Dorfserie | Die «Schnäggä» aus Leuk und die «Schlangä» aus Susten
«Die Leuker züchteten die Tiere in Schneckengärten»
Vorletztes Jahr feierte Leuk sein 1500-jähriges Bestehen. Lange Zeit war Leuk als Bischofssitz Dreh- und Angelpunkt der Walliser Geschichte. Tradition wird entsprechend grossgeschrieben.
So findet jedes Jahr am Leuker Schlossmarkt auch ein traditionelles Schneckenrennen statt. Das Rennen der langsamen Tiere ist eine Hommage an jene Lebewesen, denen die Leuker ihren Übernamen verdanken. Allerdings ruft man die Leuker nicht Schnecken, weil man ihnen die sprichwörtliche Langsamkeit der Tiere nachsagt. Den Übernamen verdanken die Bewohnerinnen und Bewohner von Leuk-Stadt der Tatsache, dass die Tiere lange Zeit ein beliebtes Exportgut waren. Der ortsansässige Ahnenforscher German Lötscher erklärt: «In der Region Leuk gab es bis vor noch nicht allzu langer Zeit Gebiete, die, aufgrund hoher Feuchtigkeit und sumpfiger Verhältnisse, sehr reich an Schnecken waren.» Die Leuker sammelten die Tiere ein und verkauften sie. «Der Handel mit den Schnecken florierte dermassen, dass die Tiere auch in sogenannten Schneckengärten gezüchtet wurden», sagt Lötscher weiter. «Der Übername ‹Schnäggä› stammt von dieser regionalen Eigenheit.» Die einstige wirtschaftliche Bedeutung des Handels mit den Schnecken zeigt auch die Tatsache, dass die Leuker, wenn sie mit Schnecken im Gepäck nach Susten kamen, an der Rottenbrücke einen Schneckenzoll entrichten mussten.
Die Schlangen aus Susten
Auch die Bewohner von Susten tragen den Übernamen eines Tieres. Der Übername «Schlangä» findet sich so auch im Namen der Fasnachtsgesellschaft «Schlangu-Doru». «Vermutlich geht der Übername auf ein grosses Vorkommen der Tiere in der Region zurück», erklärt German Lötscher. «Die vielen Hecken im Raum Susten boten den Schlangen wohl günstige Lebensbedingungen, weshalb die Sustner in der Folge ‹Schlangä› gerufen wurden.» So weit die «nette» Erklärung für den Übernamen. Gemunkelt wird jedoch auch, dass die Sustner Eigenschaften der Schlange aus der Schöpfungsgeschichte hätten. Richtig laut aussprechen möchte das Wort «hinterlistig» jedoch niemand.
Martin Meul
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