Region | Oberwallis
Dirigentensuche immer schwieriger
Oberwallis | Oberwallis / Sie opfern unzählige Stunden für die Musik. Ihre Entschädigung dafür ist meist eher bescheiden. Deshalb ist es für Dorfmusiken oft schwierig, Dirigenten zu finden.
Die Suche läuft heiss: «Per August 2015 suchen wir eine(n) motivierte(n) Dirigentin/Dirigenten», schreibt die Musikgesellschaft «Simplon» von Ried-Brig auf ihrer Homepage. Die Suche dauert schon länger an. Präsident Patrick Borter dazu: «Es lassen sich immer weniger Jugendliche dazu begeistern, eine Musikgesellschaft zu dirigieren.» Trotzdem sei er zuversichtlich, dass die Musikgesellschaft bald einen Nachfolger für den abtretenden Walter Messerli präsentieren könne. Gab es bereits konkrete Interessenten? «Ja», sagt Borter vielversprechend.«Saltina» erhielt viele Bewerbungen
Keine Probleme einen neuen Dirigenten zu finden, hatte die Briger Stadtmusik «Saltina». Vor zwei Jahren trat Eduard Zurwerra nach über 30 Jahren als Dirigent zurück und machte einem Nachfolger Platz. Präsidentin Anita Nicolay: «Dank der tollen Arbeit von Zurwerra hatte sich die «Saltina» schweizweit einen Namen gemacht, was uns bei der Dirigentensuche damals entgegen kam.» Für Zurwerras Nachfolge gingen mehrere Bewerbungen ein. Was spielte die Entschädigung dabei für eine Rolle? «Wir haben das Privileg, dass die Stadtgemeinde die Kosten für den Dirigenten übernimmt», sagt Nicolay. Mit Armin Renggli konnte das Blasorchester einen erfahrenen Dirigenten aus Wauwil (Luzern) gewinnen. Gibt es im Oberwallis zu wenig qualifizierte Dirigenten? «Nein», sagt Nicolay. Auch sie hätten gerne auf einen Einheimischen zurückgegriffen, doch viele Oberwalliser Dirigenten seien noch jung und wollten ihren eingeschlagenen Weg bei anderen Musikvereinen fortsetzen.
Kaum einheimische Bewerbungen
Dass derart viele Bewerbungen für einen Dirigentenposten eingehen, gehört im Oberwallis zur Ausnahme. Auch Einheimische lassen sich nur selten dazu gewinnen, einer Musikgesellschaft als Dirigent vorzustehen. Von insgesamt 52 Oberwalliser Musikgesellschaften können gerade deren 12 auf einen Dirigenten aus demselben Dorf zurückgreifen. Einer davon ist Philipp Werlen aus Ferden, Dirigent der Musikgesellschaft «Minerva». Wie musikverrückt muss jemand sein, um dieses Amt über mehrere Jahre auszuüben? «Wer nicht musikverrückt ist, der wird erst gar nie Dirigent», weiss der 30-Jährige, der seit dem Primarschulalter in der «Minerva» musiziert. In der «eigenen» Dorfmusik zu dirigieren, ist für den Ferdner ein zweischneidiges Schwert. «Gerade am Anfang verzeihen dir die Leute eher einen Fehler weil sie dich kennen, doch andererseits ist es für einen einheimischen Dirigenten ein schmaler Grad die Musikanten zu führen und dabei die Kollegialität nicht zu vernachlässigen.» Werlen gelingt dieses Kunststück als Dirigent bald zehn Jahre lang, während Ried-Brig weiter seinen Dirigenten sucht.
Simon Kalbermatten
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