Region | Rütteln am fixen Einschulalter?

Angriff auf das Einschulalter

Wer soll entscheiden, wann ein Kind eingeschult wird? Der Grosse Rat ist gefragt.
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Wer soll entscheiden, wann ein Kind eingeschult wird? Der Grosse Rat ist gefragt.
Foto: Tim Reckmann/pixelio.de

Quelle: RZ 5

Sollen Eltern entscheiden können, ob ihr Kind mit vier Jahren eingeschult wird? Das Parlament befasst sich in der kommenden Woche mit einem entsprechenden Vorstoss.

Wenn Eltern heute finden, dass ihr Kind mit vier Jahren noch nicht bereit für die Einschulung ist, so können sie die Einschulung nicht ohne weiteres aufschieben. Nötig sind das Einverständnis des Schulinspektors sowie eine Vormeinung des Schuldirektors.

Eltern sollen entscheiden können

Gegen diese Praxis regte sich Widerstand. Im Internet forderten Eltern in einer Facebook-Gruppe, dass es ihre Sache sei zu entscheiden, wann ihr Kind bereit für die Einschulung sei. «Eine zu frühe Einschulung kann massive negative Konsequenzen für die Gesundheit des Kindes haben, was mir auch von einem Kinderarzt so bestätigt wurde», sagt die Initiantin der Facebook-Gruppe Rachel Arnold-Ricci. «Eine Verschiebung des Einschulalters ist im heutigen Verfahren aber kompliziert. Aus diesem Grund bin ich der Überzeugung, dass es wieder Sache der Eltern sein sollte, diese Entscheidung zu treffen, schliesslich kennen sie ihr Kind am besten.» Besonders bei Kindern, deren Geburtstag nahe am Stichtag liege, sei die Meinung der Eltern von grosser Bedeutung.

Das Anliegen von Arnold-Ricci und der anderen Eltern fand denn auch seinen Weg in den politischen Prozess. Mehrere Parlamentarier reichten einen Vorstoss ein, um das Primarschulgesetz entsprechend abzuändern. «Es ist nicht nachvollziehbar, dass sich ein Schulinspektor und ein Schuldirektor, beides durch Steuergelder finanzierte Personen, mit der Frage nach der Einschulung beschäftigen müssen, wo doch die Eltern ihr Kind viel besser kennen und kostengünstiger entscheiden können», sagt einer der Unterzeichnenden des Vorstosses, Michael Graber. «Eine Anpassung des Gesetzes würde den Ablauf vereinfachen, unnötige Bürokratie abbauen und die Eltern in ihrer Eigenverantwortung stärken. Zudem ist es aufgrund der angeschlagenen Kantonsfinanzen angezeigt, mit den Ressourcen sparsam umzugehen.»

Rütteln am fixen Einschulalter?

Derweil stellt sich die Frage, ob eine solche Änderung des Primarschulgesetzes
überhaupt mit dem HarmoS-Konkordat vereinbar wäre und nicht eine massenhaft verspätete Einschulung der Kinder im Kanton zur Folge hätte. «Die Änderung ist mit HarmoS vereinbar», sagt Graber. «Der Kanton Bern, ebenfalls Konkordatskanton, kennt eine solche Regelung.» Auch dass die Änderung zur Folge hätte, dass viel Kinder später eingeschult würden, sieht Graber nicht als Gefahr. «In Bern wird trotz dieser Möglichkeit die Einschulung nur in
8 Prozent der Fälle aufgeschoben», sagt er. «Das zeigt, dass die Einschulung mit vier Jahren in der Bevölkerung eine breite Akzeptanz geniesst.»

«Entscheidung des Rates abwarten»

Die Schulinspektoren wollen sich derweil nicht zu dem Vorstoss äussern. Man wolle abwarten, wie das Parlament entscheide, heisst es auf Anfrage und je nach Entscheidung agieren. «Grundsätzlich gehe es bei allen Entscheidungen immer um das Wohl des Kindes.»

Martin Meul

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Kommentare

  • Familienvater - 125

    Die Eltern sollen selber entscheiden ob das Kind mit 4 oder 5 Jahren eingeschult werden soll.
    Es gibt halt wirklich Kinder die noch nicht mit 4 Jahren reif genug sind, diese selbstständig in die Schule zu schicken. In 6-12 Monaten gibt es extreme Entwicklungssprünge!

    Manche Eltern möchte so gar die Kinder mit 3 Jahren schon schicken. Aber dass ist heute wohl Trend: schnell Kinder, rasch einschulen und weiter an der Karriere schleifen......

  • Pro - 1020

    Wieso soll eine Einschulung beim Alter von 4 Jahren Probleme verursachen? Ich bin der Meinung von Herrn Eyer, welcher darauf hinweist, dass diese Regelung in anderen Kantonen problemlos funktioniert.
    Wenn der Unterricht spielerisch gestaltet wird, stellt dies für Kinder kein Problem dar. Zudem werden die Sozialkompetenzen der Kinder gefördert.

  • Ann Fe - 1221

    Viele Eltern haben Mühe die Kinder im Kindergartenalter in 'fremden' Einfluss zu entlassen. Nicht mehr über alles zu bestimmen. Dabei machen und schaffen es viele Kinder auch mit 4 Jahren gut, zumal es ja 4 halbe Tage sind im ersten Jahr... Und alles was die Kinder im Kiga lernen erfolgt spielerisch und wird nicht in die Köpfe 'gedroschen'. Sie können auch da noch Kind sein - ein Kind, das sich weiterentwickelt - wenn man es lässt...

  • peter.eyer - 1127

    Im Unterwallis und in den meisten Kantonen der Schweiz werden Kinder mit 4 Jahren eingeschult - problemlos!

  • Klara Zenruffinen - 1558

    Wenn ein Kinderarzt behauptet, dass Schule Kinder krank macht, dann steht die SVP sofort zu dieser singulären sicher wissenschaftlich abgestützten Meinung. Wieder ein so wichtiges Scheinproblem.

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