Tourismus | Betreiber beklagen Überreglementierung
Campingbetreiber mit Existenzängsten
Die Nachfrage nach festen Campingplätzen steigt. Vermietet werden darf aber nicht. Grund: der Amtsschimmel. «Unglaublich», ist von Campingbetreibern zu hören.
«Mittlerweile läuft es so schlecht, dass es uns richtig an den Kragen geht. Es geht um unsere Existenz», klagt Jonas Hartmann, Pächter des Campingplatzes Bella-Tola in Susten. Es sei schon paradox. Der Markt verlange nach einem Produkt, aber aufgrund von geltenden Vorschriften dürfe dieses nicht angeboten werden.
Verändertes Gästeverhalten
Von den insgesamt 250 Plätzen des Campingplatzes Bella-Tola sind 60 als fixe Standplätze vermietet. Die restlichen werden als sogenannte Durchgangsplätze wochen- oder tageweise vermietet. «Bis zur Aufhebung des Mindestkurses lief das Geschäft mit den Durchgangsplätzen gut», erklärt Hartmann. Nun aber laufe es trotz herrlichem Wetter miserabel. Gleichzeitig aber nehme die Nachfrage nach fixen Standplätzen zu. «Ich habe fast wöchentlich solche Nachfragen. Der Markt hat sich ganz einfach verändert», sagt er.
«Leider aber dürfen wir aufgrund von geltenden Vorschriften nicht mehr fixe Plätze vermieten.» Demnach dürfen feste Plätze nicht mehr als einen bestimmten Anteil der gesamten Standplätze einnehmen. «Das ist doch verrückt. Die Saison läuft miserabel, die Plätze sind praktisch leer, und dann so was», sagt Hartmann. Zwar würde er mit Dauermietern weniger verdienen, aber immer noch mehr als mit leeren Plätzen. «Zum Überbrücken der momentan schwierigen Situation würden uns etwas weniger Reglemente und Vorschriften durchaus helfen», meint er.
Gleicher Tenor überall
Ähnlich tönt es aus Salgesch. Dort erklärt Rémy Genoud vom Campingplatz Swiss Plage: «Wir haben im Vergleich zum letzten Jahr bis jetzt eine Einbusse von 50 Prozent. Ich bin genau der selben Meinung. Wir müssen unsere Plätze zwingend freier und mit weniger Vorschriften betreiben dürfen.» Selbstverständlich müssten geltende Gesetze eingehalten werden, jedoch müsste zumindest hinterfragt werden dürfen, ob nicht allfällige Lockerungen oder Entflechtungen möglich wären.
Der Präsident des Walliser Campingverbands Jean-Nicolas Revaz findet die Situation unübersichtlich und bringt es auf den Punkt: «Campingplätze sind überreglementiert. Sie unterliegen unzähligen Gesetzen und Vorschriften: Zonenreglemente, feuerpolizeiliche Vorschriften, Richtpläne, Bauverordnungen, Baugesetze, Lebensmittelkontrolle, Wasserproben bei Schwimmbädern, Reglemente hüben und drüben. Und das alles noch auf kommunaler und kantonaler Ebene.» Fast schon resignierend stellt er die Frage: «Wen genau wollen sie da kritisieren? Das System ist krank und muss entflechtet werden.»
Für den Walliser Staatsrat Jean-Michel Cina haben haben die Reglemente keine Auswirkungen auf die Nachfrage. «Der Rückgang kommt eher von der Frankenstärke und die Campinggäste reagieren doch sensibler auf Wechselkurse.» Er habe den Fachleuten der Campingbranche keine Ratschläge zu geben. Und er fügt hinzu: «Kooperationen und Synergien helfen oft bei schwierigen Situationen.»
Peter Abgottspon
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Kommentare
Mee-Shee - ↑4↓3
Gerade die Kurz oder Durchlauf Camper sind Leute welche jeden Rappen umdrehen wollen/müssen . Es sind Sparfüchse und die Regeln sollten endlich für Dauercamper gelockert werden . Was spricht dagegen das eine Berner Familie ihr Mobilhome als Wochenendhäusschen im schönen Wallis hat ?
