Kolumne | Diese Woche zum Thema:

Die eritreische Zukunft der Schweiz

Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben in der Rhonezeitung.
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Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben in der Rhonezeitung.
Foto: Mengis Media

Quelle: RZ 0

Der ehemalige SP-Schweiz-Präsident und Hotelier Peter Bodenmann und Alt-Staatsrat und Schriftsteller Oskar Freysinger im Wortgefecht.

Peter Bodenmann, ehemaliger SP-Schweiz-Präsident und Hotelier

Eritrea interessiert fast niemanden mehr

Für «Sion 2026» lief die grösste Politkampagne, die wir im Wallis je gesehen haben. Die Medien waren voller Hurra-Artikeln. Überall wurden auf Fotos rote Hüte und Schals geschwenkt. Die Zukunft des Wallis schien an diesem Projekt zu hängen. Alles endete mit einer blamablen Bauchlandung. Niemand redet mehr darüber. Nicht einmal die damals siegreichen Gegnerinnen und Gegner. Wieso eigentlich?

Sotomo hatte die Niederlage der Hurra-Patrioten vorausgesehen. Jetzt gibt Zürich Entwarnung für Thomas Egger und Franz Ruppen. Die Unterwalliser CVP und nicht Egger würden den Sitz an die Grünen verlieren. Und die SVP komme wieder auf 22 Prozent der Stimmen. Weniger als Rot-Grün zwar. Aber immerhin.

Liegt Sotomo auch diesmal richtig? Vielleicht und vielleicht auch nicht. Zwei Gründe lassen mich zweifeln.

Cyrille Fauchère ist der mit Abstand beste Politiker, den die SVP im Wallis hat. Niemand hat im Fernseher besser gegen «Sion 2026» argumentiert. Trotzdem kommt er als Ständeratskandidat nur auf 18 Prozent der Stimmen. Dort, wo ich die SVP nach wie vor sehe.

Die Themen, welche die Walliser wirklich beschäftigen, sind erstens die viel zu hohen Krankenkassenprämien. Zweitens die Klimaerwärmung. Drittens die AHV. Viertens das Verhältnis zur EU. Und unter ferner liefen erst die Zuwanderung. Nur 16 von 100 Walliserinnen und Walliser beschäftigt dieses Thema.

Die SP fordert mit einer Initiative, dass kein Haushalt mehr als 10 Prozent seines Nettoeinkommens für Krankenkassenprämien ausgeben muss. Dies dank eines wirksamen schweizerischen Finanzausgleichs. Im Wallis stehen immer mehr Menschen finanziell am Abgrund, weil sie die Krankenkassenprämien nicht mehr bezahlen können. Unter anderem weil der neue Staatsrat – die in der Ära Freysinger beschlossenen, rechtswidrigen Senkungen der Krankenkassensubventionen – nur teilweise rückgängig gemacht hat.

Thema Nummer zwei ist die Klimaerwärmung. Die SVP ist offensiv für mehr Gletschersterben. Nicht viel besser die CVP: Das Wallis soll – wenn es nach Roberto Schmidt geht – erst 2060 klimaneutral werden. Um das zu erleben, müsste ich 108 Jahre alt werden. Anders die Industrie: Der Bosch-Konzern und mit ihm die Tochter Scintilla werden bereits 2020 klimaneutral sein. Bleibt das Randthema Eritrea. Der Oberwalliser Frauenarzt Toni Locher ist der Honorarkonsul von Eritrea in der Schweiz. Man müsste ihn zusammen mit Christoph Blocher beauftragen, eine Lösung zu finden, die auch etwas kosten darf. Und ihnen den kompetenten Oberwalliser Edi Gnesa als Sekretär zur Seite stellen.


Oskar Freysinger, ehemaliger SVP-Staatsrat und Schriftsteller

Die eritreische Zukunft der Schweiz

Da wird man also in Eritrea geboren und kann nichts dafür. Man wächst unter einer Diktatur heran und kann wieder nichts dafür. Später wird man als junger Mann von seinem heiss gehassten Diktator in die Schweiz zwangsemigriert, um dort die Wirtschaft zu retten. Da es in Eritrea keinen Zivildienst gibt und das gegen die Schweizer Menschenrechte verstösst, nimmt die Heimat des Roten Kreuzes jeden auf, der dem Militärdienst in seinem Herkunftsland aus dem Weg gehen will. Junge, alleinstehende Eritreer werden in der Schweiz zu Rettern der Wirtschaft und willkommenen Elementen zur Korrektur der tiefen Geburtenrate erklärt und von der Sozialhilfe mit offenen Armen empfangen.

Nun lungert man in fluoreszierenden, grellen Nike und über ein nagelneues Handy gebeugt an den Bahnhöfen herum, während sich die Schweizer Wirtschaft selbst retten muss, um dem Staat zu helfen, die horrenden Kosten der Asylindustrie zu stemmen.

Eines Tages kommt der Aussenminister Eritreas zu Besuch. Er lehnt eine offizielle Begegnung mit der Schweizer Regierung ab. Dafür trifft er sich bei einem «Kulturanlass» in Burgdorf mit einer beachtlichen Menge jener emigrierten «Wirtschaftsretter», die vor der Grausamkeit des von ihm vertretenen Regimes in die Schweiz geflohen sind. Gemeinsam lauscht man der heiss verhassten eritreischen Nationalhymne und vergiesst gerührt eine Träne.

Die aufmuckenden Schweizer Behörden lässt der eritreische Honorarkonsul Toni Locher wissen, dass Eritrea bereit sei, die armen «Flüchtlinge» und in der Schweiz agierenden «Wirtschaftsretter» gegen die Bezahlung von 25 000 bis 50 000 Franken pro Nase zurückzunehmen. Das ist immer noch billiger, als die sich auf etwa eine Million Franken belaufende Sozialhilfe, die ein Eritreer die Schweiz kostet, wenn er lebenslang dort am Staatstropf hängt. Bei 40 000 Eritreern in der Schweiz käme auf diese Weise ein beträchtliches Startkapital für das Weiterbestehen der eritreischen Diktatur zustande. Und selbst wenn die Leute in der Schweiz bleiben, ist das nicht weiter schlimm, denn ein grosser Teil der sich auf etwa 40 Milliarden belaufenden «wirtschaftsrettenden» Sozialhilfe wird als Zwangsabgabe nach Eritrea geschickt. Was für eine bemerkenswerte Win-win-Situation! Einen Wermutstropfen gibt es für die eritreischen Migranten trotzdem: Neulich sprach der Bundesrat eine Reisebeschränkung aus, die sie daran hindert, ihre Ferien wie bisher in ihrem Herkunftsland zu verbringen, wo sie von ihrem heiss gehassten Diktator so sehr drangsaliert und verfolgt werden.

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