Region | Finanzierung der Seilbahnen
«Es ist nicht Grundaufgabe einer Gemeinde, eine Bergbahn zu betreiben»
Die Bergbahnen stecken in einer tiefen Krise. Vor allem die finanziellen Beteiligungen der Gemeinden an den Bahnen könnten wichtigen Anpassungen im Wege stehen.
Für viele Bergbahnen im Wallis dürfte die Saison 2015/2016 zum grossen Gratmesser für die Zukunft werden. Es ist die Saison der späten Schneefälle, des starken Frankens und der Erkenntnis, dass das Geld definitiv knapp zu werden droht.
Keine Gäste, kein Geld
In fast allen Berichten, die Ausnahmen sind rar, geht es grundsätzlich immer um die gleichen zwei Probleme. Da wären einerseits die fehlenden Gäste. Die Logiernächte sind rückläufig, die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Verzeichnete man auf dem Kantonsgebiet im Jahr 2005 noch 4,5 Millionen Übernachtungen, so waren es im vergangenen Jahr gerade noch 3,7 Millionen. Allein im letzten Jahr betrug der Rückgang gegenüber dem Vorjahr 3,8 Prozent. Allerdings war nicht der gesamte Schweizer Tourismus davon betroffen. Zwar musste landesweit 2015 ebenfalls ein Rückgang der Logiernächte hingenommen werden, jedoch betrug dieser nur 0,8 Prozent. Einzelne Regionen konnten sogar zulegen, vorneweg die Städte wie Zürich oder Basel. Die ländlichen Regionen dagegen verloren an Gästen, dem Trend vermochte sich einzig das Berner Oberland mit einem Plus von 0,8 Prozent entgegenzustellen. Doch auch im Oberwallis gab es Ausreisser. So legte Zermatt in den letzten zehn Jahren an Gästen zu und auch Brig-Glis verzeichnete 2015 fast 20 000 Gäste mehr als noch 2005. Allgemein weniger Gäste in den Hotels und Ferienwohnungen heisst in der Konsequenz aber natürlich weniger Menschen, die die Bergbahnen benutzen. Im Kielwasser des Rückgangs der Gäste folgt daher das zweite gros‑
se Problem der Bergbahnen: Es fehlt an Geld. Nicht nur jenes für notwendige Investitionen, einige der Unternehmen schaffen es nicht einmal mehr, ihre laufenden Kosten einzuspielen und sind direkt vom Konkurs bedroht. Die Torrent-Bahnen in Leukerbad beispielsweise befinden sich bereits in der Nachlassstundung. Kaum verwunderlich, wenn man bedenkt, dass im letzten Jahr 90 000 Personen weniger im Bäderdorf übernachteten als noch 2005. Auch die Bergbahnen in Visperterminen befinden sich in finanziellen Nöten. Für das laufende Jahr rechnet man mit einem Verlust von 200 000 Franken. Bis Ende April müssen daher 1,2 Millionen Franken in Form einer Aktienkapitalerhöhung her, sonst ist der Betrieb des Skigebiets massiv gefährdet. Die Bergbahnen in Saas-Fee suchen derweil verzweifelt nach einem Geldgeber, der den Ersatzbau der Spielbodenbahn finanziert, in Eischoll muss die Bevölkerung darüber abstimmen, ob sich Gemeinde und Wohnungsbesitzer an dem Ersatz des in die Jahre gekommenen Sessellifts finanziell beteiligen sollen. 3,9 Millionen Franken werden benötigt, 1,5 Millionen Franken sollen aus der Gemeindekasse kommen, der Rest würde auf die Wohnungsbesitzer entfallen. Hinzu kommt, dass die Bergbahnen bereits eine Menge Schulden angehäuft haben. Der Präsident der Oberwalliser Bergbahnen, Berno Stoffel, sagt: «Ohne die Stationen Zermatt und Verbier betragen die Schulden der Bergbahnen im Wallis rund 430 Millionen Franken.»
