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Als Hebamme im Einsatz

Augusta Theler ist Hebamme und hilft in Nepal.
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Augusta Theler ist Hebamme und hilft in Nepal.
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Augusta Theler (50) hat schon viele humanitäre Einsätze hinter sich und ist zurzeit in Nepal. Die gelernte Hebamme leistet Hilfe vor Ort. Ein Porträt.

Augusta Theler lacht. Sie habe gerade im Garten ihrer Mutter in Brig-Glis Kartoffeln gesteckt. Und in St. German besitzt sie mit ihrem Partner ein Stück Rebland, das sie bewirtschaftet. Auch das ist Augusta Theler – verwurzelt, bodenständig. Dabei ist die gelernte Praxisassistentin und Hebamme alles andere als nur auf ihre Heimat fixiert. Sie hat schon humanitäre Auslandseinsätze in Eritrea, Kamerun, Haiti und Tschad hinter sich. Und neben ihrer Arbeit als Hebamme und Stillberaterin betreut sie hierzulande Asylantinnen im ambulanten Bereich.

Hebamme als Traumberuf

Seit über zehn Jahren arbeitet sie als Hebamme. Ein Kindheitstraum. «Ich wollte schon als kleines Mädchen diesen Beruf lernen, auch weil meine Grossmutter als Hebamme tätig war», sagt Theler. Doch zuerst machte sie die Ausbildung als medizinische Praxisassistentin. Das kommt ihr heute bei ihren humanitären Einsätzen zugute. «Vor allem bei meinem Einsatz 2010 in einem Feldspital in Haiti konnte ich viel von meinen beruflichen Erfahrungen in diesem Bereich einbringen.» Ihr Partner, ein Allgemeinmediziner und Tropenarzt, ermunterte Augusta vor knapp zehn Jahren, ihre Erfahrung und ihr Wissen hilfsbedürftigen Menschen im Ausland zukommen zu lassen. «Er hat mich ermuntert und mir den Anstoss gegeben, diese Aufgabe zu übernehmen.» Inzwischen kann sie auf verschiedene Einsätze zurückblicken. Haiti, Kamerun, Eritrea und Tschad – Augusta reist dorthin, wo Not am Mann ist. Wobei sie in erster Linie den Frauen vor Ort zur Seite steht. Ob Feldspital oder Entbindungsstation – Augusta weiss anzupacken und hilft im Auftrag des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) und der humanitären Hilfe der DEZA.

Taten statt Worte

«Die Arbeit ist speziell», sagt Augusta Theler. Die Einrichtungen sind meistens aufs Wesentliche konzentriert und die klimatischen Bedingungen und prekären Situationen erschweren zudem die Arbeit vor Ort. «Dazu kommt die Mentalität der Menschen. Ich stand schon in vielen moslemisch geprägten Ländern im Einsatz. Viele Familien sind sehr arm.» Die Kommunikation im Geburtssaal läuft meistens nonverbal ab, was die Arbeit nicht gerade erleichtert. Trotzdem – Augusta legt Hand an, kontrolliert den Pulsschlag der Ungeborenen, beruhigt die werdenden Mütter und freut sich mit ihnen, wenn sie ihr Kind in den Armen halten. «Bei einer Geburt braucht es nicht immmer viele Worte. Vielmehr sind Taten gefragt», so die Hebamme.

Hoffnung im Elend

Das hört sich zwar einfach an, ist es aber nicht. «Allein die Bilder der Zerstörung nach einem Erdbeben kann man nicht einfach so ausblenden. Die Leute sind verzweifelt und suchen Rat und Hilfe», weiss Theler. Da ist sie nicht selten froh, wenn sie sich auf ihre Arbeit im Feldspital oder der Entbindungsstation konzentrieren kann. «Mein Ziel ist es, möglichst vielen Frauen dabei zu helfen, ihre Kinder gesund auf die Welt zu bringen.» Wenn sie nach einer Entbindung in die leuchtenden Augen der Mütter und die süssen Gesichter der Babys blickt, dann kann auch Augusta Theler für einen Moment die Not und das Elend um sich herum vergessen. «Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass man den Leuten helfen und ihnen neuen Mut machen kann.» Um sich selber ein bisschen vom Elend abzulenken, hat Augusta Theler die Fotografie entdeckt. «Zwischendurch schlendere ich durch die Strassen und halte ein paar Eindrücke mit der Kamera fest. Dadurch kann ich das Leid vor Ort besser verarbeiten.» Nicht selten entdeckt sie in all dem Elend auch schöne Momente. «Ein paar strahlende Augen, ein Kinderlachen oder ein stummes Dankeschön sind Ausdruck von Hoffnung und Mut», hält Theler fest.

Einsatz in Nepal

In der vergangenen Woche ist sie mit anderen Hilfskräften ins krisengeschüttelte Nepal gereist. Hier will sie sich in einem behelfsmässig eingerichteten Spital nützlich machen. «Die Leute in Nepal brauchen momentan jede helfende Hand. Darum freue ich mich, ihnen vor Ort mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.» Nicht zum erstenmal reist Theler in eine Region, die von einem Erdbeben erschüttert wurde. «In Haiti hatten wir ähnliche Voraussetzungen. Aber jede Region hat mit anderen Schwierigkeiten zu kämpfen, auch wenn die Ursache die gleiche ist.» Schon im Vorfeld hat sie sich über die Medien ein Bild der Katastrophe gemacht, auch wenn sie aus Erfahrung weiss, dass die Verwüstungen vor Ort viel schlimmer auf sie wirken. «Meine Aufgabe ist klar definiert und ich werde in den zwei Wochen, die ich in Nepal bin, alles Mögliche tun, um den Menschen zu helfen.» Auch wenn ein solcher Einsatz nie zur Routine wird – für Augusta Theler ist es «die normalste Sache der Welt», anderen Leuten zu helfen. Das zeigt sich nicht nur in Unglücksgebieten, sondern auch in privaten Hilfsprojekten, die sie zusammen mit ihrem Partner unterstützt. Erst kürzlich waren die beiden in Budapest, um ein Projekt für Obdachlose mitzufinanzieren. «In der ungarischen Hauptstadt gibt es ein paar Freiwillige, die Obdachlose mit Essen versorgen, die Budapest-Gulasch-Bike-Mafia. Weil wir das eine gute Sache finden, haben wir ein Cargo-Bike für den Mahlzeitentransport finanziert.» Für Augusta Theler und ihren Partner eine Herzensangelegenheit.

Walter Bellwald

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