Region | Nationale Aktionstag Alkoholprobleme
«Der Leidensdruck für die Familie kann enorm sein»
Mit Beratungen für Angehörige von Süchtigen will Sucht Wallis das Leiden der Betroffenen lindern. Die Hemmschwelle sei allerdings gross, so die Suchtberaterinnen.
Um die Probleme von Angehörigen von Personen mit Suchtproblemen in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken, steht der Nationale Aktionstag Alkoholprobleme vom kommenden Donnerstag unter dem Motto «Alkoholprobleme... Und die Familie». «Es geht vor allem darum, den Familienmitgliedern zu zeigen, wie sie sich selbst entlasten können und dass auch sie bei Sucht Wallis kostenlose Hilfe finden können», erklärt Veronique Ruppen, Suchtberaterin bei Sucht Wallis. Sucht Wallis wird am Aktionstag einen Workshop im Haus der Generationen in Steg durchführen. «Wir wollen den verschiedenen Altersgruppen, von den Kindern bis hin zu den Senioren, die Thematik näherbringen», so die Suchtberaterin.
Enorme Auswirkungen
«Die Rechnung ist einfach», sagt Veronique Ruppen, Suchtberaterin bei Sucht Wallis in Visp. «Auf eine Person mit Suchtprobleme kommen schnell einmal vier bis fünf Familienangehörige, die von der Sucht mitbetroffen sind.» Diese werden von der Sucht teilweise in fast ebenso grossem Masse tangiert wie die Konsumenten selbst. Dadurch, dass sich die Angehörigen teilweise mitverantwortlich für die Probleme fühlen, setzen sie sich enorm unter Druck.» Das könne enorme Auswirkungen auf die Lebensqualität haben. Die Suchtberaterinnen von Sucht Wallis treffen bei ihrer Arbeit immer wieder auf Angehörige, die oft unter psychischen und physischen Symptomen aufgrund einer Suchterkrankung in ihrem Umfeld leiden. «Der Leidensdruck kann enorm sein», sagt Suchtberaterin Ruppen. «Die Symptome reichen beispielsweise von Schlafstörungen, Erschöpfung bis hin zu Ohnmachtsgefühl.»
Grosse Hemmschwelle
Da die Belastungen für Familienmitglieder solch enorme Auswirkungen haben können, bieten die Berater von Sucht Wallis auch Beratungen für Personen aus dem Umfeld an. «Vielen Angehörigen fällt es allerdings schwer, den Schritt zu einer Beratung zu gehen», sagt Suchtberaterin Deborah Walpen. «Scham und die Tabuisierung des Themas stehen den Betroffenen oft im Weg.» Entschliessen sich Angehörige von Konsumenten dann aber doch zu einer Beratung, so geht es in erster Linie darum, das eigene Leben zu stabilisieren. «Von zentraler Bedeutung ist die Erkenntnis, dass man als Angehöriger einer Person mit Suchtproblemen keine Schuld trägt», so Walpen. «In den Beratungen geht es darum, die Angehörigen aus ihrer selbstauferlegten Verantwortung zu entlassen und ihre Lebenssituation zu verbessern, indem sich die Familienmitglieder wieder vermehrt um ihr eigenes Wohlbefinden kümmern.» Gehe es den Angehörigen besser, so habe dies auch positive Effekte auf die Konsumenten.
Martin Meul
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