Digitalisierung | Bundesgelder für Schulen?

C-Politiker wollen Digitalisierung an Schulen vorantreiben

Ein Impulsprogramm soll Schulen bei der Digitalisierung helfen.
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Ein Impulsprogramm soll Schulen bei der Digitalisierung helfen.
Foto: Symboldbild Andrew Neel/unsplash

Quelle: RZ 0

Die C-Fraktion im Nationalrat will Schulen bei der Digitalisierung unterstützen. Dazu sollen die Bildungseinrichtungen auf Bundesmittel zurückgreifen können. Am Kollegium Brig ist man geteilter Meinung.

Wir stecken mitten in einer digitalen Transformation», sagt CSP-Nationalrat Thomas Egger, welcher das Anliegen seiner Fraktion als Sprecher nach aussen hin vertritt. «Leute gehen praktisch mit dem Handy ins Bett und stehen damit auch wieder auf.» Auch die Wirtschaft spüre die massiven Veränderungen, die die Digitalisierung mit sich bringe, so Egger.

Verlierer vermeiden

Nun soll der Bund dabei helfen, dass dieser Prozess besser adaptiert werden kann. «Es ist nicht so, dass der Mensch als Arbeitskraft überflüssig wird», ist Egger überzeugt. «Allerdings müssen wir uns auf die neuen Anforderungen einstellen können, das heisst, dass jetzige und künftige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer befähigt werden müssen, mit der digitalen Entwicklung Schritt halten zu können.» Es gehe darum zu vermeiden, dass die Digitalisierung «Verlierer» hervorbringe, so der Nationalrat. Viele Unternehmen seien denn auch dabei, sich dieser Herausforderung zu stellen und würden bereits entsprechende Schulungen für ihr Personal anbieten. «Allerdings dürfen wir nicht nur auf die Unternehmen setzen», sagt Egger weiter. «Wir ­müssen schon während der Ausbildung und in der Schule damit beginnen, die jungen Leute auf die Herausforderungen der Digitalisierung vorzubereiten.» Darum fordert die C-Fraktion mittels Motion vom Bundesrat, ein entsprechendes Impulsprogramm in die Wege zu leiten. Schulen sollen sich demnach für Fördermittel bewerben können, wenn sie ein Projekt zur Förderung der Digitalisierungskompetenzen lancieren möchten. Die Eid­genossenschaft würde dann die Hälfte der anfal­lenden Kosten tragen. Nationalrat Egger betont in diesem Zusammenhang, dass es nicht darum gehe, den Schulen die technische Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. «Mittel sollen nur dann gesprochen werden, wenn die Projekte die Förderung von Kompetenzen zum Inhalt haben, bei den Lehrpersonen wie auch den Schülern», sagt er. «Gerade die Ausbildung der Lehrpersonen im Bereich Digitalisierung ist von entscheidender Bedeutung, denn nur wenn die Lehrpersonen über das nötige ­Rüstzeug verfügen, können sie dieses auch an die Schülerschaft weitergeben.»

Gleich lange Spiesse

Die Motion der C-Fraktion stellt dabei allerdings einen Paradigmenwechsel dar, denn bislang liegt die Gestaltung und Finanzierung des Bildungs­wesens in der Hoheit der Kantone. So wurde denn auch entsprechende Kritik in dieser Richtung am Vorschlag der C-Fraktion laut. Nationalrat ­Thomas Egger allerdings hält dagegen und verweist auf den Kanton St. Gallen, der ein entsprechendes Impulsprogramm in der Höhe von 75 Millionen Franken lanciert hat. «Die Bemühungen in der Ostschweiz sind sehr lobenswert», sagt Egger dazu. «Allerdings darf es nicht sein, dass in einem solch wichtigen Bereich die Kantons- und Gemeindefinanzen darüber entscheiden, ob entsprechende Projekte und Programme lanciert werden. Es geht nur darum, gleich lange Spiesse zu schaffen.» Aus diesem Grund sei es wichtig, dass der Bund eine finanzielle Hilfestellung böte. «Zudem müssen die Kantone und Gemeinden ja nicht auf die Mittel zurückgreifen, wenn sie es nicht wünschen», so ­Egger weiter.

Weniger Stunden an der OS

Der Fachbereichsleiter Informatik am Kollegium Brig, Bernhard Britsch, findet den Vorstoss der
C-Fraktion in Bundesbern grundsätzlich begrüssenswert. «Natürlich sind zusätzliche Mittel für die Förderung der Digitalisierungskompetenzen eine gute Sache», sagt er. Allerdings, so Britsch, dürfe man nicht den Fehler machen und sich zu viel von solchen Programmen versprechen. «Um wirklich vertiefte Kompetenzen in den Bereichen Infor­matik und Digitalisierung entwickeln zu können, braucht es nämlich in erster Linie genügend viele Stunden und entsprechendes Lehrpersonal», sagt Britsch. «Es ist sehr zu begrüssen, dass die Stundenzahl für Informatik am Kollegium soeben letztlich von zwei auf vier erhöht wurde, auf den unteren Schulstufen erleben wir im Moment jedoch einen gegenteiligen Trend, es wurden, zum Beispiel auf Stufe OS, Informatik-Stunden gestrichen.»

«Integrieren ist keine Lösung»

Im Zuge des Lehrplans 21 setze man zunehmend auf einen integrierten Informatikunterricht, versuche also entsprechende Kompetenzen in anderen Fächern zu vermitteln, so der Fachbereichs­leiter Informatik am Kollegium Brig. «Allerdings hängt bei diesem Modell viel von der Affinität der Lehrpersonen zum Bereich Informatik ab, sodass Kompetenzen nur sehr heterogen ausgebildet ­werden», sagt Bernhard Britsch. «Zudem werden in erster Linie Kompetenzen in der Anwendung von Computern und Programmen vermittelt, das Wissen um die Bereiche Programmierung und Entwicklung bleibt allerdings auf der Strecke.» Entsprechend beobachte man, dass Schüler, die ins Kollegium übertreten würden, zwar die Anwendungsbereiche der Informatik recht gut beherrschten, die Kompetenzen im Bereich Programmierung und Ähnlichem jedoch zurückgingen. «In meinen Augen ist es daher ein Widerspruch, wenn man sagt, dass man die Digitalisierungskompetenzen der Schülerinnen und Schüler stärken will, aber gleichzeitig das Fach Informatik Spardebatten zum Opfer fallen lässt», so Britsch weiter. «Eine langfristige Stärkung dieser Kompetenzen gelingt nur, wenn wir dem Fach jene Wertschätzung entgegenbringen, die aufgrund der Entwicklung der Gesellschaft angezeigt ist.»

Martin Meul

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