Kolumne | Diese Woche zum Thema:
Die CVP verteidigt beide Mandate
Der ehemalige SP-Schweiz-Präsident und Hotelier Peter Bodenmann und Alt-Staatsrat und Schriftsteller Oskar Freysinger im Wortgefecht.
Peter Bodenmann, ehemaliger SP-Schweiz-Präsident und Hotelier
Der Maret-Ruppen-Deal
SP und Grüne sind im Mittel- und Unterwallis die mit Abstand stärkste politische Kraft. Acht Prozent stärker als die CVP. Und im Oberwallis stärker als die CVP schweizerisch. Bis 1997 stellte die CVP vier von fünf Staatsräten. 1999 wollte eine gewisse Viola Amherd der SP den Sitz wieder wegnehmen. Amherd verlor die Wahl gegen Thomas Burgener und blieb am Herd in Brig. Rot-Grün wählte sie 19 Jahre später als «eine von uns» zur Bundesrätin.
Die CVP änderte ab 1999 ihr System: Staatsrätin oder Staatsrat blieben und wurden nur mehr Warmduscher. Deshalb setzte sich Esther Waeber-Kalbermatten gegen Stéphane Rossini durch. Obwohl Rossini mit seiner Kritik recht hatte. Die Krankenkassenprämien explodieren fast nur mehr im Wallis. Und auch Favre ist kein Beweger.
Die SVP ist die grosse Wahlverliererin des Jahres 2019. Analanalytiker Adrian Amstutz forderte die Partei auf, endlich «die Finger aus dem Arsch zu nehmen». Gemeint war in erster Linie Oskar Freysinger. Er hat als Wahlkampfleiter West kläglich versagt. Vor einer Woche nahm Oskar Freysinger in diesem Blatt die absolut unfähige Marianne Maret in Schutz. Den eigenen SVP-Kandidaten, Cyrille Fauchère, erwähnte er mit keinem Wort.
In der SVP-Hochburg Naters machte Fauchère nur gerade 278 Stimmen. Halb so viel wie Mathias Reynard. Der Schosshündchen-Deal: Ruppen und Freysinger retten den Sitz von Maret. Und Ruppen wird zur Belohnung 2021 Staatsrat. Aus dem Tiger Oskar ist ein müder CVP-Bettvorleger geworden. Fauchère kochte am Montag in Sitten vor Wut. Er will und wird sich rächen. Auch die grosse Mehrheit im Unterwallis hat die Nase gestrichen voll von den Pomona-Messdienern, die seit Jahr und Tag gegen das welsche Wallis hetzen.
Der Lichtblick: Im Unterwallis folgten die freisinnigen Wählerinnen und Wähler der Wahlempfehlung von Pascal Couchepin. Sie stimmten – zum Entsetzen des eigenen Parteipräsidenten – für Reynard. Deshalb konnte dieser seinen Rückstand auf Maret mehr als halbieren.
Die SVP ist keine Oppositionspartei mehr, sondern das neue CVP-Schosshündchen. Die Linke wird nach dem Rücktritt von Esther Waeber-Kalbermatten – wo war die denn im Wahlkampf? – endlich wieder befreit politisieren können. Und das Mittel- und das Unterwallis werden die Rechnung 2021 begleichen. Gut so.
Oskar Freysinger, ehemaliger SVP-Staatsrat und Schriftsteller
Das Sandkorn im Getriebe
Die Bookmaker, die politisch korrekten Medien sowie die Hohenpriester Bodenmann und Couchepin waren sich so sicher, dass es die ins Leere ausufernde permanente Revolution dieses Mal schaffen würde! Freie Bahn der neuen schönen Welt mit ihrer Dekadenz, ihren Verboten, ihrer tönernen Neo-Moral und ihrer Massenhysterie! Da er die Wüste wachsen hörte, wähnte sich der nach Leere und Oberflächlichkeit süchtige Wüstenfuchs Reynard schon am Ziel. Denn im Welschwallis gibt es jede Menge Schafe, die gern einer Fata Morgana hinterhertrotten, von der sich in der Sahara kein Kamel täuschen liesse.
Doch dann blockierte ein Sandkorn das gut geölte Getriebe und vermasselte die Fiesta der linken Internationalisten, die einen Samthandschuh über die erhobene linke Faust gestülpt hatten und mit dem gleichen Kandidaten gleich ZWEI Sitze in Bern ergattern wollten. Sofort droschen die Verteidiger der Frauen und Minderheiten wie wild auf die gewählte Frau und die deutschsprachige Minderheit ein. Denn Minderheiten sind nach SP-Programm nur dann schützenswert, wenn sie links, dunkelhäutig oder regenbogenfarbig sind. Wäre es nach den SPO-Bonzen gegangen, hätte das Oberwallis jetzt nur noch einen NR-Sitz, denn ihnen ist ein rot-grüner Unterwalliser lieber als ein bürgerlicher Oberwalliser. Obwohl sie im Oberwallis leben und dort ihr Geld verdienen, wird rege für die ideologischen Blutsbrüder im Welschwallis und die Entmachtung des eigenen Kantonsteils gekämpft.
Bodenmann und Konsorten stellen sich trotzdem nicht die Frage, warum die SP im Oberwallis zur quasi Nichtexistenz geschrumpft ist und die im Jahr 1948 stecken gebliebenen Couchepin-Boys dort nie Fuss fassen konnten. Die Bösen und Dummen sind halt immer die anderen. Wie auch immer: Ich möchte aufgrund der eigenen Erfahrung nicht in der Haut von Marianne Maret stecken: Die gute Frau hat vier Jahre pausenloses Bashing durch die Netten und Toleranten vor sich. Eine Höllenfahrt der Extraklasse.
In anderthalb Jahren finden die Staatsratswahlen statt. Ob dann die gleiche Allianz zwischen der FDP und der CVP zustande kommen wird wie im März 2017? Die Linken werden Reynard dazu vergewaltigen müssen, zu kandidieren, um ihren Sitz zu retten, obwohl sein Karriereplan ein ganz anderer war, die CVP wird Jacques Melly zu ersetzen haben und die FDP wird mit einem bilanzlosen Hampelmann antreten müssen. Dann wird da noch der zweite Oberwalliser Staatsratssitz auf dem Spiel stehen, welcher der SP diesmal schnurzegal sein dürfte. Eine spannende Ausgangslage.
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