Region | Goms
Goms will Energieregion werden
Im Goms schiessen Fotovoltaikanlagen und neue Wasserkraftwerke wie Pilze aus dem Boden. Das ehrgeizige Ziel: Das Goms soll die erste Energieregion der Schweizer Alpen werden.
Im Goms investieren gleich mehrere Firmen unabhängig voneinander Millionenbeträge in erneuerbare Energien. Die Forces Motrices Valaisanne (FMV) baut gegenwärtig oberhalb Oberwald ein unterirdisches Laufwasserkraftwerk. Das Wasser der jungen Rhone wird in Gletsch gefasst und 290 Höhenmeter tiefer turbiniert. Swisswinds will am Griespass weitere Windräder bauen. Für drei Windturbinen sind die Vorbereitungsarbeiten für den im nächsten Sommer geplanten Bau bereits angelaufen. Die drei neuen Windräder sollen mit einem Durchmesser von 92 Meter gar noch 22 Meter grösser sein als die 2011 in Betrieb genommene Pilotanlage. Laut Projektleiter Dominik Bittel «produziert eine Anlage Strom für 500 Haushaltungen».
Energie von den Dächern
Zahlreiche kleinere Projekte werden von der Energieregion Goms geplant oder wurden bereits umgesetzt. Dazu gehören etwa Fotovoltaikanlagen auf Lawinenverbauungen in Bellwald und auf den Dächern grosser Ställe. In Oberwald werden Haushaltungen mit Fernwärme aus dem Furka-Basistunnel versorgt und in Niederernen soll ein Energiepark mit einem Pelletwerk und einer landwirtschaftlichen Biogasanlage entstehen, wo etwa Gülle von Bauernhöfen und Grüngutabfälle in Elektrizität umgewandelt werden. Patrizia Imhof, Geschäftsführerin von Energieregion Goms, verfolgt ehrgeizige Ziele: «Das Goms als eine der ersten Energieregionen der Alpen zu positionieren, haben wir bereits erreicht.» Von der Vision einer vollständig unabhängigen Energieversorgung sei man inzwischen aber abgekommen, trotzdem will sie eine nachhaltige, dezentrale und lokale Energiegewinnung fördern.
Gemeinden profitieren
Auch Gemeinden sind beteiligt. Die Gemeinde Obergoms etwa hat sich mit 35 Prozent an der Pilotanlage am Griespass beteiligt und hält 50,5 Prozent der Aktien der Kraftwerk Obergoms AG. Christian Imsand, Präsident der Gemeinde Obergoms, erklärt: «Die Gelder, die durch die Energiegewinnung verdient werden, können in den Tourismus investiert werden. Ausserdem schaffen wir Arbeitsplätze für Familien, die in der Region wohnen und ihre Kinder zur Schule schicken.»
Förderprogramm statt Atomstrom
Um Kraftwerkanlagen zu realisieren, sind jedoch viele Hürden zu nehmen. Für Privatpersonen und Unternehmer, welche grossflächige Dächer von Betriebsgebäuden für die Solarstrom-Produktion zur Verfügung stellen, stellt die Energieregion Goms ihr Know-how zur Verfügung. Patrizia Imhof erklärt: «Wir helfen bei Fragen zur Machbarkeit und Finanzierung einer solche Anlage und informieren über Offerten, Anbieter und staatliche Fördergelder.» Fördermittel sind etwa die «kostendeckende Einspeisevergütung» (KEV), mit deren Hilfe der Bund den Ausstieg aus dem Atomstrom zugunsten erneuerbarer Energien fördert. Die KEV sichert einen für 20 Jahre garantierten Preis für die ins nationale Stromnetz eingespeiste Energie zu. Die breitgefächerten Bemühungen, das Goms nachhaltig und umweltfreundlich mit Energie zu versorgen, scheinen bereits Vorbildfunktion auszuüben. «Wir hatten sogar von Delegationen aus Polen, Brasilien und Chile Besuch», erzählt Imhof. Eine 20-köpfige Delegation, darunter ein chilenischer Vizeminister und der Botschafter, liessen sich über Einzelprojekte und die Hürden, die genommen werden mussten, informieren.
Christian Zufferey
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