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Ex-Religionslehrerin rechnet mit Oberwalliser Öffentlichkeit ab
Die ehemalige Religionslehrerin Edith Kuonen hat ein Buch über die Vorgänge rund um ihre Entlassung als Lehrkraft geschrieben. Darin erhebt sie schwere Vorwürfe gegen das Bistum und das Bildungsdepartement.
Der Fall der Religionslehrerin Edith Kuonen, vormals Inderkummen-Kuonen, sorgte in den Jahren 2012/13 für Schlagzeilen im Oberwallis. Kuonen war als Religionslehrerin an der Schule Brig nach Querelen mit dem Bistum entlassen worden. Der damalige Bischof Norbert Brunner hatte ihr die Lehrbefugnis für den konfessionellen Religionsunterricht entzogen, nachdem Kuonen ihren Austritt aus der römisch-katholischen Kirche erklärt hatte. Der zuständige Staatsrat, in der Person von Oskar Freysinger, bestätigte die Entlassung von Kuonen im Jahr 2013. Begleitet wurde das Ganze von einem medialen Schlagabtausch. Die Stadtgemeinde Brig-Glis beispielsweise sah sich gar genötigt, eine Pressekonferenz abzuhalten, wobei die Verantwortlichen erklärten, sie seien in keiner Weise verantwortlich für die Vorgänge rund um Kuonen. Ein Rekurs von Kuonen gegen ihre Kündigung wurde im Jahr 2014 definitiv vom Staatsrat abgelehnt.
Ihre Sicht der Dinge
Vor Kurzem legte Kuonen, von der Öffentlichkeit kaum bemerkt, ihre Sicht der Dinge in einem Buch dar. Unter dem Titel «Meine Geschichte mit Staat und Kirche» veröffentlichte die Ex-Religionslehrerin auf 259 Seiten ein Werk, in dem sie die Vorgänge um ihre Person aus ihrer Sicht schildert und ihren Austritt aus der römisch-katholischen Kirche erklärt. Dabei erhebt Kuonen einige Vorwürfe gegenüber dem Bistum und den Staat Wallis. So schreibt Kuonen beispielsweise, dass sie vom zuständigen Schuldirektor dazu gedrängt worden sei, selbst ihre Kündigung einzureichen, da sich die Schule «keinen Skandal wie die Kruzifix-Affäre um Valentin Abgottspon leisten könne», oder dass sie nach Bekanntwerden ihres Austritts aus der Kirche schikanenmässig durch den Schulinspektor kontrolliert worden sei.
«Am Existenzminimum»
In ihrem Buch schreibt Kuonen auch von ihrem Kampf darum, weiterhin als Lehrerin unterrichten zu können. So habe ihr die Schulleitung zugesichert, dass sie weiterhin das konfessionslose Fach Ethik-Religion-Gesellschaft unterrichten könne und nur auf die konfessionellen Religionsstunden verzichten müsse. Allerdings sei die Schule unter dem Druck des Bischofs eingeknickt, «scheinbar wider jeglicher Vernunft und Integrität», weshalb sie schlussendlich den Gang zum Arbeitsamt habe antreten müssen. Nachfolgend beschreibt Kuonen ihren Kampf mit der Behörde, wobei sie schildert, wie sie aufgrund einer Hinhaltetaktik beinahe unter das Existenzminimum abgerutscht sei. Die Passagen über Ereignisse im Nachgang ihrer Kündigung sind derweil durchsetzt mit Einschätzungen der zum Judentum konvertierten Kuonen über Antisemitismus, die katholische Kirche und die Rolle der Medien, die über den Fall berichteten.
Martin Meul
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