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Charly - ↑3↓5
Komisch dieses Gejammer. Der Präsident Nicolas REVAZ zum Beispiel besitzt den Camping Botza. Uns ob ihr es glaubt oder nicht, schliesst er auch in der Hauptsaison, also jetzt, das Restaurant am Sonntag um 1800 Uhr und öffnet erst wieder Dienstag um 0900 Uhr. Lachhaft
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Murrat K. - ↑3↓6
Dienstleistungsbereitschaft ist doch für die meisten in der örtlichen Gastronomie-und Tourismusbranche ein absolutes Fremdwort. Wenn ich meine sauerverdienten Rappen irgendwo lassen soll, erwarte ich auch eine entsprechende Leistung und kein mürrisches Gesicht, das nur die Hand aufhält.
Dorothea Weber - ↑9↓6
Camping in unserer Region ist nicht sehr attraktiv. Meist liegen die Plätze zentrumsfern und bieten wenig Infrastruktur (Beck, Supermarkt, Gastronomie etc).
Das ist Italien deutlich besser und das Meer ist meist auch sehr nah.
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Seppel - ↑9↓4
Lasst doch den Betreiber entscheiden, wem und wie er seine Stellplätze vermietet. Von mir aus kann er dort auch Asylanten unterbringen.
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Rüdiger H. - ↑2↓16
Trailer-Parks mit ihren Dauercampern sind ein Zeichen der Verelendung. wer will denn sowas hier haben?
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Arthur Heinzmann - ↑16↓3
Glauben Sie Herr H wirklich, dass ihr menschenverachtender Kommentar irgendetwas zur Lösung des Problems, um das es hier eigentlich geht, beiträgt? Oder soll das etwas der Start zu einer Hetzjagt auf Menschen werden, die das einfache Leben und den Aufenthalt in Gottes freier Natur lieben?
Pascal - ↑10↓9
Das Wallis hat zu lange gepennt. Früher kamen die Gäste von alleine und haben oft Infrastrukturen der unteren Stufen in Kauf genommen. Jetzt ist der Franken stark und die Touristen gehen dorthin wo etwas geboten wird ist doch eine logische Entwicklung oder? In Österreich oder anderen Ländern sind die Touristiker sehr sehr bemüht den Gästen etwas zu bieten. Das muss halt auch hier passieren. Ich bin oft im Wallis unterwegs aber als Gast fühlt man sich nicht sehr oft. Leider.
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Naomi - ↑7↓21
Wir sollten für uns und zwei Kinder über 70 Franken pro Tag zahlen, für 10 Quadratmeter Wiese. Dafür bekommen wir in Italien eine Wohnung und das Essen kostet ein Drittel und schmeckt. Fiese Abzocke hier.
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Naomi - ↑13↓9
Nein mein lieber Klaus, das ist gerade die Kausalkette! Die Gäste bleiben aus, also versucht der Betreiber eine von der Konzession abweichende Nutzung.
Aber für Leute, die Kritiker immer nur des Landes verweisen, ist das scheinbar schon zu kompliziert.
Und die Leute gehen nach Italien, nach Österreich, nach Deutschland, und niemand kann sie aufhalten - DAS IST UNSER PROBLEM
Klaus Gerber - ↑12↓7
Dann gehen Sie doch nach Italien! Niemand hält Sie davon ab! Zudem haben Sie das Thema von diesem Artikel komplett verfehlt:-)
Boris Smutov - ↑4↓20
Regeln sind verbindlich. Wo kommen wir hin, wenn jeder biegt und beugt, nur weil er erfolglos ist?
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Beat - ↑7↓16
Das führt doch nicht zum Ziel, wenn man jetzt die bestehenden Regelungen über den Haufen wirft. Wo wollen wir denn sparen? Beim Brandschutz? Bei der Hygiene?
Camping in der Schweiz muss wettbewerbsfähig werden. Das Preis/Leistungsverhältnis stimmt lange nicht mehr. Gilt leider auch für andere Geschäftsfelder.
