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Den Praxisassistentinnen gehen die Lehrlinge aus

Immer mehr MPA wechseln nach der Lehre in ein anderes Berufsfeld.
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Immer mehr MPA wechseln nach der Lehre in ein anderes Berufsfeld.
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Quelle: RZ 1

Immer weniger junge Frauen wollen als medizinische Praxisassistentin arbeiten. Der tiefe Lohn ist daran mitschuldig.

Dem Oberwallis scheinen nicht nur die Ärzte auszugehen. Auch bei den medizinischen Praxisassistentinnen, kurz MPA, könnte schon bald ein Mangel entstehen. Der einstige bei jungen Frauen sehr beliebte Beruf ist offenbar nicht mehr attraktiv.

Weniger Lehrlinge, mehr Wechsel

Feststellen lässt sich dies an zwei Faktoren. Einerseits steigen weniger junge Frauen überhaupt in den Beruf ein. «Für dieses Schuljahr konnten wir tatsächlich nicht alle offenen Lehrstellen besetzen» sagt Helen Schalbetter, Leiterin der MPA-Berufsschule in Brig. «Das ist aussergewöhnlich, denn früher war die Nachfrage nach Lehrstellen immer grösser als das Angbot.» Schalbetter stellt aber noch einen weiteren Trend fest. «Von denjenigen, die die Lehre als MPA abschliessen, bleibt nur noch ein kleiner Teil wirklich in den Arztpraxen», sagt sie. «Der Rest beginnt dank Berufsmatura ein Studium oder wechselt ins Spital oder als Sachbearbeiterin zu einer Versicherung.» Alles in allem könne man sagen, dass der Beruf der MPA in einer Praxis wohl nicht mehr so attraktiv sei wie früher.

Der Lohn als Grund?

Doch woran liegt das? Ramona Jäger, Präsidentin der Oberwalliser Sek­tion des Berufsverbandes SVA, sieht die Gründe für den Attraktivitätsverlust ihres Berufs vor allem in den ausbezahlten Löhnen. Der Einstiegslohn einer MPA im Wallis nach der Lehre beträgt 4000 Franken brutto. Zum Vergleich: Eine ungelernte Kraft verdient bei Coop seit Kurzem 3900 Franken. «Das ist natürlich herzlich wenig», sagt Jäger. «Vor allem wenn man bedenkt, welche Verantwortung eine MPA im Berufsalltag trägt und dieser auch recht stressig sein kann.» Und Helen Schalbetter doppelt nach: «Im Spital oder bei einer Versicherung können die jungen Frauen viel mehr verdienen, verständlich, dass sie sich dann für einen Wechsel des Berufsfeldes entscheiden, zumal in den meisten Praxen kaum Aufstiegsmöglichkeiten vorhanden sind.» Hinzu komme, dass die MPA dank ihrer hochstehenden Ausbildung sehr gefragt sei. «Es fehlt also nicht an Alternativen zur Arbeit in der Praxis», so die Leiterin der Berufsschule für die Praxisassistentinnen.

«MPA müssen mehr Lohn haben»

Für Bruno Gutknecht, Zentralsekretär des Berufsverbandes SVA in Bern, ist klar, dass etwas mit dem Lohn der MPA geschehen muss. «Im ganzen Land werden jährlich 100 MPA zu wenig ausgebildet», sagt er. «Das liegt zum grossen Teil am niedrigen Lohn.» Man sei derzeit dabei, mit der Ärztegesellschaft FMH einen Massnahmenkatalog zu erarbeiten, um dem Pro­blem entgegenwirken zu können. «Eine Arztpraxis lebt von den MPA», erklärt Gutknecht und fügt hinzu: «Die MPA könnten auch das Hausärzteproblem entschärfen, indem sie Aufgaben übernehmen, die bis anhin noch vom Arzt erledigt werden. Das würde die Ärzte entlasten. Bedingung ist aber, dass wir genug MPA haben und das wird nur der Fall sein, wenn wie anständige Löhne bezahlen.»

Martin Meul

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Kommentare

  • ?? - 173

    Sie sollten auf jeden Fall mehr Lohn bekommen! Das kann doch nicht sein, dass ein ungelernter bei Coop fast gleich viel verdient wie eine AUSGELEHRNTE MPA!

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