Auf der Suche nach Eigenkapital
Allerdings können sich die Bahnen diese Investitionen aus eigener Kraft – Ausnahmen gibt es nur wenige – nicht leisten. Was also tun? Die Lösung liegt für die Unternehmen in einer Art Verstaatlichung. Das benötigte Kapital, welches in Form von Aktienkapitalerhöhungen beschafft wird, stammt zu grossen Teilen aus den Gemeindekassen, schon bald sollen dank zweier Fonds auch Mittel und Bürgschaften aus der Kantonskasse zur Verfügung stehen. Andere Gebiete setzen auf finanzstarke, meist ausländische Investoren. Die Aufnahme von Fremdkapital steht nicht zur Debatte. «Betrachtet man sich die Schulden der Bahnen im Vergleich zu den Erträgen, welche derzeit sinken, so können Projekte derzeit praktisch nur mit Eigenmitteln finanziert werden», erklärt der Präsident der Oberwalliser Bergbahnen. «Folglich müssen die Bahnen ihr Aktienkapital erhöhen.»
Bahnen vor einer Verstaatlichung?
Bei den laufenden Aktienkapitalerhöhungen sind immer Gelder der öffentlichen Hand mit im Spiel. Von einer Verstaatlichung will Berno Stoffel aber nicht sprechen. «Die Gemeinden sind seit jeher finanziell an ihren Bergbahnen beteiligt», sagt er. «Für die Kommunen geht es dabei um die Sicherung von Arbeitsplätzen und einer touristischen Infrastruktur im Dorf.» In Zukunft werden aber nicht nur Gelder der Gemeinden in die Bahnen fliessen, auch der Kanton wird dank zweier staatlicher Fonds zum Geldgeber. «Wenn die Bahnen Gelder vom Kanton erhalten, ist klar, dass dieser ein Auge darauf haben wird, was mit den Mitteln geschieht», sagt Stoffel. «Da der Kanton bis jetzt aber, im Gegensatz zu anderen Regionen im In- und Ausland, nicht finanziell an der Bergbahnen beteiligt ist, sehe ich auch hier nicht die Gefahr einer Verstaatlichung.» Tourismusminister Jean-Michel Cina verweist in diesem Zusammenhang auf die wirtschaftlichen Realitäten. «In einer idealen Welt herrscht der freie Wettbewerb ohne staatliche Eingriffe. Aber man darf nicht naiv sein, dieses Idealbild der Welt existiert nicht», sagt der Staatsrat. Man müsse bedenken, dass sich die Walliser Bergbahnen in einem Wettbewerb mit anderen, ebenfalls vom Staat unterstützten Unternehmen im Alpenraum befinden würden. «Aber wir müssen dabei öffentliche Gelder und Politik auseinanderhalten», sagt der Tourismusminister weiter. «Es ist durchaus legitim, öffentliche Gelder in strategisch wichtige Wirtschaftssektoren zu investieren, aber dies muss immer nach betriebswirtschaftlichen und klar definierten Regeln geschehen. Die Politik darf diese Entscheide in keiner Weise beeinflussen.» Staatsrat Jean-Michel
Cina verweist weiter darauf, dass es sich bei den Fonds des Kantons lediglich um ergänzende Angebote handelt. «Die Finanzierungsinstrumente des Staates sind komplementär zu denen von privaten Investoren, lokalen Organisationen oder externen Finanzpartnern wie den Banken zu verstehen, welche in erster Linie in der Verantwortung für die Finanzierung von Investitionsprojekten sind», sagt Cina. «Der Staat unterstützt zudem nur Projekte, welche ein genügendes Mass an Erfolgspotenzial aufweisen können.» Auch die Aussagen von Jean-Michel Cina bezüglich finanzieller Hilfen in Krisensituationen lassen darauf schliessen, dass der Kanton seinen Einfluss gering halten will. «Es ist klar, dass jede unternehmerische Tätigkeit immer auch Risiken beherbergt und Verluste früher oder später eintreten können», sagt der Tourismusminister. «Der Staat wird in solchen Situationen die Verantwortung für sein eigenes Engagement übernehmen, es ist jedoch ausgeschlossen, dass der Staat dies für das Engagement von Dritten tun wird.» Komme es zum Scheitern einer Gesellschaft, so müsse dieser Misserfolg zwischen den verschiedenen «Stakeholdern» aufgeteilt werden – Aktionäre, Investoren, Finanzierungpartner (inklusive Staat), aber auch der lokalen Bevölkerung und Leistungsträgern innerhalb einer Destination. «Der Staat wird sich in diesen Fällen künftig nicht mehr an Projekten solcher Gesellschaften beteiligen können», erteilt Jean-
Michel Cina allfälligen Rettungsaktionen durch den Kanton eine Absage.
