Kolumne | Diese Woche zum Thema:
Das Kreuz mit den Weihnachtsliedern
Der ehemalige SP-Schweiz-Präsident und Hotelier Peter Bodenmann und Alt-Staatsrat und Schriftsteller Oskar Freysinger im Wortgefecht.
Peter Bodenmann, ehemaliger SP-Schweiz-Präsident und Hotelier
Nix Mannskraft wohnt bei schlichtem Sinn
Im Wallis herrschte immer etwas Durchzug. Vor mehr als 1000 Jahren kontrollierten die Sarazenen während eines Jahrhunderts vermutlich weite Teile des Wallis. Der Allalin und das Gaby lassen grüssen. Der aus dem Saastal stammende Dr. Raoul Imseng erzählt in seinem Buch diese spannende Geschichte.
Die Alemannen ihrerseits kamen aus dem Norden. Und wanderten als Walser und Walserinnen weiter. Für Gian Trepp waren die Walser nicht brave Wälder rodende Bauern, sondern erfolgreiche Transportunternehmer, die den Warenverkehr über die Alpen organisierten und kontrollierten.
Während mehr als 100 Jahren lebten Protestanten und Katholiken im Oberwallis halbwegs friedlich zusammen. Im fortschrittlichen Leuk die Protestanten, im reaktionären Goms die Katholiken. Der Dreissigjährige Krieg hat das Wallis nicht verwüstet.
Die Stockalper waren eingewanderte Italiener. Kaspar Jodok von Stockalper, der erfolgreichste Raubtierkapitalist des Alpenraums, der reichste Fugger der Hochalpen. Eine neue Biografie erzählt seine Geschichte. Sie verkauft sich wie warme Weggli.
Wer den Friedhof von Bognanco besucht, stösst auf die Gräber der Verwandten jener Familien, die ins Wallis ausgewandert sind. Aus den «Pianggini» wurden angesehene Oberwalliserinnen und Oberwalliser.
Umgekehrt wanderten viele Oberwalliserinnen und Oberwallis von Hunger und Abenteuerlust getrieben auch nach Argentinien aus. Erfolgreiche Schlepper dieser Wirtschaftsflüchtlinge waren die Bodenmänner aus Grengiols. Weitere Verwandte.
Viele Menschen aus dem Balkan zogen in den Neunzigerjahre ins Oberwallis. Dies führte – wer will dies bestreiten – vorerst zu Spannungen. Unter den Jugendlichen, die aus dem Bürgerkrieg kamen, gab es auch schwierige.
Viele junge Oberwalliser Unternehmerinnen und Unternehmer stammen aus dem Balkan. Sie mischen selbst das bescheidene Briger Nachtleben nicht mehr auf, sondern sorgen für Unterhaltung und Ordnung. Gut so.
Gibt es im Oberwallis eine Schulklasse, in der man keine Weihnachtslieder mehr singen darf? Natürlich nicht. Warum in aller Welt sollen wir uns über real nicht existierende Probleme aufregen? Sicher nicht wegen eines fremdenfeindlichen Österreichers, der sich in Savièse eingenistet hat.
Wir stehen vor einer neuen Zeitwende. Das Oberwallis boomt. Jetzt hat dies selbst der «Blick» bemerkt. Die Industrie schafft mehr Arbeitsplätze, als wir uns dies je haben vorstellen können. Die Lonza braucht, um wachsen zu können, bestens ausgebildete Fachkräfte. Aus welchen Kulturen und Regionen auch immer. Das einheimische Gewerbe leidet unter Personalmangel. Es könnte uns schlechter gehen.
Oskar Freysinger, ehemaliger SVP-Staatsrat und Schriftsteller
Das Kreuz mit den Weihnachtsliedern
Vorletzte Woche wurde der weltbekannte Gospelsong «Go Tell It On The Mountain» in einer Schule in Wil SG gekreuzigt (das heisst aus der Liste der Weihnachtslieder gestrichen). Dazu die beiden «Schächerlieder» «Fröhliche Weihnacht überall» und «S’grööschte Gschänk». Ein musikalischer Golgotha! Heilige Dreifaltigkeit und schulische Einfalt passen halt schlecht zusammen.
Zuerst dachte ich, der Grund dafür müsse eine Intervention der KESB gewesen sein. Wegen Armut, Krippe, mangelnder Hygiene und so. Das aussereheliche, ohne Zutun eines Walliser Staatsrats geborene Jesulein hätte zu seinem eigenen Schutz eigentlich abgetrieben gehört. So ein Leben zwischen Ochs und Esel als pädagogische Betreuung war schliesslich trotz aller Tierliebe keine Gewähr für eine würdige Existenz! Und das undemokratische Trauerspiel mit den drei Königen erst! Zum Glück war einer davon schwarz. Unverzeihlich jedoch die Diskriminierung der LGBTQI+, da sogar der Esel ein Hetero war! Und dann am Himmel noch der unheilvolle gelbe Stern, der vorzeitig eine dunkle Zukunft heraufbeschwor. Das musste ja den Himmel durcheinanderbringen! Dann lieber noch ein in allen Farben schillernder, politisch korrekter Regenbogen. «Black Friday» statt Weihnacht. Voldemort statt Nativity. Halloween-Untote statt ewiges Leben! Aber bitte keine Rassendiskriminierung durch einen «Negro Spiritual»! Dafür «heilige Spiele» als Lückenbüsser, wie von Nietzsche angekündigt.
Als ich weiterlas, wurde ich jedoch eines Besseren belehrt: Die Lieder wurden gestrichen, weil sie die Geburt Jesu thematisierten. Die Menschwerdung von Frieden und Nächstenliebe wurde aus Rücksicht auf Andersdenkende ausgeklammert! Sie hätten daran Schaden nehmen können. Doch seit wann werden Geburtstagsfeiern ohne Geburtstagskind gefeiert?
Das sähe aus wie Mekka ohne schwarzen Stein, Zen ohne Buddhismus, Shiva ohne Lingam oder eine aus der Rolle gefallene Torah.
Sogar Farhad Afshar, der Präsident der «Koordinationsstelle Islamische Organisationen Schweiz», erwies sich als christlicher als die christliche Schulleitung und bedauerte den Entscheid, denn Weihnachten gehöre auch zum Islam. Na also! Teilen wir uns das Christkind brüderlich auf und schaffen wir das Monopol auf das Göttliche ab! Darum hat die SVP im Vorsaal des Walliser Grossrats ja auch einen Weihnachtsbaum aufgestellt, den das Ratsbüro, aus Rücksicht auf die «Progressisten» im Rat, dort aufzustellen «vergass».
Go tell it on the mountain
Over the hills and everywhere
Go tell it on the mountain
That Christendom is dead!
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