Region | Siders
Arbeitsplatz über den Wolken
Linienpilot Olivier Montani wird die Feiertage dieses Jahr zu Hause geniessen. Obgleich er es als Privileg betrachtet, den Jahreswechsel auch mal in Hongkong oder Bangkok zu erleben.
Seine Maschine ist das Flaggschiff der Swiss International Airlines, die Boeing 777-300ER. Es ist das grösste und schwerste Flugzeug der Swiss-Flotte. Eine gute Stunde bevor der aus Siders stammende Pilot Olivier Montani sein 350 Tonnen schweres Flugzeug zur Startbahn führt, lernt er aber erst mal seine Crew kennen. Für jeden Flug wird eine neue Crew zusammengesetzt, zu der ein Kapitän sowie ein bis zwei Co-Piloten gehören. Dazu kommen mehrere Flugbegleiterinnen und -begleiter, die für die Betreuung der bis zu 340 Passagiere während eines langen, zwölfstündigen Fluges nach Hongkong, Singapur, Bangkok oder Los Angeles zuständig sind.
Hohe Erwartungen an die Piloten
Bevor sie in einem Bus zum Flugzeug gelangt, muss sich die Crew einem Sicherheits-Check unterziehen. Genauso wie bei den Passagieren werden auch das Gepäck und die Kleidungsstücke der Besatzung geröntgt. Bei Flugreisen über den Schengen-Raum hinaus müssen sie auch alle an der Passkontrolle vorbei. Ein «Crew-Visum» benötigen Piloten und Flugbegleiter aber nur für die Vereinigten Staaten. Alle übrigen Destinationen können während der Arbeitszeit ohne Einreise-Visum angeflogen werden. «Würden wir jedoch mal als Privatperson fliegen, müssten auch wir für zahlreiche Länder ein Visum beantragen», erzählt Montani. Beim Flugzeug angelangt, steigt die «Cabin-Crew» die Gangway empor und trifft die letzten Vorbereitungen im Flugzeug, bevor die Passagiere einsteigen dürfen.
Der Pilot aber sieht sich sein Flugzeug erst mal noch von unten und von aussen an. «Ich prüfe, dass zum Beispiel nirgendwo Öl austritt oder eine Schraube am Boden liegt», erzählt Montani. Denn sobald er das Cockpit betritt, vertrauen Besatzung und Passagiere auf seine Fähigkeit, das Flugzeug sicher zu fliegen und zum Bestimmungsort zu bringen.
Kreisen über dem Flughafen
Nach der Matura am Briger Kollegium und einem Abstecher an die EPFL in Lausanne war es mehr der Zufall, den Montani zur Fliegerei brachte. Er erinnert sich: «Ein Freund erzählte mir mal, dass man das Fliegen von null auf lernen kann, genauso wie man auch Autofahren lernt. Da begann ich mich dafür zu interessieren.» Es folgte eine mehrmonatige Ausbildung, wobei erst mal viel theoretisches Wissen vermittelt wurde. Das praktische Fliegen trainierte er dabei erst mal in einem Kleinflugzeug. Zum Trainingsprogramm zählte etwa das Starten und Landen. «Das war auf dem Flugplatz in Grenchen, wobei wir praktisch nur über dem Flugplatz kreisten und mehrmals kurz hintereinander abheben und wieder aufsetzen lernten», erzählt er. Schliesslich flog der heute 39-jährige Montani erst als Co-Pilot innerhalb Europas, dann als Co-Pilot auf interkontinentalen Flügen. Heute fliegt er nur noch mit dem Flaggschiff der Swiss. Denn für jede Flugzeugtyp- Familie ist eine eigene Lizenz erforderlich. Dass Swiss-Piloten nur für einen Typ eine Lizenz besitzen, dient vor allem der Sicherheit, weil man so das eigene Flugzeug in- und auswendig kennt – auch die Notfallszenarien, die je nach Flugzeugtyp anders sind.
Reisen in ferne Länder
Es sind vor allem drei Dinge, die Montani am Fliegen so faszinieren: die Technik, das Soziale, aber auch das Reisen in ferne Länder und fremde Kulturen an sich. Technisches Flair ist gar eine Voraussetzung, um ein Linienflugzeug zu fliegen. Montani: «Grundsätzlich gelten die Regeln der Aviatik genauso für kleine wie für grosse Flugzeuge, bei grossen gibt es aber bedeutend mehr Instrumente zu verstehen.» Die sozialen Kontakte ergeben sich für ihn vor allem aufgrund der immer wieder wechselnden Crews, mit denen man, am Zielflughafen angelangt, häufig noch gemeinsam essen geht oder gar die dienstfreie Zeit verbringt. Schliesslich kommt aber selbst das Familienleben nicht zu kurz. «Wir sind zwar nicht selten drei oder vier Tage von zu Hause weg, dürfen dann aber nach unserer Rückkehr auch mal bis zu fünf Tage zu Hause bei der Familie bleiben», erzählt Montani. Er selbst lebt mit seiner Lebenspartnerin in Zürich, besucht aber auch regelmässig seine Freunde und Familie im Wallis. So auch an den bevorstehenden Feiertagen, die er dieses Jahr sogar in der Schweiz verbringen kann – mal bei den eigenen Verwandten, mal bei der Familie seiner Freundin. «Silvester an Destinationen wie Hongkong oder meiner Lieblingsdestination Bangkok zu erleben, ist aber auch etwas Besonderes», meint Montani.
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