Region | Domodossola
Domo erwartet Walliser Ansturm im Frühling
Domodossola | Ein Euro ist praktisch gleich viel Wert wie ein Schweizer Franken. Das lockt Walliser Schnäppchenjäger nach Domodossola. Der ganz grosse Ansturm wird im April erwartet.
«Der tiefe Eurokurs ist ein Grund, weshalb ich heute nach Domodossola gefahren bin», sagt Amanda Eggel aus Naters. Unpatriotisch – wie Einkaufstouristen zuletzt in den Medien genannt wurden – sei sie deshalb nicht. «Das ist doch natürlich», sagt sie und fügt schmunzelnd an: «Menschlich eben.» Gerade im benachbarten Domodossola haben verschiedene Geschäftsinhaber gespürt, dass die Schweizer Nationalbank den Mindestkurs für den Euro fallen gelassen hat. «Bereits am Wochenende darauf pilgerten wesentlich mehr Schweizer nach Domo», weiss Leandro Graziani, Geschäftsführer des Kleiderladens «Via Vai» in der Bahnhofstrasse. Den ganz grossen Ansturm erwarten die Geschäftsleute in der 18 000 Einwohner grossen Stadt Domodossola jedoch erst im Frühling.
Ansturm auch im Dezember
«Die Schweizer und mit ihnen vor allem die Walliser sind nun auf den Pisten anzutreffen, erst wenn es wärmer wird, finden sie den Weg nach Italien», sagt Giorgio Viroletti vom «Drink Shop» nahe beim Bahnhof. Selber hätte er sich darüber gefreut, wenn die Nationalbank den Euro bereits im Dezember hätte fallen lassen. «Seit Jahren tätigen gerade im Dezember sehr viele Walliser in Domo ihre Weihnachtseinkäufe, das hätte nochmals einen zusätzlichen Schub gegeben», sagt er und lacht. Für seinen Laden, in dem er vor allem Spirituosen verkauft, seien die Touristen im Dezember die wichtigsten Kunden. Generell begrüsse er jedoch zu Beginn des Jahres weniger Gäste in seinem Laden. Trotzdem ist Viroletti überzeugt, dass die Schnäppchenjäger aus der Schweiz im Frühling vermehrt den Weg über die Grenze finden werden. «Der Frühling erreicht Norditalien eher als die Schweiz, bei der aktuellen Euro-Konstellation finden gerade die Walliser bestimmt vermehrt den Weg nach Domo, wenn es wärmer wird.»
«Ihr die Schokolade – wir die Pizza»
Bereits jetzt durfte Samantha Curccio, Verkäuferin im «Hakuna Matata», wo vor allem Kinder- und Babykleider angeboten werden, einen leichten Ansturm von Kunden aus der Schweiz feststellen. «Es kommen mehr als früher», sagt sie und weist auf die Wochenenden hin, in denen die Schweizer seit dem tiefen Eurostand vermehrt den Weg nach Domodossola finden. Würde sie umgekehrt den Weg derzeit in die Schweiz gehen? «Die Schweiz und das Wallis sind wunderschön, doch ganz ehrlich, die Einkäufe würde ich derzeit nicht in der Schweiz tätigen.» Italien sei für die Walliser nun wesentlich billiger geworden, das solle doch einen Ausflug wert sein, sagt Curccio. Ins gleiche Horn bläst Gianna Meli, die seit 15 Jahren in derselben Pizzeria in Domodossola arbeitet. «Natürlich sollen die Walliser auch ihre Landesleute unterstützen, doch zwischendurch ein Ausflug nach Domo ist immer empfehlenswert.» Dann rührt sie die Werbetrommel: «Ihr habt die bessere Schokolade, seid bekannt für Pünktlichkeit und Organisation, aber für eine feine Pizza, Lasagne oder Pasta lohnt es sich allemal dem Nachbarn einen Besuch abzustatten.»
Das Warten auf die Wärme...
Noch kaum vom tiefen Euro profitiert, hat Giorgio Santino, der in der gleichnamigen Metzgerei in Domo arbeitet und früher lange in Naters tätig war. «Bisher konnte ich leider noch nicht zusätzliche Walliser Gäste begrüssen, doch ich hoffe, die kommen nach der Skisaison zu uns.» Wie Curccio, Viroletti, Meli und Graziani hofft auch Santino auf den grossen Ansturm im Frühling. «Wenns wärmer wird, lockt Domo stets vermehrt Walliser nach Italien», sagt er und nickt, als wolle er seine Worte zusätzlich unterstreichen. Oder einfach hoffen, dass er mit seiner Vermutung richtig liegt.
Simon Kalbermatten
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