Region | Mehr Lohn für Ärzte?
Ärztepräsidentin fordert sachgerechte Verhandlungen
Gewisse Krankenkassengremien deuten an, ein Verhandlungsabschluss in Bezug auf den Walliser Taxpunktwert auf Ende Jahr sei illusorisch. Für die Ärzteschaft eine Hinhaltetaktik.
Im Gegensatz zu den Taxpunkten, die bei der Unfallversicherung und IV zur Anwendung kommen und schweizweit identisch sind, ist der Walliser Taxpunktwert in der Krankenkassen-Grundversicherung der tiefste der ganzen Schweiz. Nach vertieften Abklärungen hatte die Walliser Ärztegesellschaft mit ihrer Präsidentin Monique Lehky Hagen den Taxpunktwert mit den Krankenkassen darum per Ende Jahr gekündigt (die RZ berichtete). Die Ärzteschaft fordert nun von den Kassen, den Taxpunktwert zu korrigieren. «Es ist an der Zeit, dass die Ärzte im Wallis für ihre Arbeit wieder einigermassen angemessen bezahlt werden. Die Korrektur des Taxpunktwerts ist unerlässlich, wenn wir wollen, dass sich gut ausgebildete, junge Ärzte im Wallis niederlassen und so die Ablösung der vielen Walliser Ärzte sicherstellen, die in den nächsten fünf Jahren in Pension gehen werden», sagt Lehky Hagen.
Finanzierung des Hanow sichern
Ebenfalls unter Druck gewisser Versicherer geraten ist der spitalambulante Taxpunkt. «Eine Senkung desselben wäre fatal», sagt die Ärztepräsidentin. «Das Walliser Spitalwesen ist bereits jetzt defizitär, eine Senkung des Taxpunkwerts würde die Situation zusätzlich verschärfen und die Kassen des Kantons sind leer.» Eine adäquate Abgeltung sei auch unerlässlich, um diverse Zusammenarbeitsprojekte zu ermöglichen und zu erhalten. Lehky Hagen hält fest, dass sich die Walliser Ärzteschaft dem Kanton und den Gemeinden gegenüber verpflichtet hatte, sich für die Selbstfinanzierung des Hanow (Hausarztnotfall Oberwallis) aktiv einzusetzen. Diese sei aber nur möglich, wenn der Taxpunktwert adäquat angesetzt sei. Dafür setzt sich die Walliser Ärztegesellschaft nun ein. «Bereits 2010 hatte die eidgenössische Finanzkontrolle in einer Analyse der kantonalen Tarmed-Taxpunkte festgestellt, dass der Walliser Taxpunkt acht bis neun Rappen höher liegen müsste», sagt Lehky Hagen.
Was ist mit den Kosten?
Eine Korrektur des Taxpunktwerts, wie ihn die Ärzteschaft fordert, könnte möglicherweise einen Kostenanstieg zur Folge haben. «Die Walliser Ärzte haben sich im Rahmen dieser Diskussionen bereiterklärt, sich vermehrt in interprofessionellen Projekten einzusetzen, die einen Mehrwert für die Patienten und die Partner unseres Gesundheitswesens darstellen», sagt Lehky Hagen. Dies decke sich auch mit dem Wunsch, den die Walliser Bevölkerung in einer Meinungsumfrage der Ärztegesellschaft geäussert habe. In dieser gaben 55 Prozent der Befragten zudem an, dass sie bereit seien, eine moderate Erhöhung der Krankenkassenprämien zu akzeptieren, falls diese dem Erhalt des Gesundheitswesens und einer besseren Ressourcennutzung und Verbesserung der interprofessionellen Zusammenarbeit diene. Lehky Hagen weist darauf hin, dass eine Verweigerung einer Anpassung des Taxpunktwerts schon kurzfristig zu einer Verschärfung des Ärztemangels im Wallis führen würde. «Schliesslich wollen 20 Prozent der Ärzte im Wallis bis 2020 ihr Pensum reduzieren, wie aus einer entsprechenden Umfrage hervorgeht», so die Ärztepräsidentin. «Ein Ärztemangel im ambulanten Sektor führt derweil unweigerlich zu einem massiven Kostenanstieg, wie bereits aus verschiedenen internationalen Studien bekannt ist. Dieser würde die Mehrkosten, die durch einen leicht höheren Taxpunktwert entstehen würden, um ein Vielfaches übersteigen.»
«Geht nicht um Geldsack der Ärzte»
Der Walliser Ärzteverband fordert darum nun die Krankenkassen auf, die Dringlichkeit und die strategische Wichtigkeit eines Vertragsabschlusses vor Jahresende zu erkennen. «Es geht nicht um den Geldsack der Ärzte, sondern ganz einfach um die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung», sagt Lehky Hagen. «Das Walliser Gesundheitswesen kann sich ein Scheitern der Verhandlungen in der aktuellen Situation schlicht nicht leisten.» Aufgrund der Wichtigkeit und Dringlichkeit der Situation bittet die Walliser Ärztegesellschaft darum auch die Walliser Bevölkerung um Unterstützung. Die Versicherten können sich bei ihren Kassen melden, und diese auffordern, sich in den Verhandlungen verantwortungsvoll zu verhalten. Die Ärztegesellschaft stellt dafür auf ihrer Homepage ein entsprechendes Formular zur Verfügung. «Es geht schlicht um den Erhalt eines funktionierenden, finanzierbaren Gesundheitssystems im Wallis, das nicht noch mehr vom Staat subventioniert werden muss», begründet Lehky Hagen das Vorgehen der Ärztegesellschaft und hofft, dass die laufenden Verhandlungen frist- und sachgerecht zum Abschluss gebracht werden können.
Martin Meul
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