Visp | Aktion «72 Stunden»
Für die Bienen: Visper Jugend im freiwilligen Einsatz
Übers vergangene Wochenende engagierten sich Tausende Kinder und Betreuerinnen und Betreuer in der Schweiz im Rahmen der «Aktion 72 Stunden» freiwillig und unentgeltlich für nachhaltige Projekte. Rund 40 junge Menschen aus der Region Visp richteten dafür einen Bienenstand wieder her. Ein Protokoll.
Donnerstag, 18.11 Uhr, Singsaal im Sand, Visp
Im Singsaal im Sand in Visp haben sich rund 40 Kinder und Jugendliche, ein paar Eltern sowie etwa 20 Betreuerinnen und Betreuer der Jugendarbeitsstelle, der Pfadi und der Jubla eingefunden. Punkt 18.11 Uhr fällt der Startschuss zur «Aktion 72 Stunden». Sämtliche 235 Projekte in der Schweiz starten zur selben Zeit. Die alle fünf Jahre stattfindende Aktion steht dieses Mal im Zeichen der «Agenda 2030» der Vereinten Nationen. Zwei der darin enthaltenen Ziele: Stände und Gemeinden nachhaltiger machen und ökologische System schützen. Daher wollen die Visper Kinder und Jugendlichen etwas für diese Ziele tun. Der Plan: Ein alter Bienenstand zwischen Visp und Lalden soll wieder nutzbar gemacht werden. Fabian Andereggen, Imker und Angestellter der Stiftung Emera, erklärt den jungen Leuten, was für Arbeiten dafür anstehen werden und welche Bedeutung Bienen für den Menschen und seine Lebensqualität haben. «Sterben die Bienen aus, ist es auch um den Menschen schlecht bestellt», sagt er. Dann werden die jungen Leute in vier Gruppen eingeteilt, schliesslich sind während den kommenden drei Tagen die unterschiedlichsten Aufgaben wahrzunehmen. Richtig losgehen soll es dann am kommenden Morgen.
Freitag, 10.00 Uhr, Bienenstand zwischen Visp und Lalden
Es herrscht reger Betrieb um und im ehemaligen Bienenstand bei der Umfahrungsstrasse zwischen Visp und Lalden. Einige Jugendliche sind dabei, altes und verlottertes Material, das um den Stand herumliegt, für die spätere Entsorgung zu trennen, während der Rest der Gruppe im Innern des Bienenstands beschäftigt ist. Imker Fabian Andereggen sichtet das Material und entscheidet, was saniert werden kann und was entsorgt werden muss. «Die Bienenkästen, die noch benutzbar sind, werden wir später wieder instandstellen, alles andere kommt auf den Müll», sagt er. Für die Kinder und Jugendlichen heisst das vor allem eins: schwer schleppen, denn auch die Kästen, die weiterhin genutzt werden sollen, müssen für den Transport zum OS-Schulhaus bereit gemacht und verladen werden. Die Sanierungsarbeiten werden nämlich dort stattfinden. Trotz harter Arbeit und frostiger Temperaturen ist die Stimmung gut. «Ich finde es schön, wieder einmal etwas mit der Jubla zu unternehmen», sagt stellvertretend die zwölfjährige Chérine Djerrah.
Freitag, 12.00 Uhr, Küche OS-Schulhaus, Visp
In der Küche der OS Visp herrscht reger Betrieb. Denn auch die Verpflegung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der «Aktion 72 Stunden» ist Sache der Kinder und Jugendlichen. «Ich habe einiges dazugelernt, was das Kochen betrifft», sagt die Drittklässlerin Jana Lorenz. «Ganz besonders freue ich mich auf das Kuchenbacken am Nachmittag.» Die verwendeten Lebensmittel wurden indes von den Eltern der Teilnehmer gespendet, denn die ganze Aktion soll möglichst kostendeckend sein.
Samstag, 10.00 Uhr, «Jugi», Visp
Zur «Aktion 72 Stunden» gehört für die Kinder und Jugendlichen auch das Mitwirken in einem Medienteam. Im «Jugi» in Visp gestalten die jungen Leute daher nach eigenen Ideen Plakate zum Thema Bienen und Bienensterben. Das soll dazu anregen, sich der Bedeutung der Insekten für das Leben auf der Erde bewusst zu werden. Einige Kinder gehen dabei äusserst kreative Wege. So gestaltet eine Gruppe einen Comic. «Unsere kleine Biene ist eine Heldin, sie rettet einen Marienkäfer aus einer misslichen Lage», sagt die zehnjährige Maya Frei. Daneben produzieren die Kinder eine «Tagesschau», in der sie sich in verschiedenen Beiträgen mit dem Thema Bienen, Bienensterben und dessen Auswirkungen auf die globale Ökologie befassen.
Samstag, 11.30 Uhr, OS-Werkraum, Visp
Im Werkraum der OS Visp liegt Holzmehl in der Luft. Die Bienenkästen, die tags zuvor aus dem Bienenstand ausgebaut wurden, werden von den Kindern und Jugendlichen auf Vordermann gebracht. Es wird geschliffen, desinfiziert und gemalt. «Besonders zentral ist, dass wir die Kästen zuerst ausdampfen, bevor wir weiter damit arbeiten», erklärt Projektleiter und Jugendarbeiter Daniel Willa. «Nur so können wir sichergehen, dass die Bienen, welche die Kästen in Zukunft bewohnen sollen, nicht geschädigt werden.» Besonders grossen Anklang findet bei den jungen Leuten das Bemalen der Flugbretter, also der sichtbaren, farbigen Elemente eines Bienenstands. Es wird darüber debattiert, welche Farbe die Bienen wohl am meisten mögen werden und ob man die Bretter nicht mit Mustern und Bildern verzieren könnte.
Sonntag, 15.00 Uhr, Singsaal im Sand, Visp
Die sanierten Bienenkästen sind wieder am Bienenstand eingesetzt worden. Die Aktion steuert ihrem Ende entgegen. Das will natürlich gefeiert werden. Dazu haben sich im Singsaal im Sand die Kinder und ihre Eltern eingefunden. Die Plakate, die in der Mediengruppe gestaltet wurden, zieren die Wände, es gibt selbst gebackenen Kuchen und auf der Leinwand läuft die selbst gedrehte «Tagesschau». Projektleiter Willa zieht ein positives Fazit. «Ich denke, die Kinder und Jugendlichen konnten einiges zum Thema Nachhaltigkeit und Bedeutung der Bienen mitnehmen», sagt er. «Zudem wurden viele neue Kontakte zwischen den jungen Leuten geknüpft. Wir sind sehr zufrieden.» Alles habe gut funktioniert, nicht zuletzt auch dank der grossen Erfahrung und Professionalität der Betreuerinnen und Betreuer von Pfadi, Jubla und der Jugendarbeitsstelle Visp, so Willa. Im Bienenhaus soll es indes schon bald geschäftig zu und her gehen. Die Stiftung Emera plant das Bienenhaus ab Frühsommer mit ihren Bewohnerinnen und Bewohnern als Ausbildungsplatz für Jungimkerinnen und Jungimker zu betreiben. Dafür wird in einer Kollekte auch Geld gesammelt; es kommen fast 800 Franken zusammen. Diese werden natürlich direkt dem Leiter der Stiftung Emera, Dario Andenmatten, übergeben. Dann machen sich die jungen Leute langsam auf den Heimweg. Ein intensives, aber auch sehr spannendes Projekt geht zu Ende.
Martin Meul
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