Gampel-Bratsch | Die Oberwalliser Musikgesellschaften stellen sich vor
Eine Dorfmusik der etwas anderen Art
Als Brassband 1898 gegründet, musiziert die MG «Lonza» inzwischen als Harmonie. «Mit der Übernahme der musikalischen Leitung vor 15 Jahren durch Alex Rüedi entschied der Verein, inskünftig auch Bläser von Holzinstrumenten wie Querflöte oder Saxofon bei sich aufzunehmen», sagt Adrienne Schnyder, welche im dritten Jahr als Präsidentin der MG amtet. Mit dem neuen Dirigenten, der sein Amt von Joseph Rotzer übernahm, habe man mit dem Jazz-Stil zudem eine neue Musikrichtung eingeschlagen. «Diese neue Art der Musikinterpretation inspirierte uns, uns als ‹Dorfmusik der etwas anderen Art› zu bezeichnen», so die erste Präsidentin in der Vereinsgeschichte. Insgesamt zählt der Verein rund 40 Mitglieder, welche von einem fünfköpfigen Gremium angeführt werden. «Inzwischen erfüllen wir in der Besetzung des Vorstands sogar die Frauenquote», fügt die heutige Saxofonistin schmunzelnd an. Konkret: Nebst zwei Männern entscheiden drei Frauen über die Geschicke des Vereins.
An Tagen wie diesen
Nebst den obligaten Musikfesten wie dem «Oberwalliser» oder dem «Bezirk» nimmt die MG «Lonza» seit fünf Jahren regelmässig am Open Air Gampel (OAG) teil. «Wir wurden zum Anlass des 30-Jahr-Jubiläums vom OAG-OK erstmals eingeladen, als Musikgesellschaft bei der Sternenthüllung auf dem ‹Walk of Stars› aufzuspielen», schwärmt die 25-Jährige. Als Ehrengast angekündigt war damals die deutsche Punkrock-Band «Die Toten Hosen». Die Festzeremonie sah vor, dass die MG mit dem Song «Tage wie diese» die Enthüllung musikalisch begleitet. Doch: Der Frontmann fiel kurzfristig krankheitsbedingt aus, sodass die Enthüllung ohne den Stargast über die Bühne ging. «Für uns war dies in dem Moment eine Riesenenttäuschung, da wir uns sehr auf die Begegnung mit den ‹Toten Hosen› freuten», so die Soziologie-Studentin. Als Trost für die missglückte Premiere durfte die Musikgesellschaft kurz vor Mitternacht auf der OAG-Bühne vor dem Gampel-Publikum ihre Interpretation vom einstudierten «Hosen»-Hit zum Besten geben. «Obwohl zu Beginn niemand so richtig wusste, was wir spielten, sang das Publikum spätestens ab dem ersten Refrain lauthals mit», zeigt sie sich noch heute begeistert von der damaligen Stimmung, welche nicht nur bei ihr für Hühnerhaut gesorgt habe.
Jazz im Blut
Für den Verein ist der damalige Stilwechsel auch ein Glücksfall. «Zwar spielen wir an den Musikfesten nicht mehr um die vorderen Plätze mit, doch mit unserem Jazz-Stil öffnen sich auch andere Türen im Musikbereich», sagt Schnyder. Gemeint ist der in diesem Sommer erstmalige Auftritt beim Gampel Jazz-Festival. Die MG, welche seit zwei Jahren von Aron Salzmann geleitet wird, wurde vom OK des Jazz-Festivals für eine Teilnahme angefragt. «Es war beeindruckend, dass wir uns einmal in einem Musikumfeld präsentieren durften, in welchem nicht die MG im Mittelpunkt stand», so die Präsidentin.
Thomas Allet
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