Und die kleinen Bahnen?
Allerdings wären von solchen Szenarien sowieso nur mittlere und grosse Bahnen betroffen. Die Richtlinien für finanzielle Hilfen seitens des Kantons dürften es den kleinen Unternehmen unmöglich machen, Gelder aus dem kantonalen Fonds zu erhalten. Bahnen wie jene in Visperterminen oder Eischoll müssen bei Investitionen vor allem auf die Hilfe der Gemeinden und der Bevölkerung hoffen. Die Urversammlung von Eischoll beispielsweise befindet am 20. März darüber, ob jeder Wohnungsbesitzer im Dorf für den Neubau des Sessellifts über die nächsten 15 Jahre verteilt 6000 Franken bezahlen soll. In Visperterminen versuchen die Verantwortlichen die Einwohner ebenfalls dazu zu bewegen, die Bahnen finanziell abzusichern. Die Bevölkerung soll im besten Fall neue Aktien im Wert von 1,2 Millionen Franken zeichnen.Solche Kapitalbeschaffungsaktionen dürften auf die strategische Ausrichtung der Bahnen mehr Einfluss haben, als Unterstützungen durch den Kanton.
Der Präsident der Oberwalliser Bergbahnen, Berno Stoffel, hält fest: «Wenn Wohnungsbesitzer oder die Bevölkerung die Bahnen mit grossen Beträgen unterstützen, ist es legitim, dass auch ein gewisses Mitspracherecht auf strategischer Ebene einhergeht», sagt er. «Es wäre sicher nicht das Ziel, dass jede betriebliche Entscheidung mitdiskutiert wird, ein Mitspracherecht, was die generelle Marschrichtung betrifft, sollte aber in Betracht gezogen werden.»
«Politik verhindert nötige Schritte»
In den durch den Kanton anstehenden Subventionen und Beiträgen sieht auch Touristik- und Betriebsökonomiedozent Roland Zurbriggen von der Hochschule Wallis (HES-SO Valais/Wallis) in Siders kein Problem. «Ich glaube nicht, dass das Risiko einer Einmischung seitens des Kantons besteht», sagt er. Auch eine finanzielle Beteiligung seitens der Zweitwohnungsbesitzer findet Zurbriggen durchaus legitim. «Bedenkt man, dass die Zweitwohnungsbesitzer die Infrastruktur in den Gemeinden mitnutzen, ist es logisch, dass sie auch daran mitzahlen sollen», so der Experte. «Das gilt nicht nur für die Infrastruktur der Bahnen, sondern auch für jene der Gemeinden, die schliesslich in einer touristischen Gemeinde deutlich grösser sein muss, als sie es wäre, wenn man nur für die Einheimischen planen würde.» Dennoch bereiten die aktuellen Beispiele für Kapitalbeschaffungen dem Tourismusfachmann Bauchschmerzen. Vor allem dem finanziellen Engagement der Gemeinde steht Zurbriggen kritisch gegenüber. «Eigentlich bin ich der Meinung, dass es nicht zu den Grundaufgaben einer Kommune gehört, eine Bergbahn zu unterstützen oder gar zu betreiben. Die Gemeinden sehen in ihrer finanziellen Beteiligung an den Bergbahnen aber eine Sicherung der Basisinfrastruktur und von Arbeitsplätzen», erklärt er. «Grundsätzlich ist das in Ordnung, allerdings bringt ein solches Engagement auch Probleme.» Das Problem liegt für Zurbriggen in der Vermischung von marktwirtschaftlichen Interessen und kommunaler Politik. «Zahlt eine Gemeinde, mit teilweise grossen Beträgen, für eine Bahn, so ist es verständlich, dass das Bedürfnis nach einer gewissen Kontrolle entsteht», sagt er. «Da vor allem auf Gemeindeebene aber viele partikulare Interessen bestehen, werden teilweise schmerzhafte, aber durchaus nötige Entscheidungen verhindert.» Als Beispiel nennt Professor Zurbriggen die Belalp Bahnen. Mit der Inbetriebnahme der neuen Gondelbahn habe man den Transport der Gäste ins Skigebiet massiv verbessert. «Der Betrieb der Bahn ist allerdings teuer, folglich wäre es konsequent, den Betrieb der alten Pendelbahn einzustellen.» Die Konsequenz wäre natürlich, dass Tschuggen seine Bahnanbindung verlieren würde. «Das wäre natürlich politisch sehr hart», sagt Roland Zurbriggen. «Aus diesem Grund wären die Bahnen gut beraten, komplett externe Verwaltungsräte ohne kommunalpolitische Verbindungen einzusetzen.»
