Innsbruck / Grengiols | Sabrina Gurten studiert alpine Ökologie
Biologin aus Grengiols kämpft für den Erhalt der alpinen Hummeln
Um alpine Ökologie zu studieren, ist Sabrina Gurten aus Grengiols nach Innsbruck in Tirol gezogen. Hier studiert sie das Verhalten von Wildbienen und Hummeln, denen der Klimawandel schwer zu schaffen macht.
«Ich habe mich schon immer für alles interessiert, was am Boden kriecht und krabbelt», erzählt Sabrina Gurten. Sie ist in Grengiols aufgewachsen, studiert derzeit aber in Innsbruck alpine Ökologie. Früh war für sie klar, dass sie sich für die Artenvielfalt und gegen den Klimawandel engagieren möchte. «Das geht aber nur, wenn man die Komplexität und Zusammenhänge in der Natur versteht», erklärt die 25-Jährige, weshalb sie an der Universität von Innsbruck studiert, die sich auf alpine Ökologie spezialisiert hat.
Antarktis und Tropen
An der alpinen Ökologie faszinieren sie die verschiedenen Klimazonen auf unterschiedlichen Höhenstufen. «Auf nur wenigen Kilometern erlebt man Bedingungen von fast antarktischen bis hin zu tropischen, wodurch es nicht nötig ist, um die ganze Erde zu reisen, nur um zu simulieren, was passiert, wenn der Schnee und die Gletscher schmelzen», so Gurten. Die so gewonnenen Erkenntnisse würden Naturschützer und sogar Professoren frustrieren und resignieren lassen, weil sich manches nicht mehr rückgängig machen lasse. «Manchmal fühle auch ich mich depressiv, wenn ich aus einer Vorlesung komme, bei der globale Veränderungen wie der Klimawandel thematisiert wurden», ergänzt sie. Trotzdem ist sie überzeugt, dass es noch möglich ist einzugreifen. Doch dazu müsste jeder Einzelne seinen Beitrag leisten – was schon beim Konsum von Nahrungsmitteln oder bei der Kleidung beginnen würde.
Hauptbestäuber in den Bergen
Sabrina Gurten zeigt sich aber trotzdem zuversichtlich, dass manche ihrer Beobachtungen die Politik beeinflussen können. Kleine Ergebnisse kann sie bereits vorweisen. Schon während sie sich in Basel zum Bachelor in organismischer Biologie hat ausbilden lassen, leitete sie ehrenamtlich ein Projekt zur Förderung von Bienen in der Stadt, indem sie Samenmischungen für die Begrünung von Flachdächern mit Blumen entwickelte, um Wildbienen Lebensraum und Nahrung zu geben. «In zubetonierten Städten wie Basel lassen sich Wildbienen sogar besser fördern als auf dem Land, wo Bauern in kurzer Zeit grosse Flächen abmähen, weil Blumen auch auf Balkonen und in Schrebergärten blühen», erklärt sie. In Innsbruck beschäftigt sie sich wiederum mit Hummeln, den Hauptbestäubern von Pflanzen in den Bergen, die aber aufgrund des Klimawandels unter Druck stehen. Denn bei zunehmender Wärme weichen sie in höhere Lagen aus – vom Gipfel aus geht es jedoch nicht mehr weiter und die Tiere verenden. Schliesslich spricht Sabrina Gurten von einem Phänomen, das besonders die Berggebiete betrifft. Sie mahnt: «Schwer abbaubare Schadstoffe, die vom Regen in die Berge getragen und hier abgelagert werden, könnten sich auf die Gesundheit und das Verhalten der Insekten auswirken.» Darum versucht Gurten den Nachweis zu erbringen, dass sich Klimawandel und Umweltverschmutzung auch auf das Verhalten von Hummeln auswirken. «Die Folgen wären weitreichend», sagt die angehende Ökologin und gibt sich überzeugt: «Die Politik wäre europaweit zum Handeln gezwungen.»
Jede freie Minute
Noch kann sie ihre geliebten Berge aber geniessen. In Innsbruck – der Grossstadt inmitten der Berge – hat Sabrina Gurten eine zweite Heimat gefunden. Hier könnte sie sich vorstellen, noch länger zu bleiben, als nur bis zum Erwerb ihres Master-Titels. In ihre eigentliche Heimat Grengiols kehrt sie indes alle ein bis zwei Monate zurück, wo sie sich, wie sie erzählt, immer noch gern jede freie Minute im Kuhstall ihres Vaters aufhält.
Christian Zufferey
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