St. Niklaus | «Bättlschissie»
Der grösste Nikolaus im tiefsten Tal der Schweiz
«In den 1950er- und 1960er-Jahren, als der Tourismus boomte und viele Gäste nach Zermatt oder nach Grächen fuhren, haben einheimische Kinder den ankommenden Touristen viele kleine Sachen zum Kauf angeboten», sagt Marseline Gruber, Präsidentin der Sport- und Kulturkommission von St. Niklaus.
Weil diese «Bettelmentalität» nicht überall gern gesehen wurde, bekamen die Zaniglaser den Übernamen «Bättlschissie». Dieser hat sich bis heute gehalten. Heute rühmt sich St. Niklaus als ein aufstrebender Industriestandort, nicht zuletzt deshalb, weil die Scintilla AG, die vor 70 Jahren hier angesiedelt wurde, der wichtigste Arbeitgeber im Dorf und einer der wichtigsten Arbeitgeber der Region ist. Über 400 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden hier beschäftigt. St. Niklaus ist auch ein idealer Ausgangsort zu den Tourismusorten Grächen, Saas-Fee und Zermatt und unterstreicht die wachsende Bedeutung für die Talgemeinde. St. Niklaus selbst hat eine grosse Bergführertradition aufzuweisen. Die Pioniere des Alpinismus werden im Ortsmuseum entsprechend gewürdigt. «Hier findet man alle Bergführerbücher, in denen die Namen der heimischen Bergführer aufgeführt sind», erklärt Marseline Gruber. Das Museum ist im sogenannten Meierturm, der früher in Privatbesitz war und den die Gemeinde gekauft hat. Hier ist auch ein kleines Mineralien- und Ortsmuseum untergebracht, in dem die Besucher einen Einblick in das Leben von früher bekommen. Rund 2400 Einwohner und 64 Vereine zählt das Dorf. «Die Zaniglaserinnen und Zaniglaser sind sehr gesellige Leute, die sich auch in der Öffentlichkeit gerne engagieren», sagt Gemeindepräsident Paul Biffiger. Durch den Bau des 2,3 Kilometer langen Stägjitschuggetunnels vor neun Jahren sei St. Niklaus auch verkehrstechnisch sehr gut angebunden, so Biffiger. Das Dorf verfügt über eine gute Infrastruktur und zählt nicht weniger als 31 Weiler. Die grössten davon sind Herbriggen und Gasenried. Der Schutzpatron und Namensgeber des Dorfs ist der hl. Nikolaus. Ihm zu Ehren findet jeweils am Nikolaustag eine Feier statt und der Kirchturm wird für anderthalb Monate in einen grossen Nikolaus verwandelt.
Marseline Gruber, Präsidentin Sport- und Kulturkommission in St. Niklaus
Frau Gruber, was hat es mit dem Einkleiden des Kirchturms in den weltgrössten Nikolaus auf sich?
Das Einkleiden des Kirchturms ist bei uns in Zaniglas mittlerweile Tradition. 1998 haben wir damit angefangen. Dabei wird jeweils zur Adventszeit der 36 Meter hohe Kirchturm in ein Nikolauskostüm gehüllt, das heisst, er wird mit Planen eingekleidet. Es ist eine sehr aufwendige Arbeit. Mit der Aktion «Der grösste Nikolaus im tiefsten Tal der Schweiz» haben wir es sogar ins «Guinness Buch der Rekorde» geschafft.
Der Nikolaus ist nicht nur Namensgeber, sondern auch der Schutzpatron des Dorfs. Wie feiert man den Schutzheiligen?
Der 6. Dezember ist in Zaniglas ein Feiertag. Aber schon Tage vorher ist eine festliche Stimmung im Dorf spürbar. Angefangen mit dem Fest für die Kleinen bis hin zum traditionellen Umgang des Nikolaus im Dorf. Auch die älteren Leute werden vom Nikolaus beschenkt.
Sie haben die Wahl: Welcher Person oder Vereinigung würden Sie gerne einen Lebkuchen oder eine Gretza verteilen?
Ein Lebkuchen geht an die Arbeiter, die den Kirchturm jedes Jahr aufs Neue einkleiden. Das ist eine harte und auch nicht ganz ungefährliche Arbeit. Die Gretza gebe ich niemandem.
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Kommentare
Peter Fux, St. Niklaus VS - ↑10↓5
Das sogenannte "uf di Gar ga dar ha" woraus der Name Bättulschissie wurde stammt von den 1920er und 30er Jahren und nicht wie angegeben.
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