«Die Krise ist bereits da»
Auch wenn sich die Gemeinden mit solchen Schritten schwertun, bleibt ihnen nach Ansicht des Tourismusfachmanns kaum eine Alternative. «Es steht ausser Frage, dass einige Bergbahngesellschaften in einer massiven Krise stecken», sagt Roland Zurbriggen. «Wenn man sieht, dass einige Bahnen für die Sicherung des laufenden Betriebs neues Kapital beschaffen müssen, muss man sagen, dass es so nicht weitergehen kann, dass schmerzhafte Schritte nötig sein werden.» Auch der Hoffnung, dass sich die allgemeine Situation des Wintertourismus wieder verbessern wird und dass wieder mehr Gäste kommen werden, glaubt Dozent Zurbriggen nicht. «Der Skitourismus ist ein gesättigter Markt», erklärt er. «Das heisst, jeden Gast, den eine Station gewinnt, muss sie einer anderen wegnehmen.» Gleichzeitig sei es aber nur über die Masse an Gästen möglich, die Erträge einer Destination wieder zu steigern, so Zurbriggen. «Da diese Masse stagniert oder gar abnimmt, heisst das in der Konsequenz, dass Skigebiete entweder fusioniert werden müssen oder dass sie verschwinden werden. Einige Gemeinden müssen sich vorgängig die Frage stellen, wie viel Geld sie noch investieren wollen, nur um den ‹kranken› Patienten noch etwas länger am Leben zu erhalten.» Das Problem der Bahnen und der Gemeinden besteht nämlich nicht nur im Ersatz der in die Jahre gekommenen Anlagen. «Eine neue Anlage ist im Betrieb immer teurer als eine alte», sagt Zurbriggen. «Das bedeutet, dass die Gemeinde nicht nur einkalkulieren muss, wie man den Bau des Sessellifts oder der Gondelbahn finanziert, sondern auch ob der Betrieb langfristig gesichert werden kann.» Betrachtet man sich die Erträge vieler Bahnen, so müsse man sagen, dass dies oft nicht der Fall sei, so Zurbriggen. Eine Preisanpassung nach oben, um höhere Erträge zu erzielen, hält der Tourismusexperte derweil für kaum möglich. «Die Preise für eine Tageskarte im Wallis haben die obere Grenze erreicht», schätzt Zurbriggen. «Weitere Erhöhungen würden die Gäste abschrecken.» Daher bestehe die einzige Möglichkeit, mehr Geld zu verdienen darin, mehr Gäste auf die Pisten zu locken. «Da das Wallis aber recht abgelegen ist, müssen die touristischen Akteure das Angebot dahingehend verbessern, dass Skiferien mit längeren Aufenthalten wieder attraktiver werden, ohne dass man einen Preiszerfall in Kauf nehmen muss.» Dass wieder mehr Gäste ins Wallis kommen müssen, damit die Bergbahnen überhaupt eine langfristige Chance auf ein Überleben haben, steht ausser Frage. Der Präsident der Oberwalliser Bergbahnen und Vizepräsident der Walliser Bergbahnen, Berno Stoffel, schätzt nämlich, dass noch in den nächsten sieben bis zehn Jahren neue Anlagen gebaut werden müssen, um die alten zu ersetzen. Mit hohen Investitionskosten und noch höheren Betriebskosten.
