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Bruder-Duell um Aufstieg
Nur einer der beiden Brüder Taugwalder wird mit seinem Team Ende Saison in die 3. Liga Fussball aufsteigen. Wer entscheidet das Familienduell für sich?
Aus Oberwalliser Sicht herrscht Langeweile in der regionalen 2. Liga. Und auch in der 3. Liga. Brig-Glis steigt auf und Termen/Ried-Brig (wohl) ab. Das einzige Fragezeichen: Können Lalden und Varen in der 3. Liga die Klasse halten? Anders ist die Situation in der 4. Liga: Die Rivalen St. Niklaus und Stalden kämpfen um den Aufstieg. Rivalen? Genau. Erst kürzlich wurde die Junioren-Zusammenarbeit beendet. Die Direktduelle werden als Derbys bezeichnet und Siege gegeneinander schmecken besonders gut. Stalden und St. Niklaus – zwei Mannschaften aus dem Vispertal – wollen in die 3. Liga. Mittendrin: die Brüder David Taugwalder (25) und Jonas Taugwalder (23) aus Zermatt.
Per Zufall nach Stalden
Sie spielen seit den E-Junioren für den FC St. Niklaus. Mit einem grossen Unterschied: Als David, der Ältere, zu den Junioren E stösst, ist der FC St. Niklaus autonom. Als Jonas zu kicken beginnt, sind die Juniorenabteilungen zusammengelegt. Dies ist wohl mit ein Grund, weshalb Jonas heute mit der ersten Mannschaft des FC Stalden um den Aufstieg spielt, während David sich das Shirt der Zaniglaser überstreift. Jonas erinnert sich: «Als ich bei den Junioren A spielen sollte, gab es in der Region Stalden/St. Niklaus keine Junioren-A-Mannschaft mehr.» Jonas Taugwalder hat wenig Alternativen. Zu jung sei er für den Sprung ins «Eini», heisst es aufseiten der ersten Mannschaft im Nikolaus-Dorf. Soll er die Fussballschuhe schon vor seinem 20. Geburtstag an den Nagel hängen? Jonas zögert. Dann ruft ihn der damalige Trainer des FC Stalden an und lädt ihn zu einem Probetraining ein. Jonas spielt seither für die Staldner und macht nun seinem Bruder den Aufstieg streitig.
Tiefe sportliche Rivalität
Dass er sich damals so entschieden hat, bereut er keineswegs. Mehr noch: «Mein Herz ist blau und weiss», sagt Jonas, der in Fribourg an der Uni Geschichte und Volkswirtschaft studiert. Anders sein Bruder David, der seinem Stammklub, dem FC St. Niklaus, stets treu bleibt und heute als Juniorenpräsident im Verein eine wichtige Funktion neben dem Platz einnimmt. Wie erlebt er als Spieler der ersten Mannschaft die Derbys? «Es ist eine tiefe sportliche Rivalität, doch heute laufen die Spiele fair ab, das ist das Wichtigste.» Brisant: Als die Juniorenabteilungen der Vereine zusammengelegt waren, gab es in den Derbys immer wieder hitzige Diskussionen. «Das war zum Teil grenzwertig», sagt David. Abgesehen von der Rivalität ihrer Aktivmannschaften entwickelte sich die Zusammenarbeit im Juniorenbereich nicht nach Wunsch. Dies äusserte sich in der unterschiedlichen Trainingsgestaltung und einer zähen Kommunikation untereinander. Folglich wurde die Zusammenarbeit eingestellt. Jonas dazu: «Seitdem die Juniorenabteilungen wieder eigenständig sind, werden die Derbys fairer ausgetragen.» David unterstreicht diese Aussage und sagt: «Die Derbys waren in dieser Saison sehr umkämpft, aber man spricht nach den Spielen in einem normalen Ton miteinander.»
Der Bruder beim FC Thun
Ein Aufstieg in die 3. Liga ist das grosse Ziel für beide Vereine. Für die Gebrüder Taugwalder ist Fussball ein wichtiger Teil im Leben. Der jüngere Bruder von David und Jonas, Simon Taugwalder, spielt im U21-Team des FC Thun. Demnach ist es naheliegend, dass die Sympathien der Taugwalders neben dem FC Sitten auch bei den Berner Oberländern liegen. Während sich Jonas vor allem auf Champions-League-Spiele sowie eine Fussball-EM oder WM freut, ist David ein grosser Fan von Arsenal London. Mit Fussball sind sie aufgewachsen und verbringen in ihrer Kindheit jede freie Minute auf dem Zermatter Sportplatz. Dann folgte der Wechsel nach St. Niklaus. Und nun gehören sie den beiden Vereinen an, die um den 3.-Liga-Aufstieg kämpfen. Wer packt es Ende Saison? «Wer zuletzt zuoberst steht, hat den Aufstieg verdient», sagt David. Diese Aussage überrascht. Denn: Manch ein neutraler Betrachter stuft den zweitplatzierten FC St.Niklaus spielerisch stärker ein als den Leader. Es wird gemunkelt, St.Niklaus gehöre eher in die 3. Liga. Und eben doch: Stalden sammelt in den direkten Duellen vier von sechs Punkten. «Der Zusammenhalt im Team ist toll, über die Jahre haben wir es geschafft, eine starke Mannschaft zu formen. Wir nehmen Spiel für Spiel und ziehen alle an einem Strang», sagt Jonas. Stalden liegt einen Punkt vor St. Niklaus. Fünf Spieltage vor Schluss.
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