Wallis | Die «Hornkuh-Initiative» steht zur Debatte
Der Kampf ums Kuhhorn
Soll der Bund Bauern, die Kühe oder Ziegen mit Hörnern halten, finanziell zusätzlich unterstützen? Genau dies fordert die vom Bergbauern Armin Capaul initiierte «Hornkuh-Initiative». Jüngste Umfragen geben ihr gute Chancen. Am 25. November kann das Schweizer Stimmvolk an der Urne entscheiden.
Kühe mit Hörnern gehören bis heute zum Idealbild der Schweizer Milchwirtschaft. Allerdings tragen nur noch 10 bis 20 Prozent der Schweizer Kühe Hörner. Seit Jahren kämpft der bern-jurassische Bergbauer Armin Capaul dafür, dass sich dies wieder ändert. Erfolgreich haben er und seine Mitstreiter die eidgenössische Volksinitiative «Für die Würde der landwirtschaftlichen Nutztiere» lanciert. Die sogenannte «Hornkuh-Initiative» will, dass der Bund finanzielle Anreize schafft, die die Haltung horntragender Tiere fördert. Die Initiative setzt ganz auf Freiwilligkeit und Förderung. Sie beinhaltet jedoch kein Verbot der Enthornung.
Es geht um die Tierwürde
Fast 90 Prozent der Kühe in der Schweiz sind nämlich heute enthornt. Unter Lokalanästhesie wird Kälbern und Kitzen das Gehörn im Alter von etwa zwei Wochen mit einem auf 700 Grad erhitzten Eisen ausgebrannt. «Das verletzt die Würde des Tiers», sagt Bergbauer Reinhold Berchtold aus Ried-Mörel, der sich für die Initiative starkmacht. «Das Horn ist ein stark durchblutetes, ein Leben lang wachsendes Organ. Dazu ist es wichtig für die Körperpflege und dient der Kommunikation unter den Tieren.» «Es fehlen Studien, die einen negativen Einfluss des Enthornens auf das Wohl der Tiere belegen. Auch gibt es genetisch hornlose Kuhrassen und die sind nicht ‹taubstumm›, sondern können auch ohne Hörner sehr wohl miteinander kommunizieren», widerspricht Dominic Eggel. Der CVP-Grossrat und Landwirt aus Ried-Brig ist ein Gegner der Initiative und gibt zu bedenken: «In allen Bereichen versucht man heutzutage, mehr Sicherheit zu schaffen. Deswegen gibt es ja immer weniger Kühe mit Hörnern. Die Unfall- und Verletzungsgefahr ist in den (tierfreundlichen) Laufställen bei horntragenden Kühen nun mal viel höher. Ausserdem bin ich der Meinung, dass eine solche Regelung nicht in die Verfassung gehört.» Dass Hörner ein Verletzungsrisiko beinhalten, gibt auch Reinhold Berchtold zu. Mit der richtigen Stallplanung und gutem Tierbezug kann es aber minimiert werden, ist er überzeugt: «Während 29 Jahren habe ich mit meinen horntragenden Kühen im Laufstall positive Erfahrungen gemacht. Ich brauchte nie den Tierarzt wegen einer schlimmen Verletzung.» Richtig ist aber, dass behornte Kühe im Stall rund einen Drittel mehr Platz benötigen. Für ihren Mehraufwand sollen die Halter behornter Tiere deshalb höhere Direktzahlungen erhalten. Pro Kuh wären es jährlich 190 Franken mehr und pro Ziege 38 Franken. «Diese Förderbeiträge von jährlich insgesamt 15 Millionen Franken hätten im 3-Milliarden-Budget der Landwirtschaft gut Platz», findet Berchtold. Eggel gibt zu bedenken: «Im Initiativtext ist überhaupt noch nicht festgelegt, wie hoch die Förderbeiträge letztlich ausfallen sollen. Was aber Fakt ist: Der Markt will hornlose Kühe. Wenn wir behornte Tiere in die Deutschschweiz verkaufen wollen, so müssen wir finanzielle Einbussen in Kauf nehmen.»
Bund und Parlament dagegen
Die Hornkuh-Initiative kommt am 25. November an die Urne. Bundesrat und Parlament empfehlen, die Vorlage abzulehnen. Im Nationalrat stimmten 117 Mitglieder mit Nein, 49 befürworteten die Initiative (32 Enthaltungen). Im Ständerat fiel der Entscheid 33 zu 6 (5 Enthaltungen) aus. Der Schweizerische Eringerzuchtverband beschliesset die Ja-Parole, ebenso der Schweizer Tierschutz. Die Vereinigung Schweizer Tierärzte hat sich gegen die Initiative ausgesprochen. Der Schweizer Bauernverband beschloss die Stimmfreigabe. In der Bevölkerung stösst das Anliegen auf grosse Sympathie. Eine Mehrheit der Schweizer scheint der Meinung zu sein: Zu einer Kuh gehören Hörner. In einer Trendumfrage des Forschungsinstituts Gfs Bern von Mitte Oktober liegen die Befürworter der «Hornkuh-Initiative» vorn.
Frank O. Salzgeber«Enthornung verletzt die Würde des Tiers»
Reinhold Berchtold
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Kommentare
André Escher, Glis - ↑13↓18
Die Verbundenheit unserer Bauern mit ihren Kühen in Ehren, aber solche Dinge gehören einfach nun mal nicht in unsere Verfassung (sondern in eine Verordnung oder höchstens in ein Gesetz), und für Anliegen dieser Art wurde das Initiativrecht nicht geschaffen.
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