Martin Meul
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Kommentare
Adriano Granello - ↑3↓0
Die krisenresistenten Wintersport Top-Destinationen der Schweiz kann man an einer Hand abzählen. Doch selbst an diesen Orten sind die Bergbahnen in den letzten Jahren wirtschaftlich unter Druck geraten (prominentes Beispiel ist Gstaad, wo nur dank grosszügiger Beteiligung der Gemeinden das Schlimmste abgewendet werden konnte). So ist es naheliegend, dass weniger attraktive Destinationen (insb. ungenügende Höhenlage, fehlende Schneesicherheit, kleines Skigebiet, eher schwer erreichbar, qualitativ ungenügendes Hotellerie-Angebot) noch viel stärker von der veränderten Nachfrage im Schweizer Tourismus betroffen sind. Paradoxerweise erneuert weiterhin fast jede dieser wenig attraktiven Tourismus-Destinationen die maroden Bergbahnen. Und schmeisst damit das (Steuer-)Geld quasi aus dem Fenster. Zwar bleiben die Tourismusorte mit solchen Millionen-Investionen regional untereinander konkurrenzfähig, gegen aussen aber handelt es sich um ein äusserst kostspieliges Nullsummenspiel. Vernunft heisst hier ganz klar: Rückbau der abgeschriebenen Bahnen ohne Ersatz. Auch wenn es emotional sehr schwer fällt, wirtschaftlich geht die Rechnung garantiert auf!
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Hans - ↑13↓9
Eischoll macht das einzig Richtige, mit einem Ja der Einwohner ist der Betrieb der Anlage für die nächsten 20 - 30 Jahre gesichert.
Ohne Opfer der Bevölkerung geht es nicht.
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Schneefeer - ↑19↓3
Das eigentliche Problem und die Ursache für die zurückgehenden Wintersportzahlen und die damit verbundenen Schwierigkeiten für die Bergbahnen sind doch nicht nur der Frankenkurs, sondern insbesondere die seit Jahren fehlenden Investitionen der Schweizer Hotellerie und Ferienwohnungsvermieter in die Substanz. Top Destinationen wie Saas Fee verbreiten mittlerweile einen morbiden Charme weil einfach die Qualität der Unterkünfte im Vergleich zu Österreich und Italien aber auch Frankreich nicht mehr stimmt. Und es ist ja nicht so, als wenn das Geld in der Vergangenheit nicht verdient worden wäre. Eine Bergwelt kann noch so grandios sein, und das ist das Oberwallis ohne Zweifel, wenn die Unterkunft die letzte Renovierung vor 20 Jahren oder noch länger gesehen hat. Noch verwunderlicher ist es zudem, dass es scheinbar vollends am Bewusstsein fehlt, welchen Wettbewerbsvorteil die Gletscherskigebiete zu Zeiten des Klimawandels haben. Trotz Eisschmelze werden sie die einzigen Destinationen sein, die den Wintersport gewährleisten können. Hier sind die Österreicher bei weitem besser aufgestellt. Wenn es nicht zu einem gravierenden Umdenken kommt, wird sich die Entscheidung der Wintersporttouristen und dies schließt die Schweizer Wintersportler mit ein nicht ändern - die Berge sind in Österreich und Italien vielleicht nicht ganz so spektakulär, aber es stimmt das Preis/Leistungsverhältnis.
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Klaus Hensel - ↑6↓3
Und wieder einmal verstehe ich die "Daumen runter" nicht.
Wenn man mal sämtliche SVP-Initiativen der letzten 10 Jahre zusammen nimmt (und das sind einige) und dazu die dazugehörigen Abstimmungsergebnisse statistisch mittelt, (die Zahlen sind im Gegensatz zu den zum Teil nicht nachvollziehbaren SVP-Tortengrafiken vom Webserver der Schweizerichen Eidgenossenschaft für umsonst und en detail nachzulesen!) kommt man zu folgendem Ergebnis:
50% der Schweizer wünschen keine Ausländer im Land.
