Niedergampel | Daniel Steiner, Präsident Oberw. Schwarznasenzuchtverband
«Der Wolf wer und ist für uns ein Problem»
Jammern die Schäfer zu viel und muss der Herdenschutz forciert werden ? Daniel Steiner, Präsident des Oberwalliser Schwarznasenzuchtverbandes, nimmt Stellung.
Daniel Steiner, ist das Wolfsproblem herbeigeredet?
Nein. Der Wolf war und ist für uns ein Problem. Vor allem, weil die Schäfer fast täglich auf der Alp mit dem Wolf konfrontiert werden. Die Folge davon ist, dass viele Alpen in Zukunft nicht mehr besetzt werden. Mittlerweile verfolgt uns der Wolf das ganze Jahr, sei dies im Winter, wenn die Schafe ihren täglichen Auslauf um den Stall machen, oder auf Frühjahrs-/Herbstweiden.
Müssten die Schäfer nicht den Herdenschutz forcieren, um ihre Tiere besser zu schützen?
Der Herdenschutz wird sehr intensiv betrieben. Zumindest da, wo er machbar ist. Aber Theorie und Praxis sind zwei Paar Schuhe. Was auf dem Papier so einfach aussieht, ist in der Realität nicht immer umsetzbar. Das heisst, vielerorts ist der Herdenschutz von der Topografie her gar nicht möglich. Elektrozäune sind eine Gefahr für Wildtiere und die Herdenschutzhunde kommen in Konflikt mit Wanderern.
Werden die Schäfer zu wenig ernst genommen, weil sie zu viel jammern?
Im Gegenteil, weil wir zu wenig jammern. Gewisse Organisationen verniedlichen unsere Anliegen und haben das Gefühl, dass wir ein wenig Landschaftspflege betreiben. Was tatsächlich an Arbeit dahintersteckt, erkennen nur die wenigsten. Zudem stehen wir dem Wolfsproblem ohnmächtig gegenüber. Es ist deprimierend mit anzusehen, wie der Wolf regelmässig Schafe reisst und dadurch jahrelange Zuchtarbeit innert Minuten zunichtegemacht wird.
Bekommen die Landwirte zu viele Subventionen?
Die Subventionsgelder sind gerechtfertigt, nicht zuletzt deshalb, weil die Landwirte die Landschaft pflegen und intakt halten.
Können die Schwarznasenschafe von der Woll- und Fleischleistung her mit den Weissen Alpenschafen mithalten?
Auf alle Fälle, gerade die Fleischqualität bei den Schwarznasen hat sich stark verbessert. Das Fleisch ist viel feinfasriger und verkauft sich in den regionalen Metzgereien sehr gut. Im Oberwallis werden jedes Jahr mehr als 50 Tonnen Wolle bei der Wollsammelstelle abgegeben. Zwei Drittel davon kommen von Schwarznasen. Entgegen vielen Behauptungen landet die Wolle nicht in der Verbrennung, sondern wird trotz Tiefstpreisen weiterverwertet.
Was mögen Sie lieber: ein Lammgigot oder ein Rindsentrecôte?
Ich esse sozusagen nur Schaffleisch aus eigener Produktion. Ganz einfach deshalb, weil ich wissen will, wo das Fleisch herkommt und wie die Tiere gehalten wurden.
Sind Schafe stur und dumm?
Dieser Mythos hält sich hartnäckig. Aber Schafe sind weder stur noch dumm. Schwarznasen beispielsweise sind sehr standorttreu und lieben den freien Weidegang.
Müsste die Schweiz aus der Berner Konvention austreten?
Unbedingt. Das Parlament müsste die Motion Fournier umsetzen, aus der Berner Konvention austreten und den Schutzstatus des Wolfs herabsetzen. Erst dann sollte die Schweiz der Berner Konvention wieder beitreten. Wir haben ein dicht besiedeltes Gebiet, das touristisch erschlossen ist. In diesem Lebensraum haben Wildraubtiere keinen Platz.
Streiten Sie gerne mit den Umweltschutzverbänden?
Eigentlich nicht. Ich suche immer das Gespräch und den Dialog. Aber in diesen Kreisen ist es nicht immer möglich, einen Konsens zu finden. Ich komme mir oft vor, als würde ich gegen eine Wand reden.
Gehen Sie lieber auf eine Schwarznasenschau oder lieber auf ein Familienfest?
Im September, wenn die meisten Schwarznasenschauen stattfinden, haben wir kein Familienfest (lacht).
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