Leuk | Nach dem Rücktritt von Alwin Meichtry
Der Schafzuchtverband steht am Abgrund
Alwin Meichtry ist nicht mehr Präsident des Schweizerischen Schafzuchtverbands (SSZV). Dem obersten Schweizer Schäfer blieb keine Wahl mehr, als dem Druck gegen seine Person nachzugeben.
Seit publik wurde, dass Alwin Meichtry, Präsident des Schweizerischen Schafzuchtverbands (SSZV), über Ständerat Beat Rieder eine Anzeige wegen Ehrverletzung gegen den ehemaligen Vizepräsidenten und ein noch amtierendes, aber freigestelltes Vorstandsmitglied erstattet hat (der «Walliser Bote» berichtete), wurden die Forderungen nach seinem sofortigen Rücktritt immer lauter. Ende Oktober hat auch noch der Herdebuchleiter gekündigt, woraufhin sich einige der noch im SSZV-Vorstand verbliebenen Vorstandsmitglieder von ihm abgewandt haben.
Erster Walliser an der Spitze
Alwin Meichtry wurde als Vertreter der Oberwalliser Schwarznasenschäfer an der Schweizerischen DV, die Ende Februar 2013 in St. Niklaus stattgefunden hat, in den SSZV-Vorstand gewählt, und zwar als Nachfolger von Herbert Fux, der infolge Amtszeitbeschränkung zurücktreten musste. Bereits ein Jahr später wurde er zum Vizepräsidenten ernannt. Weil man ihn im Vorstand als intelligent und engagiert wahrgenommen hat, wurde er Ende Februar 2015 an der DV des SSZV in Escholzmatt LU schliesslich als Nachfolger für den vorzeitig zurücktretenden Freiburger German Schmutz zum neuen Präsidenten des SSZV gewählt. Bei den Oberwalliser Schäfern war die Freude gross, dass der oberste Schäfer der Schweiz erstmals «einä va iisch» war. Ein Jahr später, Ende Februar 2016, einem ordentlichen Wahljahr, wurde Meichtry als Präsident glanzvoll bestätigt. Doch schon kurz darauf begannen kritische Stimmen gegen seine Amtsführung laut zu werden. Der Höhepunkt wurde erreicht, als vier Vorstandsmitglieder in einem offenen Brief ihren Rücktritt eingereicht haben, aber nicht ohne Meichtrys Abwahl an der denkwürdigen DV vom vergangenen Februar 2018 in Brig zu fordern. Mit 256 zu 187 Stimmen konnte sich Meichtry aber noch im Amt halten. Nun ist der Druck aber so gross geworden, dass ihm keine Wahl mehr blieb, als sofort zurückzutreten. Es sei ihm nicht gelungen, seine Ziele und Visionen zu realisieren und so musste er in einem schmerzhaften Prozess einsehen, dass er gescheitert sei, liess Meichtry ausrichten. Seine Verdienste und sein beispielloses Engagement werde man wohl erst später wahrnehmen – wenn überhaupt.
Zerreissprobe
Die Zerreissprobe für den SSZV ist damit noch nicht überwunden, zumal einige Züchter, ja ganze Mitglied-Organisationen mit dem Austritt liebäugeln. Ende November wird zudem der neue Branchenverband «Schafe Schweiz» gegründet, in dem nebst Schafzüchter auch professionelle Schafhalter eingebunden werden sollen. Umgekehrt könnten sich aber auch die Walliser Schafzuchtorganisationen mit «ihrem» Präsidenten solidarisch zeigen, und ihrerseits einen Austritt in Erwägung ziehen. Doch damit wäre der Schweizerische Schafzuchtverband, nur ein Jahr nach seinem 100-Jahr-Jubiläum, am Abgrund.
Christian Zufferey
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