Grächen | Gemeinde und Heizöl-Lieferanten im Clinch
Ölkrieg in Grächen
Weil Oberwalliser Lieferanten kein Heizöl mehr liefern, erhält Grächen Öl neu aus dem Unterwallis. Der Grund: Ein Streit zwischen der Gemeinde und der regionalen Öllobby.
Im Herbst haben Heizöllieferanten Hochsaison. So auch in Grächen. Dort aber befüllt seit Kurzem vermehrt auch ein Unterwalliser Unternehmen die Tanks. «Er liefert zu marktgerechten Preisen. Genauso wie es eigentlich sein sollte, aber bei uns leider nicht mehr der Fall war», sagt der Grächner Gemeindepräsident Christof Biner. Zur Vorgeschichte: Grächens südlicher Dorfteil «Heiminen» ist autofrei. Nur Anwohner dürfen die dortige Dorfstrasse ausschliesslich mit Elektromobilen befahren. Aufgrund dessen und der engen Platzverhältnisse wurde hier Heizöl jeweils durch zwei örtliche Lieferanten mit kleinen Schiltern geliefert. «2013 hörte dann einer der beiden auf. Aufgrund des plötzlichen Monopols des verbleibenden örtlichen Ölumschlagsunternehmers habe dieser für den Transport plötzlich das Doppelte verlangt. Aufgrund von massiven Reaktionen von direkt betroffenen Bewohnern reagierte der Gemeinderat und ermöglichte während bestimmten Wochen und gewissen Voraussetzungen, im besagten Quartier Öl auch mit grösseren Fahrzeugen direkt aus dem Tal anzuliefern. Somit sollte wiederum ein Wettbewerb stattfinden. Dies zeigte bis zum letzten Jahr Wirkung. Dann plötzlich liess der verbleibende örtliche Lieferant verlauten, er stelle die Lieferungen ein. Das Problem dabei: Mehrere Häuser liegen etwas abgelegen und können von den grösseren Fahrzeugen, welche die Konkurrenzlieferanten einsetzen, gar nicht bedient werden. Biner: «Ein örtlicher Garagist zeigte sich spontan bereit, das irgendwie zu übernehmen.» Soweit kam es aber nicht. Denn der verbleibende örtliche Lieferant erfuhr das und lieferte trotz seiner Lieferstopp-Ankündigung weiter. «Das war ein Glücksfall. Denn so konnten die Kunden zwischen zwei Anbietern wählen», sagt Biner.
Ominöses Schreiben
Diesen Sommer nun erhielt die Gemeinde ein Schreiben eines der beiden Lieferanten aus dem Tal. Darin wird gefragt, ob die Gemeinde für eventuelle Erdrutsche der autofreien Strasse die Verantwortung übernimmt? Ohne die Zustimmung dieser Verantwortung werde diese Strasse mit ihren Lastwagen nicht mehr befahren, heisst es weiter. Biner interveniert. Ihm wird dann mitgeteilt, dass die beiden Oberwalliser Firmen, welche seit zwei Jahren Heizöl nach Grächen liefern, aufgrund der «nicht homologierten» Strasse keine Lieferungen mehr durchführen werden. Auch das liess Biner nicht so stehen und wollte wissen, was nun Sache sei. «Die gleichen Unternehmen beliefern ja seit Jahren problemlos andere Grächner Quartiere. Nur hier soll es plötzlich wegen angeblicher Erdrutschgefahr oder anderen nicht nachvollziehbaren Gründen nicht mehr möglich sein. Zumal wir immer eine Lösung wollten und dafür die Anbieter nach deren Bedürfnissen fragten.» Auf eine Antwort wartet Biner vergeblich: «Offenbar will man dem örtlichen Lieferanten wieder zum Monopol verhelfen. Wir lassen uns nicht unter Druck setzen.» Der «Kohlenkontor-Geschäftsführer» Vital Willa, einer der beiden Konkurrenzlieferanten, wehrt sich: «Die Lieferungen stoppten wir, weil die Gemeinde mitteilte, dass für allfällige Schäden an der Strasse der Transporteur haftbar gemacht wird.» Die Gemeinde habe aber nie offiziell informiert, dass die Strassen für 18 Tonnen ausgelegt seien. So hätten sie dieses Risiko nicht eingehen können. Gemäss dem selben Schreiben müsste bei einer Lieferung auf der Strasse mindestens zwei Meter Platz gelassen werden, was bei den engen Strassen nicht möglich sei. «Hier wird nicht mit sauberen Karten gespielt. Das Schreiben, welches wir erhielten, wurde einfach durch ein anderes ersetzt, wo der Haftungsartikel fehlt. Das wurde uns aber nicht weitergeleitet.» Sonst hätten wir von einem Lieferstopp abgesehen.
Peter Abgottspon
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