Oberwallis | Frühstmöglicher Start am 17. März
Eishockey-Playoffstart im Zeichen des Coronavirus
Zwangspause für die besten Schweizer Eishockeyspieler. Der Playoffstart wird verschoben. Die vier Oberwalliser Teilnehmer äussern sich über Geisterspiele, ihre persönliche Leistung und die Chancen in den Playoffs .
Wegen des Coronavirus ist der ursprünglich auf den 7. März angesetzte Playoffstart in der National League verschoben worden. Die Ligaversammlung des Schweizer Eishockeyverbandes hat entschieden, dass der Spielbetrieb frühestens am 17. März wieder losgehen kann. Was sein wird, wenn sich die Situation auch bis Mitte März noch nicht verbessert hat, ist schwer zu beurteilen. Der Spielraum ist beschränkt, den Start der Playoffs über den 17. März hinaus noch weiter nach hinten zu verschieben. Bereits Anfang Mai soll die Eishockey-Weltmeisterschaft in der Schweiz beginnen. Sollte die Meisterschaft ganz abgesagt werden, so entscheidet die Ligaversammlung, wer Meister oder ob ein Meister ausgerufen wird. Im Reglement ist ein solches Szenario gar nicht vorgesehen. Klar ist, niemand will weitere Geisterspiele ohne Zuschauer wie in den beiden letzten Runden der Quali. Es bleibt zu hoffen, dass der Spuk bald vorbei ist. Wenn die Playoffs dann doch starten, so haben mit Luca Hischier, Yannick-Lennart Albrecht, Yannick Herren und Fabian Heldner gleich vier Oberwalliser Chancen auf den Titelgewinn.
Luca Hischier (25), Stürmer HC Davos
Nach einer zweimonatigen Verletzungspause hat Luca Hischier den Anschluss schnell wieder gefunden und wartete mit guten Leistungen auf. In der Saison eins nach der Ära Del Curto spielte der HC Davos eine starke Qualifikation, die einzig durch die Cupniederlage gegen das unterklassige Ajoie etwas getrübt wird. «Nach der verknorzten letzten Saison, wo wir die Playoffs verpasst hatten, wollten wir eine Reaktion zeigen», sagt Hischier. Angesprochen auf die Geisterspiele am Schluss der Qualifikation meint der 25-Jährige: «Ohne Zuschauer zu spielen, ist schon ein ganz komisches Gefühl. Keine Stimmung, keine Emotionen – der Adrenalinkick fehlt.» Im Viertelfinal trifft der HCD auf Lausanne, wo die beiden Oberwalliser Yannick Herren und Fabian Heldner spielen. Obwohl die Waadtländer eine durchzogene Qualifikation hinlegten, zeigt Hischier Respekt: «In den Playoffs fängt alles bei null an. Jedes Team ist gefährlich. Lausanne hat individuell starke Spieler und der Trainerwechsel gibt ihnen einen zusätzlichen Push.»
Fabian Heldner (23), Verteidiger HC Lausanne
Das Viertelfinalduell Davos gegen Lausanne ist besonders für Fabian Heldner speziell, spielte der Verteidiger in der letzten Saison noch für die Davoser. In der Zwischenzeit hat er sich in Lausanne gut eingelebt: «Ich kannte jahrelang nur das Hockey von Arno. Jetzt habe ich neue Einflüsse kennengelernt und konnte mich weiterentwickeln. Besonders mein Spiel mit dem Puck ist jetzt vielfältiger geworden. Nach vorne kann ich mehr Akzente setzen.» Auch für Heldner waren die letzten beiden Spiele der Qualifikation vor leeren Zuschauerrängen ganz komisch: «Es ist wie beim Training. Und fällt ein Tor, so jubelt niemand auf der Tribüne. Daran muss man sich erst gewöhnen. Ich glaube, die Zuschauer haben einen Einfluss auf die Intensität des Spiels und können uns Spieler zusätzlich pushen.» Den erzwungenen Pausen kann Heldner positive und negative Seiten abgewinnen: «Der Spielrhythmus wird gebrochen, dafür haben wir jetzt zwei Wochen Zeit, uns intensiv auf die Serie gegen Davos vorzubereiten.
Yannick Herren (29), Stürmer HC Lausanne
Seine letzte Saison war schwierig und durch schwere Verletzungen geprägt. In der Zwischenzeit hat sich Yannick Herren wieder gefangen. «Ich bin sehr zufrieden, ich konnte mich wieder etablieren.» Zu den Geisterspielen vor leeren Rängen meint der Stürmer: «Die ersten 10 bis 20 Minuten waren schon sehr ungewohnt, wie beim Training. Es ist extrem komisch, wenn von den Rängen keine Emotionen kommen.» Dass das Anfang Saison hoch gehandelte Lausanne die (eigenen) Erwartungen nicht ganz erfüllen konnte und als Konsequenz kurz vor den Playoffs noch Trainer Ville Peltonen und Sportchef Jan Alston entliess, muss für Herren kein Nachteil sein. «Als Profi erlebt man immer mal wieder eine Trainerentlassung. Ein neuer Coach bringt frischen Wind hinein.» Der zusätzlichen unfreiwilligen Pause wegen des verzögerten Playoffstarts kann Herren trotz Rhythmusverlust auch positive Aspekte abgewinnen. Der neue Trainer Craig MacTavish habe so mehr Zeit, mit dem Team zu arbeiten und seine Ideen umzusetzen.
Yannick-Lennart Albrecht (25), Stürmer EV Zug
Auch für Yannick-Lennart Albrecht haben Geisterspiele einen speziellen Charakter. «Von der Atmosphäre her ist es wie ein Trainingsspiel. Es fehlen die Emotionen und die Energie, die vom Publikum kommt.» Mit seiner eigenen Leistung in dieser Saison ist Albrecht zufrieden: «Ich habe mich weiterentwickelt und auch entsprechende Feedbacks vom Trainerstaff bekommen.» Beim Skoren will der 25-Jährige allerdings noch produktiver werden. In der Qualifikation kam der meist in der vierten Linie stürmende Albrecht auf 13 Skorerpunkte. Nach der letztjährigen Finalniederlage gegen Bern haben sich die Zuger auf diese Saison hin mit Nati-Goalie Leonardo Genoni und Topskorer Grégory Hofmann nochmals massiv verstärkt. Alles andere als der Meistertitel ist in Zug eine Enttäuschung. Das sieht auch Albrecht so. «Wir sind auf allen Positionen sehr gut besetzt. Im letzten Jahr waren wir schon ganz nahe dran und haben es nicht über die Ziellinie gebracht. Dieses Jahr müssen wir es packen.»
Frank O. Salzgeber
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