Für diejeingen, die 50% nicht als "die Hälfte" begreifen:
Jeder Zweite!
Diejenigen, die jetzt einräumen wollen, dass es in nahezu jedem Fall auch nur eine Beteiligung von ca. 50% gab, und mit diesem tumben 'Argument' die Wahrheit auf 25% (was für ein Land, das vom Tourismus leben will, auch schon extrem viel ist) schön rechnen wollen, möchte ich daran erinnern, dass die Schweiz eine Demokratie ist.
Das heisst:
Diejenigen, die nicht zur Urne gehen, schliessen sich (statistisch verteilt) automatisch dem abgestimmten Ergebnis an.
Oder sind die Ergebnisse erst ab einer Wahlbeteiligung von 75..>90% gültig?
Nein. Eben. Also:
Wer nicht wählen geht, stellt sich automatisch hinter das Ergebnis, egal, was bei raus kommt.
Das nennt man auch "die Verantwortung des Stimmberechtigten".
Mir ist ja klar, dass die Eidgenossen zwar keine Ausländer im Land wünschen, die hier leben, arbeiten und Steuern zahlen, aber Touristen mögen's dann doch bitte schon sein.
Das ist genauso shizophren, wie nicht sehen zu wollen, dass dieses Land genau eben wegen der hier lebenden Ausländer und der bilateralen Verträge mit der EU so reich ist.
1 und 1 zusammenrechnen ist halt nicht jedermanns Sache - deswegen machen wir das jetzt mal hier gemeinsam:
In der Schweiz leben ca. 1,2 Millionen EU-Ausländer.
Der mit einsamem Spitzenabstand grösste Anteil der in der Schweiz lebenden Ausländer (ca. 80% stammt aus der EU. Also Ausländer, die aus Staaten kommen, in welchen man sich durchaus einen Urlaub in der Schweiz leisten kann.
Nahezu alle diese Ausländer haben Familie, Freunde und Bekannte zu Hause - die durchaus auch mal auf einen Besuch oder auf Empfehlung in die Ferien in die Schweiz kämen.
Nimmt man die Anzahl dieser Personen mal mit 5 (wahrscheinlich eher höher) an und multipliziert das mit der in der CH lebenden EU-Bürger, kommt man auf potentiell 6 Millionen Touristen - nur aus dieser (erstklassigen) "Quelle".
Abgesehen von den vierteljährlich omnipräsenten Plakaten, die die Haltung der Schweizer gegenüber Fremden immer wieder im öffentlichen Raum sehr deutlich präsentieren:
Was glauben Sie, werden die hier lebenden Ausländern ihren Familien, Freunden und Bekannten zu Hause über die Schweiz erzählen, wo seit Jahren konstant, permanent, ununterbrochen, ständig, unaufhörlich, pausenlos und quasi alle sämtlichen öffentlichen Medienkanäle dominierend gegen sie Front gemacht wird, und ca. 50% der Politik in diesem Land sich quasi nur damit beschäftigen, wie man diese Menschen aus dem Land rausschaffen kann oder ihnen das Leben in der Schweiz zumindest so unbequem wie möglich zu machen, damit sie - obwohl als Arbeitskräfte dringenst benötigt - möglichst schnell freiwillig wieder gehen.
Gerade aktuell:
Nach der Durchsetzungsinitiative, geht's jetzt um die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiave, an der sich immer mehr Parteien neben der SVP mit 'tollen' und zum Teil abenteuerlichen Vorschlägen beteiligen, wie man weniger Ausländer ins Land kriegt und/oder den hier lebenden EU-Ausländern (>6 Mio. pot. Touristen!) das Leben noch weiter vergrätzt, ohne die bilateralen Verträge mit der EU zu gefährden.
Und wenn das - in welcher Form auch immer - vom Tisch sein wird, ist sofort wieder das nächste Thema "Ausländer raus!" an der Tagesordnung.
