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Der deutsche Eringerzüchter

Axel Heister in seinem Stall mit «Boateng».
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Axel Heister in seinem Stall mit «Boateng».
Foto: RZ

Quelle: RZ 1

Er ist Braumeister, studierte Wirtschaft, ist Anhänger des FC Schalke 04, Patrouilleur und Greenkeeper. Seine Passion aber sind Eringer. Dafür hat Axel Heister sein Leben geändert.

«Die Schweizer sind die besten Kuhzüchter und da ich immer schon von den Besten lernen wollte, bin ich in die Schweiz gezogen», sagt der 43-jährige Axel Heister mit funkelnden Augen. Seine Passion für Eringer nimmt man dem zwei Meter grossen und 110 Kilogramm schweren Mann aus Deutschland ab. Der Start als Züchter vor vielen Jahren war hart für ihn. Im wahrsten Sinne des Wortes. «Meinen damaligen Lohn verbrauchte ich nur für meine Kühe. Das ging so weit, dass ich hartes Brot ass, während die Kühe Müsli kriegten», sagt er schmunzelnd, möchte aber diese Zeit nicht missen. «Im Gegenteil», erzählt er weiter, das habe ihn immer wieder angespornt, seinen grossen Traum – eine eigene Eringerzucht – eines Tages zu verwirklichen.

Lehre als Braumeister und Studium
Axel Heister wächst im baden-württembergischen Rottweil auf. Nach der Schule und dem Abitur absolviert er die Ausbildung als Braumeister. Als solcher arbeitet er im Anschluss einige Jahre. Immer schon interessiert er sich während dieser Zeit für Kühe. Er erklärt: «Als Kind verbrachte ich mit meinen Eltern oft Ferien in Österreich. Dort sah ich Kühe und war sofort fasziniert.» Nebst seiner Tätigkeit als Braumeister betreibt er leistungsmässig Leichtathletik und Rudern. Ersteres gibt er später auf, will sich beruflich weiterbilden und zieht nach Dortmund. Dort befindet sich ein nationales Leistungszentrum für Ruderer. Daneben beginnt er ein Wirtschaftsstudium. Dies nicht von ungefähr, wie er erklärt, da sowohl seine Eltern als auch seine zwei Geschwister allesamt Akademiker wurden. Während des Studiums nimmt sein Interesse an Kühen keineswegs ab. Im Gegenteil. Er liest Unmengen an «Kuhheften», wie er Fachmagazine über Kuhhaltung bezeichnet, und bringt damit viel über Kühe, deren Haltung und Eigenschaften in Erfahrung. Nach vier Semestern Höhrsaal, intensivem Rudern, viel Russ und Nebel in der Kohlehochburg Ruhrgebiet bricht er Studium und Ruderkarriere ab. «Eines Tages während einer Vorlesung fragte ich mich, was ich hier tue? Ich habe andere Ziele.» Das ist sein Schlüsselerlebnis. Eine Art «Berufung», wie er es selbst nennt. Er bricht seine Zelte in Dortmund ab und bewirbt sich als Hirt. Er erhält eine Stelle auf einer Alp in Davos. Im darauffolgenden Winter geht er ins österreichische Ischgl und wird Skilehrer. Nach einem weiteren Engagement auf einer Alp im glarnerischen Elm und weiteren Wintersaisons in Ischgl landet er eines Tages als Hirt auf der Alp Jungen oberhalb St. Niklaus.

Tellerwäscherkarriere als Züchter
Nach den Erfahrungen als Hirt kauft er sich seine ersten zwei eigenen Eringer. «Je 5000 Franken habe ich dafür hingeblättert. Mein ganzes Erspartes damals.» Die Kühe konnte er bei einem damaligen Kollegen im Goms unterbringen. Arbeit findet er auf der Riederalp bei den Bergbahnen und macht nebenbei die Ausbildung zum Patrouilleur. «Das war eine harte, aber dennoch schöne Zeit», erklärt der Vater einer einjährigen Tochter. Damals habe er für die Kühe alles gemacht und sein gesamter Lohn verbrauchte er ausschliesslich für die Kühe. Unbeirrt davon geht er konsequent seinen Weg weiter und zügelt nach Bellwald. Hier lässt er sich nieder und heiratet. Acht Jahre sind seit seinem Umzug hierher vergangen und er fühlt sich zu Hause, wie er sagt. In einem Gemeinschaftsstall hält er stolz 13 Eringer. Im Winter ist er bei den Sportbahnen als Patrouilleur tätig und im Sommer als Greenkeeper auf dem Golfplatz in Obergesteln. «Beides mache ich gerne und brauchen wir zum Leben. Mein Traum ist es aber, nur noch Bauer zu sein.» Ob er denn regelmässig an Stechfesten anzutreffen ist? «Ja klar.» Er habe bereits 14 Glocken gewonnen. Bei seinen ersten Teilnahmen habe man ihn in Züchterkreisen noch skeptisch betrachtet. Das habe ihn aber nur noch mehr motiviert. Heute sei er voll integriert. «Ich bin mittlerweile angekommen und glücklich», sagt er lakonisch.

Peter Abgottspon

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Kommentare

  • omo - 1027

    Mir gefällt das gar nicht dass Äusländer echt Schweizer Kühe züchten. Ein No-Go

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