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Arthur Heinzmann - ↑44↓4
Herr Cina, Sie sagen doch "Kooperationen und Synergien helfen oft bei schwierigen Situationen" Da muss ich Ihnen recht geben, nur verstehe ich eines nicht. Wieso Herr Cina geben Sie sich denn nicht auch einmal kooperativ und versuchen, sich mit ein klein wenig Verständnis und Interesse in die Lage der Betreiber dieser Branche zu versetzen und so eine Möglichkeit zur Verbesserung der Situation zu erlangen? Mit "leeren Worten" wurde noch nie jemandem geholfen!
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Weissen Andreas - ↑44↓6
Wenn gemäss Staatsrat Cina der Rückgang von Logiernächten der Frankenstärke zuzuschreiben ist (worin er richtig vermutet), so sollte dasselbe Departement nicht mit sinnlosen Planvorgaben und Reglementierungen den Untergang vieler Anbieter in Kauf nehmen und dadurch sehr viele Arbeitsplätze gefährden - nicht nur im Campingsektor. Es wird wohl vergessen, dass unser Wallis zu einem sehr grossen Teil vom Tourismus abhängig ist. Die Lösung der Probleme in "Kooperationen und Synergien" zu suchen, gründet in einer fundamentalen Unkenntnis der schwierigen Situation des Tourismus im Wallis.
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Pierre - ↑15↓41
Viele Schweizer Plätze haben die Entwicklung verschlafen. So speziell Bell Tola Susten. Vergleichen sie einen Campingplatz in Östereich und Deutschland was sie dort fürs gleiche Geld geboten bekommen. Da gibt es keine veralteten reparturfällige WC-Anlagen. Duschen die nicht funktionieren. Stellplätze die nicht eben sind. Sozialanlagen die schlecht gereingt sind. Kinderanimation ist dort Kinderanimation und nicht eine Farce. Auf vielen Schweizerpläten wurde nur stark abgezokkt aber keine Investitionen getätigt. . Dies ist nun die Quittung für ein Fehlverhalten das weder Cina nich die Behörden sonst zu verantwortenn haben. Lesen sie die Foren mit den Bewertungen der Campinggäste, dann wissen sie Bescheid.
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Manfred Müller - ↑19↓4
Herr Pierre
Was Sie meinen mit verschlafen ist das Bella Tola charmant geführt ist. Ihnen würde Entspannung auch gut tun glaube ich.
Einig bin ich mit Ihnen das die Instandhaltungskosten mehr Geld braucht. Langjährige Behinderung durch Gesetze sind sicher nicht förderlich.
Die Aufhebung des Mindestkurs geschah sehr plötzlich. Gesetzesanpassungen dazu eher nicht.
Die sich wehrenden Betreiber von den Campingplätzen müssen sich anpassen können.
Bella Tola - ↑34↓4
Guten Tag Herr Pierre
Leider haben Sie recht mit den Veralteten Anlagen. Wir sind eine junge Familie und nützen die uns gebotene Chance und achten sehr auf Sauberkeit und Gastfreundschaft, wovon Sie sich gerne selbst überzeugen dürfen. Es wird bei uns so viel wie uns möglich wieder in den Camping investiert.
In Österreich z.b. wird der Tourismus sehr unterstützt, wovon wir hier in der Schweiz überhaupt nicht sprechen können.
Dies alles tut aber nicht zur Sache, da es im Artikel nicht direkt darum geht wie es dem Schweizer Tourismuslage im Moment geht sondern dass wir unsere Nachfrage an Dauermieter und Saisonplätze ( meist Schweizer Gäste ) gesetzlich nicht nachgehen können.
Petsch - ↑10↓51
Habe ab und zu mit solchen Leute die im Wallis auf Camping Ferien machen Geschäftlich zu tun, gerade ein tolles Publikum (oft Bünzlis) zieht man leider nicht an...
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Arthur Heinzmann - ↑37↓5
Petsch
Ich hatte früher sehr oft mit Menschen geschäftlich zu tun, die im Oberwallis Ferien in Hotels oder in Chalets gemacht haben. Also ein so tolles Publikum waren die auch nicht. Ich verstehe nicht was das mit dem Camping zu tun haben soll. Es sind alles Gäste und da gibt es nun mal solche und solche. Dabei spielt es keine Rolle, ob die nun ihr Geld auf einem Camping, in einem Chalet oder in einem Hotel liegen lassen.