Region | Naters
Die unterirdische Stadt in Naters
Erbaut in den Jahrend während des Zweiten Weltkriegs zum Schutz des Simplonpasses beherbergt die Festung Naters heute zwei Museen – weitere sollen folgen.
50 Meter tief im Felsinneren, 4000 Quadratmeter gross, verteilt auf drei Etagen und verbunden mit insgesamt rund zwei Kilometer Verbindungsgängen. Innen herrscht eine konstante Temperatur von 15 bis 16 Grad: Die etappenweise im Zweiten Weltkrieg erstellte Simplonfestung Naters bot die Infrastruktur einer kleinen Stadt. Neben den militärischen Einrichtungen und den Schlaf- und Aufenthaltsräumen fehlte auch eine eigene Krankenstation nicht. Sulzer-Dieselmotoren versorgten die Anlage mit Notstrom. Zwei von einer Quelle gespiesene 300 000 Liter fassende Wassertanks stellten die Trinkwasserversorgung sicher. Im Notfall musste die aus 190 Soldaten und 12 Soldatinnen des Frauenhilfsdienstes (FHD) bestehende Besatzung fünf bis sechs Wochen autark in der Festung überleben können.
Schutz des Simplons
Das Artilleriefort Naters bewachte die strategisch wichtige Simplonstrasse sowie die Bahnlinien nach Sitten und durch den Simplon-Eisenbahntunnel Richtung Italien. Im Schweizer Vergleich war Naters eine Festung mittlerer Grösse. Bestückt war die Anlage mit sechs Geschützen. Dazu kamen Panzerabwehrkanonen und Maschinengewehre. Die Geschützausrichtungen wurden so gewählt, dass sowohl die Hauptstrasse ins Goms, die Einfahrt zum Simplontunnel als auch die gesamte Simplonregion bis zur italienischen Grenze im Schussfeld lag. Der erste Artillerieschuss wurde 1942 abgegeben, der letzte fiel 1992. Danach fanden die permanenten unterirdischen Anlagen wegen der Umstrukturierung der Schweizer Armee keine Verwendung mehr. Bis 2002 war die Festung geheim. 2005 kaufte die Standortgemeinde Naters die Anlage.
Gardemuseum
Zum 500-Jahr-Jubiläum der päpstlichen Schweizergarde wurde 2006 in den Räumlichkeiten der Festung Naters das Gardemuseum eröffnet. Mit 80 gestellten Gardisten in den vergangenen 120 Jahren ist Naters diesbezüglich die führende Gemeinde der Schweiz und somit berechtigter Standort eines Gardemuseums. In der einstigen Munitionshalle begegnen uns die Gardekommandanten der letzten 500 Jahre, in einem anderen Raum sind persönliche Gegenstände von Gardisten ausgestellt.
Simplonfestung Naters
2008 wird der Verein «Freunde der Festung Naters» gegründet. Dieser Verein setzte sich die Einrichtung eines Festungsmuseums zum Ziel, wie Präsident Erich Bumann erzählt. 2010 konnte der erste Teil des Museums eröffnet werden. Der Zweite Weltkrieg ist spürbar und in den historischen Stollen allgegenwärtig. Das Museum der Simplonfestung Naters vermittelt einen unvergesslichen Eindruck jener bedrohlichen Zeit, zeigt aber auch den Wehrwillen der Armee und der Schweizer Bevölkerung auf. Der Filmsaal «L'histoire c'est moi» wurde 2010 fertiggestellt. In einer Kinobestuhlung sitzend, kann das Publikum die Aussagen von 555 Zeugen zum Zweiten Weltkrieg auf einer Grossleinwand per Knopfdruck abrufen. Damit handelt es sich um das landesweit grösste Oral-History-Projekt, wie Kurator Werner Bellwald in der Broschüre zur Festung Naters schreibt. Das bestehende Museum der Simplonfestung Naters wird in den nächsten Jahren kontinuierlich ausgebaut. So ist etwa eine Ausstellung zum Beruf des Festungswächters geplant. Ehemalige Festungswächter, Milizoffiziere und -soldaten der Schweizer Armee weihen Besucher in das gelüftete Geheimnis der Artilleriefestung Naters ein. Schweizweit gibt es heute 43 Festungsmuseen.
Oberwalliser Museumszentrum
In Zukunft sollen in der Festung Naters noch weitere zusätzliche Museen errichtet werden. 2016 ist die Eröffnung des Schweizerischen Strahlermuseums geplant, welches das Handwerk des Kristallsuchens ins Zentrum rückt. Mit «La Valaisanerie» soll ein weiteres Museum errichtet werden, das unter anderem alte Handwerksgegenstände zeigt. Weitere Museumsprojekte sollen folgen. Das Ziel ist, die Festung Naters zu einem Oberwalliser Museumszentrum werden zu lassen.
www.Freunde-der-Festung-naters.ch
www.zentrumgarde.ch
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