Törbel | Dorfserie
Das Hosennen-Museum in Törbel
Das Hosennen-Museum oder «Z’Brunos Hischi» wurde vor sieben Jahren eröffnet. Die Gründerin Helen Güdel erinnert sich.
Es ist warm in der kleinen Küche. Helen Güdel sitzt auf einer Eckbank und steht dem Besucher Rede und Antwort. Die 83-jährige Frau, die als Kinderbuchautorin und Malerin gearbeitet hat, ist körperlich beeinträchtigt, aber ihr Geist ist hellwach. «Ja, der Bruno», schwelgt Güdel in Erinnerung. «Der Bruno hat mich fasziniert und inspiriert zugleich.» Die Rede ist von Bruno Hosennen, der vor acht Jahren gestorben ist und der das Leben der Zürcherin auf den Kopf stellen sollte. «Als ich zum ersten Mal nach Törbel kam, war ich fast geschockt. Ich hatte keine Ahnung von Land und Leuten», erinnert sie sich. Doch je länger sie in Törbel ist, umso mehr gefällt es ihr am Sonnenberg. «Die Menschen hier oben und ihre Arbeit, aber auch die Natur und die Sprache haben mich fasziniert», sagt Güdel.
Ein Dorforiginal
Dann tritt Bruno Hosennen in ihr Leben. «Eine spezielle Persönlichkeit», erinnert sie sich. «Verschlossen und nach aussen brutal wirkend, aber im Kern ein sehr sensibler und feiner Mensch.» Helen Güdel fühlt sich magisch angezogen und schliesslich werden die beiden ein Paar. «Natürlich hat das im Dorf zu reden gegeben. Die zugezogene Zürcherin, die mit einem einheimischen Bauern ‹ein Gschleipf› anfängt. Aber das war mir egal.» 1989 zieht die Künstlerin bei ihm ein und macht ihn, seine Lebensweise und die traumhafte Landschaft zum Inhalt verschiedener Kinderbücher, die auf der halben Welt verbreitet werden (USA, Australien, Korea, Arabische Emirate). Als Bruno Hosennen 2010 stirbt, bleibt Helen Güdel ratlos zurück. Just am Tag des Begräbnisses ruft sie ein amerikanischer Freund an, der regelmässig in Törbel Ferien macht. Er rät ihr dazu, die Hinterlassenschaft von Bruno Hosennen in ein Museum umzuwandeln. «Obwohl nicht weniger als elf Erben aufgeführt waren, haben mir alle ihren Segen gegeben, aus der alten Wohnung ein Museum zu machen», so Güdel. Nur ein Jahr später ist die feierliche Eröffnung von «Brunos Hischi». «Das alte Wohnhaus ist noch genauso eingerichtet wie zu Lebzeiten von Bruno Hosennen und kann besichtigt werden. Dazu machen wir jedes Jahr eine Vernissage mit Bildern von mir und einem anderen Künstler», erklärt Helen Güdel, die vor vier Jahren auch das Magazin «Zelleta» initiiert hat. Darin sind Geschichten und Begebenheiten von Helen Güdel und anderen Autoren nachzulesen. Der Stiftungsrat um Helen Güdel ist es auch, der regelmässig Führungen im Hosennen-Museum anbietet.
Walter Bellwald
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