Sport | Fribourg/Wallis

Der bescheidene Tabellenführer

Zurück zum Erfolg. Gerd Zenhäusern und Fribourg-Gottéron grüssen als Tabellenführer.
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Zurück zum Erfolg. Gerd Zenhäusern und Fribourg-Gottéron grüssen als Tabellenführer.
Foto: zvg

Quelle: RZ 0

Der Walliser Gerd Zenhäusern (43) steht mit seinem Team HC Fribourg-Gottéron an der Tabellenspitze der NLA. ­Das steckt hinter dem Erfolg.

Gerd Zenhäusern, mit 13 von 15 möglichen Punkten aus fünf Spielen ist der Saisonstart für Fribourg-Gottéron geglückt. Wo liegen die Gründe?
Die allergrösste Umstellung im Verein waren die vielen neuen Spieler. Wir haben gegenüber der Vorsaison über zehn neue Spieler im Kader. Das hat die Vorbereitung beeinflusst. Wir haben uns vor dem Saisonstart das Ziel gesetzt, gut in die Saison zu starten und möglichst viele Punkte zu sammeln. Ziel war es immer, Mitte September bereit zu sein. Das ist nun aufgegangen.

Bei näherem Betrachten erkennt man, dass Leistungsträger wie Bykov und Sprunger wieder vermehrt skoren. Beide haben eine schlechte Saison hinter sich. Was läuft mit ihnen anders?
Primär haben diese beiden Spieler mit sich selber gearbeitet, denn beide wollen vermehrt Verantwortung übernehmen. Wir haben in jüngster Vergangenheit mit Shawn Heins, Sandy Jeannin oder Christian Dubé mehrere Leistungsträger verloren; solche Typen sind in der Kabine nicht einfach zu ersetzen. Doch das schafft auch Platz für einen Sprunger, Bykov oder auch einen Plüss, die mehr und mehr in die Leaderrolle hineinwachsen müssen.

Im Eishockey gilt es, im März, wenn die Playoffs beginnen, bereit zu sein. Welche Bedeutung hat dabei der gute Saisonstart Ihres Teams?
Erstmals gilt es zu sagen, dass unser Saisonziel das Erreichen der Playoffs ist. Deshalb ist es enorm wichtig, dass wir gut in die Saison gestartet sind. Natürlich gibt es auch ambitionierte Teams, für die es im Frühling richtig losgeht und bei denen der Saisonstart eine untergeordnete Rolle spielt. Doch dazu gehört Fribourg derzeit nicht. Wir hatten eine schlechte Saison und müssen einiges gutmachen. Und vor allem: Wir wollen in die Playoffs.

Welche Auswirkungen haben die fünf Siege in den ersten fünf Spielen?
Das gibt uns in erster Linie Selbstvertrauen und bringt Ruhe in den Verein. In Fribourg ist vieles sehr emotional und mit viel Leidenschaft verbunden, deshalb ist es ein Vorteil, in Ruhe arbeiten zu können.

Wer Sie kennt, der weiss, dass Sie den Ball trotz tollem Saisonstart flach halten werden. Können Sie den Erfolg der ersten Spiele auch ein bisschen geniessen?
Natürlich, das Aufstehen am Morgen fällt einem nach einem gelungenen Start einfacher. Doch wir wissen, woher wir kommen und werden nicht abheben, dafür ist die vergangene Saison noch viel zu präsent in den Köpfen der Spieler. Wir erlebten viele Hochs und Tiefs, die Energie im ganzen Verein und in dessen Umfeld war schlecht; das hilft uns nun. Jeder weiss, wie schnell es gehen kann.

In verschiedenen Saisonvorschauen hat man Fribourg-Gottéron zu einem Playout-Anwärter gemacht. Haben Sie solche Publikationen genutzt, um Ihr Team zu motivieren?
Ganz ehrlich: Nein. Vielleicht haben sich die Spieler dadurch gegenseitig motiviert. Doch ich lese sehr wenig Zeitung und Vorschauen oder Prognosen interessieren mich ohnehin nicht. Ich weiss, was die Mannschaft drauf hat und welches Potenzial sie abrufen kann. Unser Ziel sind die Playoffs und daran wird sich nichts ändern. Aber zu Ihrer Frage: Den einen motivieren solche Prognosen, andere demotivieren sie vielleicht. Mich persönlich lassen sie jedoch kalt.

So gelungen der Saisonstart für Fribourg war, so missraten waren die Auftritte in der Champions Hockey League, wo man in der Vorrunde scheiterte.
Misslungen ist die diesjährige Champions Hockey League zwar von den Resultaten her, doch man darf nicht vergessen, wie stark diese anderen Teams waren. Wir siegten gegen den letztjährigen Gewinner Luleå HF aus Schweden und punkteten gegen die Finnen von Rauma. So weit weg von diesen europäischen Spitzenteams waren wir nicht. Das hat man zu schlecht verkauft. Zudem konnten sich mit Zug, Bern und Servette auch drei weitere Teams nicht für die nächste Runde qualifizieren.

Dienen Champions-Hockey-League- Spiele mehr als Vorbereitungsspiele?
Nein, das sind Wettkampfspiele. Doch man spielt diese Spiele kurz nachdem man erstmals auf dem Eis trainiert, die Spieler sind zu Beginn der Saison noch kalt und haben keine Ernstkämpfe in den Beinen. Um dann gegen Europas Topklubs zu bestehen, braucht es viele Dinge, die zusammenpassen müssen. Rückblickend waren die vier Spiele aber auch gut, um unseren Prozess fortzusetzen.

In der Saison gibt es 50 Spieltage. Unterbrochen wird die Meisterschaft während einer Nati-Pause im Herbst und über die Festtage. Gibt es eine Wunschpunktezahl, die Sie bis dahin erreichen wollen?
Das wäre gefährlich. Stellen Sie sich vor, wir setzen uns eine Punktezahl bis zum 10. Spieltag als Ziel und erreichen diese bereits nach acht Spielen. Unsere Motivation wäre verblasst. Viel wichtiger ist es, jeden Tag an sich zu arbeiten und in jedem Spiel zu kämpfen, um das Punktekonto zu erhöhen.

Gerd Zenhäusern, Sie führten als Trainer Lausanne in die NLA, waren anschlies­send Assistentstrainer in Biel und jetzt Headcoach in Fribourg. Die Eishockey­euphorie ist gross in der Westschweiz. Wie erleben Sie das?
Primär finde ich es sehr wichtig für unsere ganze Eishockeylandschaft, dass wir eine starke Westschweiz in unserem Sport haben. Das schafft einen Ausgleich. Es gibt viele finanzstarke Teams und im Fall des SC Bern ein Team mit einer tollen Struktur dazu. Für die Westschweizer Klubs ohne Mäzen im Hintergrund ist ehrliche Arbeit und viel Leidenschaft wichtig. Auch wir mussten nach einer schlechten Saison mit dem Budget zurückstecken und suchten nach anderen Lösungen. Langfristig finde ich es wichtig, dass sich die Deutschschweizer, Westschweizer oder Tessiner Klubs an der Tabellenspitze abwechseln.

Simon Kalbermatten

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