Ried-Brig | Opposition gegen Verkauf eines historischen Gebäudes in Ried-Brig
«Dass es für das ‹Büchhüs› kein Nutzungskonzept gibt, ist gelogen»
Die Gemeinde hat im Weiler Lingwurm ein historisches Gebäude an einen privaten Anwohner verkauft. Das sorgt für Kopfschütteln. Der Grund: die pikante Vorgeschichte.
Das historische «Büchhüs» im Weiler Lingwurm steht am ehemaligen Saumpfad über den Simplonpass und hat eine lange Geschichte hinter sich. Ursprünglich wurde es als Waschhaus genutzt und diente bis vor rund 20 Jahren als Schlachthaus. Seither serbelt es ungenutzt und ohne Dach vor sich hin. Immer wieder gab es Bestrebungen, das Gebäude nachhaltig zu erhalten. Dafür aber mussten zuerst die unklaren Besitzerverhältnisse geklärt werden – schliesslich ging es ins Eigentum der Gemeinde über, die es nun vor Kurzem an den privaten Besitzer der Nachbarparzelle verkauft hat.
Geplanter Umbau zu Museum
Der Grund: «Da kein Nutzungskonzept vorliegt, hat der Gemeinderat beschlossen, es zu verkaufen», ist in der aktuellen «Ried-Briger Ziitig» zu lesen. Das stösst alt Gemeinderätin Doris Schmidhalter-Näfen sauer auf. «Dass es für das ‹Büchhüs› kein Nutzungskonzept gibt, ist gelogen», sagt sie. Sie weiss, wovon sie spricht. Als Ried-Briger Gemeinderätin während der letzten Legislaturperiode hatte sie das Ressort Kultur inne, in dessen Bereich das «Büchhüs» gehörte. Während dieser Zeit erarbeitete sie zusammen mit einer Arbeitsgruppe ein Konzept – an das Haus der Stiftung «Ecomuseum Simplon» angliedern, sanieren und als Museum mit historischen Exponaten für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Kostenpunkt: 120 000 Franken. «Das Konzept war vollständig erarbeitet, einzig die Finanzierung war noch nicht sichergestellt», so Schmidhalter-Näfen. Der Gemeinderat habe sich aber schon damals nicht sonderlich kooperativ gezeigt.
Wahlen als Knackpunkt
Dann kommen dem «Büchhüs» die letzten Gemeinderatswahlen in die Quere: Schmidhalter-Näfen wird nicht wiedergewählt und das Dossier bleibt offenbar auf dem politischen Parkett liegen. Für die alt Gemeinderätin ein klares Zeichen von Desinteresse. «Ried-Brig hat nicht nur keine Kulturkommission, es hat auch keine Kultur», sagt sie und will sich fortan weiter einsetzen. Als Option kann sie sich die Gründung einer Stiftung vorstellen, die es vom neuen Besitzer zurückkauft und es dann anhand des bestehenden Konzepts umgestaltet. «Auch deshalb, weil das Gebäude noch immer zum Inventar der schützens- und erhaltenswerten Objekten gehört», erklärt sie ihr Engagement. Und der neue Besitzer? Ein Weiterverkauf «könnte interessant sein», sagt er. Er sei sich dem Schutzstatus bewusst und sei offen für die Zukunft. Der Charakter müsse einfach erhalten bleiben. Gemeindepräsident Urban Eyer wollte sich nicht äussern. «Mit dem Verkauf und Eintrag ins Grundbuch ist das Geschäft für die Gemeinde abgeschlossen», schreibt er.
Peter Abgottspon
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