Stallikon / Naters | Die ungewöhnliche Leidenschaft der Patricia Zenklusen

Die mit der Kettensäge tanzt

Volle Konzentration: Patricia Zenklusen bei ihrer Arbeit.
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Volle Konzentration: Patricia Zenklusen bei ihrer Arbeit.
Foto: RZ

Patricia Zenklusen mit einer ihrer Figuren.
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Patricia Zenklusen mit einer ihrer Figuren.
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Quelle: RZ 0

Patricia Zenklusen (51) hat eine ungewöhnliche Leidenschaft: Die zweifache Mutter und Hausfrau ist Motorsägenkünstlerin und stellt ihre Figuren in Übersee aus.

«Selbst ist die Frau», sagt sich Patricia Zenklusen vor drei Jahren, als sie in ihrem Garten einen Baum fällen soll. Also packt die beherzte Frau kurzerhand eine Motorsäge und sägt den Baum um. «Weil ich den Baumstrunk aber zu hoch abgeschnitten hatte, musste ich aus der Not eine Tugend machen und habe am Strunk weiter herumgesägt. Das war der Anfang meiner künstlerischen Tätigkeit mit der Motorsäge», sagt Zenklusen rückblickend.

Kein Respekt vor grossen Geräten

Später schafft sie sich einen Stapel Holz an und beginnt daraus erste Skulpturen zu sägen. «Zu Beginn waren die Figuren recht grob. Erst nach und nach konnte ich filigrane Schnitte machen.» Dass eine Frau zu einer Motorsäge greift, ist aber doch eher die Ausnahme. Patricia Zenklusen lacht. «Ich hatte nie Respekt davor, mit grossen Geräten und Maschinen umzugehen. Als meine Kinder noch klein waren, habe ich einmal ein Bettchen mit einer Kreissäge geschreinert. Vielleicht war das mitunter ein Grund, warum ich später zur Motorsäge gegriffen habe», erklärt die Künstlerin.

Filigrane Arbeit

Nicht immer gelingt Zenklusen auf Anhieb ein Meisterwerk. «Ich habe auch schon einen Tag lang gesägt und es ist nichts dabei herausgekommen.» Gerade solche Momente sind es, die sie immer wieder antreiben. «Die grosse Herausforderung ist es, mit dem groben Gerät filigran zu arbeiten. Auch wenn ab und an einiges danebengeht.» Wenn Zenklusen die Motorsäge zur Hand nimmt, dann sieht sie das fertige Kunstwerk vor ihrem geistigen Auge. «Das räumliche Vorstellungsvermögen ist dabei sehr wichtig. Dann muss man die Idee nur noch umsetzen», sagt die Künsterlin, als wäre es die einfachste Sache der Welt. Wenn sie von ihrer Arbeit erzählt, dann erntet sie vielfach Anerkennung und Bewunderung. «Viele Frauen getrauen sich nicht, mit einer Motorsäge zu arbeiten, auch wenn sie Spass daran hätten. Den meisten fehlt ganz einfach der Mut, etwas Neues auszuprobieren. Dabei ist es eigentlich ganz einfach. Wenn man die notwendigen Sicherheitsmassnahmen beachtet – passende Schutzhosen sowie Ohren- und Augenschutz – dann kann nicht viel passieren. Ausser dass man zu einem falschen Schnitt ansetzt», so Zenklusen.

Kreative Spaziergänge

Im Schnitt sägt Zenklusen rund drei Tage an einem Holzstück, bis eine Skulptur entsteht. Dann wird die Figur noch angemalt. Diese Arbeit dauert weitere zwei Tage. «Ich verwende ausschliesslich Pigmente», erklärt die Motorsägenkünstlerin. «Diese mische ich mit Leinöl.» Die Pigmente kauft sie jeweils in ihren Feriendestinationen. «Mittlerweile habe ich eine grosse Sammlung an Farben aus aller Welt. Und wenn ich mir vorstelle, dass ich beispielsweise mit einem Orange aus Venedig eine Skulptur bemalen kann, macht die Arbeit gleich doppelt Spass.» Die Inspiration für ihre Arbeit holt sie in der Natur. «Wenn ich mit meinem Hund im Wald spazieren gehe, kommen mir die besten Ideen. Jeder Baum und jede Pflanze kann mich inspirieren. Dann nehme ich die Ideen auf und notiere sie in mein Skizzenbuch.» Macht sie auch Skulpturen nach bestimmten Vorgaben? «Nein», so die Künstlerin. «Ich lasse mich kreativ nicht einengen. Was mir Freude macht, führe ich aus. Wichtig ist mir einzig, meine eigene Linie und meinen eigenen Stil in jeder Figur wiederzuerkennen.»

Walliser Wurzeln

An die fünfzig Skulpturen hat Patricia Zenklusen bisher geschaffen. Den grössten Teil davon verkauft sie in Amerika. «Meine Arbeiten stelle ich in verschiedenen Galerien in Übersee aus. Die Amerikaner haben viel Freude an meinen Holzskulpturen.» Aber auch im benachbarten Deutschland und in ihrem Heimatort Stallikon im Zürcher Oberland stellt die Künstlerin aus. «Vom Juli bis im September werde ich wieder einen Skulpturenweg in meinem Heimatort initiieren. Das ist mitunter auch ein Dank an die heimische Bevölkerung», sagt Zenklusen. Gibt es eigentlich eine Lieblingsfigur, die sie auf keinen Fall weggeben möchte? «Nein, ich habe keine Lieblingsfigur. Mir gefällt immer die Figur am besten, die ich gerade verwirklicht habe», so die Künstlerin, deren Wurzeln in Naters liegen. «Meine Eltern sind waschechte Walliser und auch ich fühle mich mit dem Wallis verbunden, auch wenn ich ‹Züridütsch› spreche.» Wenn sie den Weg ins Wallis findet, dann trifft sich Patricia Zenklusen immer mit ihrem Lieblingsonkel ‹Beppo›. «Mit ihm pflege ich einen regen Kontakt und Austausch.»

Walter Bellwald

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