nicht bewusst.» Auch die vorherrschende Meinung, es passiere nichts, wenn man das Feuer nach dem Grillieren mit Wasser lösche, zerschlägt der Revierförster. «Die Glut kann in den Wurzeln weiterglimmen und so kann auch noch Tage später ein Feuer ausbrechen.» Dies war vor rund zehn Jahren in Ulrichen der Fall. «Damals wurde das Feuer mit Wasser gelöscht, jedoch haben die Wurzeln weitergeglommen und nach einer Woche kam das Feuer wieder an die Oberfläche», erzählt Werlen. «Dieses Feuer hat sich zum Glück nicht ausgebreitet. Trotzdem ist ein Schaden von rund 10 000 Franken entstanden.»
Eine Million Franken pro Hektar Wald
Besonders stört Willy Werlen, dass im Schutzwald illegal grilliert wurde. Denn, sollte hier ein Brand ausbrechen, wäre der Schaden gleich doppelt gross. «Wie das Wort schon sagt, schützt der Wald das Dorf Reckingen vor Lawinen und wir alle hier wissen, wie wichtig das ist.» 1970 riss in Reckingen eine Lawine 30 Menschen in den Tod. «Sollte sich ein Feuer ausbreiten und den Schutzwald oberhalb des Dorfes zerstören, würde dies eine Million Franken pro Hektar Wald kosten», erklärt Werlen. «Ohne Schutzwald bräuchten wir nämlich künstliche Massnahmen wie beispielsweise Lawinenverbauungen, denn es würde mehr als 100 Jahre dauern, bis der Schutz durch den Wald wieder intakt wäre.» Aus diesen Gründen sei es enorm wichtig, dass die Menschen sich der Gefahr von «wilden» Grillfeuern bewusst seien, sagt Werlen weiter und betont: «In einem Schutzwald sollte nie ein Feuer gemacht werden – unabhängig von der Gefahrenstufe. Wenn wir jemanden auf frischer Tat ertappen, muss er mit einer saftigen Busse rechnen.» Generell empfiehlt der Revierförster, sich beim Feuern im Freien immer zuerst gut zu informieren. «Die Dienststelle für Wald und Landschaft publiziert regelmässig Meldungen zur aktuellen Waldbrandgefahr», sagt Werlen. «Zudem hat die Dienststelle auch Verhaltensregeln für sicheres Feuern im Freien aufgestellt.»
Gebirgswälder nur schwer zugänglich
Auch der zuständige Feuerwehrkommandant Fredy Zumoberhaus ist der Meinung, dass «man in einem Schutzwald nie ein Feuer machen sollte». Und auch an offiziellen Feuerstellen solle man bei grosser bis sehr grosser Gefahrenstufe kein Feuer machen. Zumoberhaus betont ausserdem, dass «gerade Gebirgswälder wegen fehlender Stras-sen nur schwer zugänglich sind, was im Fall der Fälle die Löscharbeiten erheblich erschwert.»
Katrin Biderbost
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