Naters/Sitten | Grossratspräsident Diego Wellig nimmt Stellung
Dem höchsten Walliser auf den Zahn gefühlt
Morgen Freitag ist der Empfang des neuen Grossratspräsidenten Diego Wellig (56) in seiner Heimatgemeinde Naters. Wir haben den höchsten Walliser mit 13 Behauptungen konfrontiert.
«Politik lässt sich gut mit einer Bergtour vergleichen», sagt Diego Wellig. «Beides ist eine Gratwanderung.» Der Grossratspräsident über seine Wahl, Olympische Spiele, den Wolf und den Cupfinal.
Als Bergführer trage ich lieber legere Kleidung als Anzug und Krawatte.
Die Bekleidung muss zweckmässig sein. Wenn ich in die Berge gehe, trage ich strapazierfähige und wettertaugliche Kleidung, im Grossen Rat trage ich Hemd und Sakko. Das gehört dazu. Man sollte die Kleider der jeweiligen Arbeit und dem jeweiligen Amt anpassen.
Die Ober- und Unterwalliser haben drei Gemeinsamkeiten: den FC Sitten, die Steuererklärung und den Rotten.
Das lässt sich nicht abstreiten (lacht). Der FC Sitten steht für den Kanton Wallis, der Rotten schlängelt sich vom Rhonegletscher bis in den Genfersee und über die Steuererklärung freuen sich weder Ober- noch Unterwalliser. Aber die Gemeinsamkeiten gehen weit darüber hinaus. Wir haben eine wunderbare und intakte Natur, teilen die Leidenschaft des Ringkuhkampfs und haben ein hervorragendes touristisches Angebot.
Als Bergsteiger stinkt es mir, ellenlange Sessionen im stickigen Grossratssaal zu verbringen.
Dass ich mich lieber in der Natur aufhalte, ist ein offenes Geheimnis. Es kommt auch ab und an vor, dass die Gedanken während einer Sessionsdebatte ein wenig abschweifen. Aber die Sessionen sind plan- und überschaubar und gehören zum politischen Geschäft.
Als CSP-Politiker bin ich froh, dass kein SVP-Mann mehr in der Walliser Regierung sitzt.
Das hat die Wählerschaft so entschieden. Für mich ist es wichtig, dass die Regierung unabhängig der Couleur gut zusammenarbeitet und das Wallis vorwärtsbringt.
Ich kann die Walliser Hymne auswendig.
Nein, ich kann die Hymne nicht auswendig. Aber ich singe den Refrain mit Inbrunst mit, auch wenn ich ein schlechter Sänger bin.
Ich trinke lieber Bier statt Wein.
Das ist so. Wenn ich von einer Bergtour heimkomme, trinke ich ein Bier gegen den Durst. Ein gutes Glas Walliser Wein trinke ich lieber zum Apéro oder zu einem guten Essen.
Ich würde einen Halbkanton Oberwallis begrüssen.
Nein. Ich bin Grossratspräsident des Wallis und stehe für den ganzen Kanton ein. Auch wenn es zwischendurch Querelen zwischen den einzelnen Kantonsteilen gibt, sind wir gut aufgestellt und können uns schweizweit behaupten.
Politik interessiert mich nicht so viel.
Ich habe mich früher tatsächlich nicht gross für Politik interessiert. Das hat sich mittlerweile aber geändert. Ich bin seit acht Jahren im Grossen Rat und seit Beginn des Jahres Vizepräsident von Naters. Ich bin aber nicht ein «Parteisoldat» im eigentlichen Sinne, sondern stehe für Sachpolitik ein.
Die Walliser Klischees wie Saufen, Rasen und Aufmüpfigkeit kommen nicht von ungefähr.
Was das Saufen angeht, habe ich das Gefühl, dass auch andernorts dem Alkohol zugesprochen wird. Bei uns ist ein Apéro eine gelebte Tradition, die zelebriert wird. Wir sind zwar zügig unterwegs, aber Raserdelikte gibts zum Glück selten. Und dass sich der Walliser gegen die Obrigkeit auflehnt, hat mit der Geschichte zu tun.
Der FC Sitten gewinnt den Cupfinal.
Selbstverständlich. Darum haben wir im nächsten Jahr vierzehn Sterne im Kantonswappen. Wenn es die Zeit erlaubt, werde ich in Genf auch live dabei sein.
Der Wolf sollte ausgerottet werden.
Ausgerottet ist das falsche Wort, aber eine Regulierung sollte auf jeden Fall stattfinden. Grossraubtiere brauchen Platz, den wir hier in der kleinen Schweiz nicht haben.
Ein Ringkuhkampf kommt den politischen Spielregeln sehr nahe.
Auch in der Politik wird zuweilen mit harten Bandagen gekämpft. Aber nach dem eigentlichen Wortgefecht kann man wieder normal zusammen diskutieren. Wichtig ist dabei, dass mit fairen Mitteln gekämpft wird.
Die Olympischen Winterspiele würden dem Wallis einen wirtschaftlichen und touristischen Aufschwung geben.
Ich würde eine Olympiade im Wallis begrüssen, obwohl ich eigentlich eine Kandidatur, die von der ganzen Schweiz getragen wird, noch besser finden würde. Wichtig scheint mir auch, dass eine gewisse Nachhaltigkeit der Spiele garantiert ist und der finanzielle Rahmen nicht gesprengt wird. Aber ein wirtschaftlicher und touristischer Aufschwung wäre nicht von der Hand zu weisen.
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