Zermatt | Kurt Lauber steht vor seiner letzten Saison als Hüttenwart der Hörnlihütte
Der Wächter des Matterhorns hört auf
Nach 24 Jahren als Hüttenwart der Hörnlihütte hört Kurt Lauber (56) Ende Saison auf. «Der Wächter des Matterhorns» spricht über die Gründe und sagt, was er in Zukunft machen wird
Herr Lauber, nach 24 Saisons auf der Hörnlihütte ist nach der Sommersaison 2018 Schluss, wieso?
Eigentlich hatte ich ja gar nicht im Sinn aufzuhören. Dann ergab sich die Möglichkeit, das Berghaus Grünsee, im Skigebiet zwischen Gornergrat und Rothorn, zu pachten. Es war letztlich ein spontaner Entscheid, einmal etwas anderes zu machen an einem anderen Ort, der nicht ganz so hoch ist wie die auf 3260 m ü. M. gelegene Hörnlihütte. Man darf nicht vergessen, ich habe die letzten 24 Jahre keinen richtigen Sommer mehr erlebt.
Wie lange haben Sie ursprünglich geplant, auf der Hörnlihütte zu bleiben?
Mein Motto lautet: Das Leben ist viel zu kurz, um immer das Gleiche zu tun. Als ich 1995 auf der Hörnlihütte angefangen hatte, dachte ich, maximal zehn Jahre dort zubleiben. Irgendwie blieb ich jetzt dort hängen. (lacht)
Wie hat sich die 2015 neu renovierte Hörnlihütte bewährt?
Die über 100-jährige Hörnlihütte war nicht mehr zeitgemäss. Eine Sanierung war deshalb dringend nötig. Ein Berg wie das Matterhorn braucht eine gut ausgebaute Hütte. Nach den Investitionskosten von circa 8,5 Millionen Franken mussten die Preise stark angehoben werden, was nicht überall goutiert wurde. Durch die Reduktion der Bettenzahl von 170 auf 130 verbunden mit dem Campingverbot konnten wir den Betrieb am Matterhorn reduzieren und damit die Sicherheit erhöhen, denn: Nicht der Berg ist gefährlich, sondern die Menschen machen ihn gefährlich. An Spitzentagen hat es jetzt bis zu 60 Leute weniger am Berg als früher. Am Hörnligrat wurde es ruhiger, die Qualität des Bergsteigens hat sich verbessert. Die meisten Unfälle passieren jetzt Alpinisten, die von der italienischen Seite aus unterwegs sind. Die «Problem-Alpinisten», die ohne Bergführer unterwegs sind, starten jetzt meistens von Italien aus.
Was bleibt Ihnen besonders in Erinnerung?
Über 400 Mal habe ich das Matterhorn bestiegen. Mein Sohn war erstmals mit acht Jahren dabei. Er ist immer noch der Jüngste, der je das Matterhorn bestiegen hat. Zu den schwierigen Momenten gehörten die über 1000 Bergrettungen, die ich im Laufe von 30 Jahren durchgeführt habe.
Ihre Erfahrungen schilderten Sie im Werk «Der Wächter des Matterhorns», das 2012 erschienen ist. In der Zwischenzeit haben Sie sicher genug Stoff für ein neues Buch?
Ich wurde vom Verlag schon mehrmals angefragt, ein neues Buch zu schreiben. Bis jetzt fehlte mir dazu einfach die Zeit.
Sie übernehmen das Berghaus Grünsee ab dem 1. Juli 2018, werden in diesem Sommer also an beiden Orten anzutreffen sein. Wie organisieren Sie sich, zwei Betriebe gleichzeitig zu führen?
Meine Lebenspartnerin Stéphanie Mayor, die zehn Saisons auf der Hörnlihütte gearbeitet hat, wird zwei Tage die Woche auf dem Grünsee anwesend sein. Meine Nachfolger auf der Hörnlihütte, Martin und Edith Lehner, werden von mir in diesem Sommer auf der Hörnlihütte eingearbeitet. Es ist mir wichtig, dass die Hütte im gleichen Sinn weitergeführt wird.
24 Jahre als Hüttenwart: Mit was für Gefühlen starten Sie in Ihre letzte Saison?
Das wird für mich sicher ein ganz spezieller Sommer werden. Man entwickelt eine spezielle Bindung zum Berg. Ich fühle mich fast verheiratet mit ihm.
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