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Die Retter mit der kalten Schnauze

Ein Geländesuchhund ist oft die letzte Chance, einen Vermissten in unwegsamem Gelände zu finden.
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Ein Geländesuchhund ist oft die letzte Chance, einen Vermissten in unwegsamem Gelände zu finden.
Foto: zvg

Quelle: RZ 1

Im Wallis gibt es viel zu wenig Geländesuchhunde. Dabei sind die Tiere und ihre Führer bei der Suche nach Vermissten unersetzlich.

Wird ein Mensch im Gelände vermisst, wie es Anfang Juni bei Zeneggen der Fall war, so kommen sie zum Einsatz – die Geländesuchhunde und ihre Hundeführer. Sie durchkämmen Wälder und Gebirge auf der Suche nach den Vermissten. Oftmals sind sie die einzige Hoffnung derer, die den Weg nach Hause nicht mehr finden können. Doch trotz ihrer grossen Bedeutung bei der Suche nach Vermissten, gibt es im Wallis viel zu wenig solcher Suchteams. «Besonders im Unterwallis ist die Situation mit gerade einmal zwei einsatzbereiten Teams besonders prekär», sagt Rettungshundeführer Philipp Imboden. «Mit sieben Teams im Oberwallis ist die Situation hier zwar etwas besser, dennoch hätten wir auch bei uns gerne mehr qualifizierte Hunde und Führer.»

Langjährige Ausbildung der Tiere

Die grosse Schwierigkeit, neue Hundeteams für den Einsatz im Gelände zu finden, liegt dabei in der intensiven Ausbildung der Hunde. «Damit ein Hund mit seinem Führer die Prüfung zum anerkannten Geländesuchhund antreten kann, sind zwei bis drei Jahre intensives Training nötig», erklärt Imboden. Dabei stehen während der Sommermonate wöchentliche Kurse und Trainings auf dem Programm. «Auch nach der Prüfung muss mit dem Hund ständig trainiert werden», sagt Imboden weiter. «Das bedeutet auch, dass die Hundeteams jeweils im Juni einen einwöchigen Kurs besuchen müssen.» Ein solcher Kurs fand vor wenigen Tagen in Oberwald statt. «Für die einsatzfähigen Teams ist der Kurs eine Möglichkeit, sich beurteilen zu lassen und Optimierungsvorschläge für das Training einzuholen», sagt Klassenlehrer Philipp Imboden. «Für die Junghundeführer dagegen ist der Kurs eine gute Vorbereitung für die Prüfung zum Geländesuchhund.» Im Kurs wird mit spezifischen Übungen der Ernstfall simuliert. «Die Hunde lernen, in unwegsamem Gelände nach Menschen oder Gegenständen zu suchen und diese anzuzeigen», so Imboden. Doch nicht nur für die Tiere ist die Suche nach Vermissten eine Herausforderung. Auch den Haltern wird einiges abverlangt. «Die Halter eines Geländesuchhundes müssen in erster Hilfe geschult sein, Kenntnisse über Seiltechniken haben und über einen ausgeprägten Orientierungssinn verfügen», erklärt Imboden das Anforderungsprofil. Die Ausbildung wie auch den eigentlichen Einsatz im Gelände entrichten die Suchteam zwar gegen eine Entschädigung, die intensiven Trainings erbringen sie dagegen kostenlos. «Was die Suche nach weiteren Hundeteams zudem erschwert ist, dass man bei Einsätzen zur Verfügung stehen sollte», sagt Imboden. «Diese Abkömmlichkeit können aber leider immer weniger Menschen gewährleisten, was zu der Verschärfung des Problems von zu wenig Geländesuchhunden beiträgt.»

Unbesungene Helden

Welche Bedeutung die Hunde derweil bei der Suche nach Vermissten haben, zeigt ein Fall aus der Region St-Maurice vom Mai dieses Jahres. Ein dementer Mann, der zwei Tage vermisst war, konnte lebend gefunden werden. «Effektiv aufgespürt hat den Mann der Geländesuchhund», freut sich Imboden, «damit hat ihm das Tier das Leben gerettet. Leider geht die Leistung, die die Hunde dabei erbringen, gerne einmal vergessen.» Ein Hund auf Fährtensuche atmet rund 300-mal pro Minute ein und aus, um seinen Geruchssinn vollständig auszuschöpfen. «Schnüffelt ein Hund nach einer Spur für fünf Minuten, so ist dies genauso anstrengend, wie wenn er 20 Minuten rennen würde», erklärt Imboden. Darum können die Hunde je nach Witterung und Temperatur auch «nur» für zwei bis vier Stunden nach Vermissten suchen. «Danach müssen sie sich für eine längere Zeit erholen.»

Wo soll man suchen?

Wird eine Person im Gelände für eine längere Zeit oder gar mehrere Tage vermisst, so kommt oft die Frage auf, warum es nicht möglich ist, den Vermissten schnell zu finden. Imboden erklärt: «Eine grosse Schwierigkeit liegt darin, dass man zuerst einmal das Suchgebiet eingrenzen muss. Unsere Bergwelt ist riesig, wenn man dann nicht genau weiss, wo der Vermisste durchgelaufen ist oder hinwollte, kann das für die Retter schon ein grosses Problem darstellen.» Hinzu kommt, dass selbst, wenn das Gebiet bekannt ist, es durch Zufall sein kann, dass der Vermisste trotz der guten Spürnase der Hunde erst nach längerer Zeit gefunden wird. «Das hängt mit der Art und Weise zusammen, wie wir mit den Geländesuchhunden ein Gebiet durchkämmen», sagt Imboden. «Ist das Gebiet bekannt, so arbeiten wir uns immer von einem Weg oder Zugang abwärts zum nächsten.» Liegt ein Vermisster oder Toter dann zum Beispiel wenig über einem Wanderweg, so wird er erst gefunden, wenn sich die Suchmannschaft vom nächst höher gelegenen Weg zu ihm vorgearbeitet hat. «Je schwieriger und steiler das Gelände, desto länger kann die Suche dauern», sagt Imboden. «Trotzdem sind die Geländesuchhunde für viele Menschen in Not die beste Aussicht auf Hilfe und Rettung.»

Martin Meul

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Kommentare

  • et_cetera - 10

    Diese Teams haben schonm viele Leben gerettet. Schön, wenn man ab und zu auch mal etwas wirklich Gutes in unseren Medien lesen kann.

    Ein grosses Lob und vielen Dank an die Hunde und ihr Führer! Macht weiter so .. Chapeau

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