Saas-Fee | "Lit bi iisch"
Der Saaser Paradiesvogel
Koch, Maler, Fotograf, Animator, Musiker, Hotelier, Autor, Erfinder, Familienvater. Gottfried Supersaxos Leben ist facettenreich. Er selbst bezeichnet sich als Querdenker.
«Beim Essen habe ich immer so viele Ideen, dass ich mit drei Mahlzeiten pro Tag fast verrückt werde», erklärt der zweifache Familienvater. Das kommt nicht von ungefähr. Kreativität und Unternehmertum gehören schon von klein auf zu seinem Naturell.
Turbulenter Werdegang
Nach der Schule im Saastal und der Kochlehre in Crans-Montana beginnen für den heute 42-jährigen Supersaxo mit einem Sprachaufenthalt in England die Lehr- und Wanderjahre. Danach folgt ein Abstecher an die Hotelfachschule in Luzern. Noch vor dem Abschluss lässt er es sein. «Ich war ein richtiger Rebell. Rückblickend gesehen war ich mit damals 20 Jahren schlicht zu unerfahren, um mich anzupassen», sagt er. Er geht dann nach Zürich und schliesst dort die Hotelfachschule erfolgreich ab. Für Supersaxo typisch, wohnt er in der Limmatstadt in der legendären Langstrasse. «Das war eine tolle und verrückte Zeit. Aber auch unglaublich spannend», sagt er augenzwinkernd. Es folgen Sprachaufenthalte in Frankreich und Florenz. Hier kann er mit der Kunst auch einer weiteren Leidenschaft frönen. «Neben Italienisch lernen machte ich einen Künstlerkurs.» So habe er sich einige Grundtechniken des Malens aneignen können. Er kehrt in die Schweiz zurück und holt sich in verschiedenen Gastronomiebetrieben weitere berufliche Erfahrungen. Kurz vor dem Millennium erfolgt die Rückkehr in seine Heimat Saas-Fee, wo er im elterlichen Hotel aushilft. An der Bar lernt er die Engländerin Heather kennen, welche dort Silvester verbringt. Gut ein Jahr später heiraten sie. «In meinem Leben mache ich alles mit viel Leidenschaft und Überzeugung.» Seither leben sie im Gletscherdorf und werden zwischenzeitlich zweimal Eltern. In all den Jahren bleibt er der Gastronomie treu und arbeitet in diversen Saaser Betrieben, aber auch immer wieder im elterlichen Hotel. Parallel dazu pflegt er weiterhin seine Hobbys Malen und Fotografieren. Dafür betreibt er ein Atelier, wo er oft anzutreffen ist. «Das hilft beim Verarbeiten und gleichzeitig kann ich das mit meinem Beruf als Koch wunderbar kombinieren.»
Aus Spass wurde Ernst
So denke er beispielsweise beim Essen an eine Weiterentwicklung oder sogar «Neuerfindung» von Gerichten, und wenn dies dann ausgetüftelt sei, werde das anschliessend fotografisch oder malerisch in Szene gesetzt. Als eine dieser Inspirationen erwähnt Supersaxo seine von ihm erfundene fleischlose Saaserwurst. «Mit dem Witz, in der Saaserwurst sei ja eh kein Fleisch drin, machte ich Ernst und fing an zu tüfteln.» Mit Erfolg. Die Saaserwurst ohne Fleisch ist mittlerweile Realität und er setzt diese mit selber geschossenen Fotos ins richtige Licht. «So entsteht aus einer verrückten Idee etwas Konkretes, und das noch mit einem regionalen Nutzen», sagt er. Nebenbei entwirft er ein Maskottchen für die Gästekinder des elterlichen Hotels. «Es heisst ‹GoSulino› und ist eine Mischung aus Hase und Saurier, ein ‹Hasusaurier› also.» Am Ursprung all dieser Ideen steht oftmals sein ständiger Begleiter – ein Notizblock. Diesen hat er immer dabei und er schreibt alles auf, was ihn beschäftigt. «Aus dem daraus entstehenden oft wirren Puzzle kann eine kreative Idee entspringen.» So wie die der «anonymen Querdenker», welche ihm vorschwebt. «Dabei können sich Menschen irgendwo treffen und einfach ihr Herz ausschütten. Aus den Gesprächen kann ebenfalls wieder etwas Konkretes und Sinnvolles entstehen.» Hauptberuflich kocht Supersaxo zurzeit in St. Niklaus in einer Kantine. «Auch hier bin ich kreativ tätig», meint er. Zwischenzeitlich hat er sich mit Angeboten wie «Mietkoch» oder aber Kochkursen ein weiteres Standbein aufgebaut oder nimmt nebenbei an Kochwettbewerben teil. Daneben hilft er seiner Mutter im Hotel, singt im Kirchenchor, spielt Alphorn und ist ganz Familienvater. Und immer wieder wird alles Erlebte im Notizblock festgehalten. Übernimmt er einmal das elterliche Hotel? «Der Traum lodert in mir», lautet seine gewohnt leidenschaftliche Antwort.
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