Das Argument von Denjenigen, die überhaupt rein gar nichts begreifen, was an dieser Stelle üblicherweise annn kommt, ist:
"Dann geh' doch, wenn's Dir nicht passt."
Tu ich wahrscheinlich auch demnächst,
und werde es meinem Arbeitgeber vorher nicht einmal sagen.
Der wird sich dann nur wundern, dass Klaus plötzlich einfach nicht mehr zur Arbeit kommt - scheissegal, wie hoch der aktuelle Projektdruck ist.
Man ist ja ohnehin nur ein überflüssiger Parasit, der nur in dieses Land gekommen ist, um von den hart erarbeiteten Früchten der Eidgenossen zu schmarotzen, sich daneben zu benehmen und deren Kultur zu zerstören - es vergeht seit Jahren keine Woche, wo ich das nicht unter die Nase gerieben bekomme - und habe den Job nur einem Schweizer wegnommen, der es ohnehin sehr viel besser kann.
Dann soll man sich bitte auch einen der Eidgenossen holen, die ohnehin Schlange stehen, für den Job, den ich ihnen wegenommen habe, und dann kann der es dann ab sofort auch nahtlos statt mir weiter machen!
Aber das ist ja gar nicht der Punkt, den ich hier machen will.
Der Punkt ist:
Die ganze Jammerei der Tourismusbranche über den "starken Franken" und ähnliche 'Kleinigkeiten' ist nebensächlich.
Die Schweiz ist kein gastfreundliches Land.
Und das merken auch die Touristen sehr deutlich.
Und wenn sich diesbezüglich nicht grundlegend die Einstellung der Schweizer radikal ändert, wird man allmählich aber ziemlich sicher den Wirtschaftssektor "Tourismus" nach und nach aus dem Budget streichen müssen.
Niemand verlangt von den Schweizern, dass sie plötzlich gastfreundlich werden und Ausländern freundlich und offen begegnen - erst recht nicht, wenn sie es sogar auch noch wagen sollten, den Reichtum dieses Landes zu mehren, weil sie ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen oder gar Geld mitbringen.
Nein.
Aber wenn man Probleme erkennt und dann auch ernsthaft angehen will, muss den Fakten und der Wahrheit auch mal ohne rosarote oder gelb-grüne Sonnenbrille ins nackte Gesicht geschaut werde.
Und die Wahrheit lautet (ich wiederhole mich bewusst):
Die Schweiz ist kein gastfreundliches Land.
Und das merken auch die Touristen sehr deutlich.
Und daher braucht's bald auch keine Diskussionen mehr über die Finanzierung von Bergbahnen, Erschliessung von Gletscherskigebieten, Modernität und Umfang des Erlebnisangebots.... oder Klimawandel....
Das ist am Kernproblem vorbei!
Rüdiger H. - ↑4↓6
Im Wallis ist die Zeit stehen geblieben. Als hätte man die Uhr vor 40 Jahren angehalten. Das mag der ein oder andere schön finden, für mich hatte das etwas gruseliges. Diese schrecklichen Schlager der 70-iger. Und die Schweizer-Dorfjugend tanzte ganz begeistert dazu. Für Außenstehende ist das wirklich sehr befremdlich. Was ist da passiert? Wohin bewegt sich dieses Land? Wie eine einsame Scholle, die völlig selbst bezogen ins Nirwana driftet.
Klaus Hensel - ↑7↓14
Also ich habe gerade eben erst wieder einer vierköpfigen Familie aus Deutschland erfolgreich einen Urlaub in der Schweiz ausgeredet.
Man tut ja, was man kann, um den Volkswillen umzusetzen.
Anbügler - ↑15↓13
...das scheint die Quadratur des Kreises zu sein. Der Sogeffekt von Zermatt, (eingeschränkte Erreichbarkeit) und eine verfehlte Subventionspolitik (=Monopolstellung) für den ÖV, geben den übrigen Bahngesellschaften (und dem Tourismus) im Oberwallis den Rest. Dieser Sogeffekt muss weg. Wer das nicht begreift hat nichts begriffen!
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