Brig-Glis | «Verwerfliches Ansinnen»
Cordon-bleu-Weltrekordversuch ruft Kritiker auf den Plan
Der geplante Weltrekord-Versuch für das grösste Cordon bleu sorgt nicht nur für Aufsehen, sondern stösst auch auf Widerstand. Eine Gruppe findet dieses Ansinnen sogar verwerflich.
Das Cordon-bleu-Festival in Brig-Glis vor zehn Tagen war nach Auskunft der Organisatoren ein voller Erfolg. «Wir hatten durchwegs positive Reaktionen, sowohl vonseiten der Besucher als auch seitens der Restaurateure», sagt Tourismusdirektor Jürg Krattiger. Wie viele der «gluschtigen» Fleischstücke tatsächlich über die Tische gegangen sind, lasse sich nur schwer verifizieren. Aber: «Ein Wirt hat mir gegenüber bestätigt, dass er rund 600 Cordon bleus verkauft hat», erklärt Krattiger. «Ein Beweis dafür, dass das Festival ein grosser Erfolg war.»
Cordon-bleu-Festival ein Grosserfolg
Neben den Restaurateuren und Hoteliers hätten sich auch die Aussteller zufrieden gezeigt. «Einzelne Verkäufer mussten schon am Samstagnachmittag dicht machen, weil die ganze Ware ausverkauft war», sagt Krattiger mit Blick auf den grossen Besucheraufmarsch. «Der Andrang war überwältigend», schwärmt Krattiger. «Neben vielen Einheimischen waren auch viele Gäste aus der Deutsch- und Westschweiz zugegen.» Das habe auch damit zu tun, dass die Werbung, Brig-Glis als Erfinderort des Cordon bleu zu positionieren, voll eingeschlagen habe. Auch das Rahmenprogramm habe seinen Teil dazu beigetragen. «Die Inszenierung der Seniorenbühne ist beim Publikum sehr gut angekommen», so Krattiger.
Weltrekordversuch stösst sauer auf
Das Festival von voriger Woche soll der Auftakt für weitere Aktivitäten rund um das Cordon bleu in der Alpenstadt sein. So ist nächstes Jahr sogar ein Weltrekordversuch mit einem Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde geplant (die RZ berichtete). «Das Cordon bleu soll 400 Kilogramm wiegen», sagt Norbert Schwery, Geschäftsführer des Catering-Unternehmens «Gaumenzauber», der beim Weltrekordversuch mithelfen will. Gegen dieses Vorhaben regt sich nun Widerstand. In einem Schreiben an die verantwortlichen Stellen meldet sich eine Gruppe um Cornelia Burgener aus Visperterminen zu Wort. «Das Ansinnen, mit 400 Kilo Lebensmitteln einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde anzustreben, ist unserer Meinung nach und aus der Perspektive verschiedener Prinzipien verwerflich», schreiben die Initianten, die ihre Anliegen im Sinne der Ökologie und Nachhaltigkeit verstehen. «Es ist anstössig, Lebensmittel als Werbeträger zu missbrauchen», heisst es weiter. Zudem sei dieses Vorhaben aus gesundheitlicher Sicht – «ein Cordon bleu ist wohl das letzte, was ein Ernährungsberater empfehlen würde» – wie auch aus Sicht der Nachhaltigkeit – «tierische Nahrungsmittel verbrauchen für die Herstellung bedeutend mehr Ressourcen (Boden, Wasser und Energie) als pflanzliche Nahrungsmittel» – nicht zu begrüssen. Inzwischen haben schon viele Sympathisanten das Schreiben mitunterzeichnet.
«Halten an der Strategie fest»
Tourismusdirektor Jürg Krattiger gibt sich unbeeindruckt. Man nehme die Kritik zur Kenntnis, heisst es. «Schliesslich ist es jedermann freigestellt, seine Meinung zu äussern», so Krattiger. Zudem sei die Idee mit dem Weltrekordversuch «noch nicht in Stein gemeisselt». «Der Weltrekordversuch ist nur eine von vielen Möglichkeiten, Brig-Glis als Cordon-bleu-Stadt zu vermarkten», erklärt Krattiger. «Ob der Weltrekordversuch aber tatsächlich in Angriff genommen wird, wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht.» Sicher sei einzig, dass man auch in Zukunft das Cordon bleu mit Brig in Verbindung bringen wolle. «Wir wollen mit verschiedenen Aktionen im Gespräch bleiben und Brig-Glis als Cordon-bleu-Stadt positionieren.» Allein der grosse Andrang beim Festival sei der beste Beweis gewesen, dass diese Strategie funktioniere.
Walter Bellwald
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