Naters | Wohnungsbau
Absage an sozialen Wohnungsbau
Die Gemeinde Naters will nichts von sozialem Wohnungsbau wissen, wie es die regionale SP fordert. Es fehle das Geld, heisst es aus dem Junkerhof.
Die SP Brig-Glis-Naters-Brigerberg macht sich Sorgen um die Zukunft der Wohnsituation in den grossen Talgemeinden. Bezahlbarer Wohnraum werde immer rarer, hohe Ausgaben im Bereich Sport und Tourismus stünden fehlenden Investitionen zur Verbesserung der Lebensqualität für die breite Bevölkerung gegenüber. Aus diesem Grund gelangt die Partei mit einer Anfrage an die drei grossen Gemeinden im Talgrund. «Wir wollten wissen, ob sich Naters und Brig-Glis überhaupt mit dem Thema befassen», sagt der Präsident der SP Brig-Glis-Naters-Brigerberg Hans-Josef Jossen. «Haben die Gemeinden Strategien? Was wissen sie über die aktuellen Mietpreise und wäre es vielleicht möglich, eine Art sozialen Wohnungsbau in Angriff zu nehmen?» Die Tatsache, dass immer mehr Menschen vom Berg in die Agglomerationen ziehen, sei für die SP Grund genug zu fragen, ob es nicht Zeit für eine strategische und soziale Liegenschaftspolitik sei, so Jossen weiter. «Gerade bei grossen Bauprojekten, wie beispielsweise dem Aletsch Campus, stellen wir fest, dass zwar neuer Wohnraum geschaffen wird, soziale Überlegungen jedoch kaum eine Rolle spielen.»
Ernüchternde Antwort
Die Antwort des Natischer Gemeinderats auf die Anfrage der SP fällt für Hans-Josef Jossen derweil ernüchternd aus. «Betreffend die politischen Ziele zum sozialen Wohnungsbau ist es gegenwärtig nicht vorgesehen, diesen speziell zu fördern», heisst es aus dem Junkerhof. «Diesbezüglich ist ein gewisses Engagement von privater Seite notwendig. Im Weiteren sind Bodenkäufe durch die Gemeinde zur Erfüllung von sozialen Aufgaben und der Abgabe zu günstigen, nicht marktkonformen Bedingungen an Wohnbaugenossenschaften oder Stiftungen aufgrund der finanziellen Lage unrealistisch.» Die Antwort aus Naters ist für Hans-Josef Jossen enttäuschend. «Dass man bei der Idee des sozialen Wohnungsbaus das fehlende Geld geltend macht, ist schade», sagt er, «denn uns geht es in erster Linie ja nicht nur darum, dass die Gemeinden im Wohnungsmarkt selber aktiv werden. Vielmehr wünscht sich die SP, dass die Gemeinden sich für das Thema sensibilisieren und prüfen, ob gewisse Lenkungsmöglichkeiten möglich und nötig sind.» Die Gemeinde Naters verweist in ihrer Antwort an die SP darauf, dass in Naters günstige Rahmenbedingungen betreffend Steuern, Gebühren und Wohnqualität bestünden. Dem will Jossen nicht widersprechen, er verweist jedoch darauf, dass diese günstigen Bedingungen nicht automatisch zu günstigem Wohnraum führen. Ein Beispiel sieht er im vermehrten Bau von Wohnungen durch verschiedene Pensionskassen. «Die Kassen haben ganz klar das Ziel, mit den von ihnen gebauten Wohnungen Geld zu verdienen», sagt der Präsident der SP Brig-Glis-Naters-Brigerberg. «Entsprechend werden die Mieten angesetzt. Wir erleben darum, dass zwar immer wieder neue Wohnungen in den Agglomerationen gebaut werden, diese aber nicht gerade günstig sind, besonders nicht für Familien.»
Noch keine Antwort aus Brig
Neben Naters will sich die SP auch Klarheit über die Situation in Brig-Glis und Visp verschaffen. «Das Problem ist ja keines, das sich nur auf Naters beschränkt», sagt Hans-Josef Jossen. Allerdings sind aus den anderen beiden grossen Talgemeinden noch keine Antworten eingegangen. Der Stadtschreiber von Brig-Glis, Eduard Brogli, bestätigt, dass die entsprechende Anfrage bei der Stadtgemeinde eingegangen ist. «Der Stadtrat hat sich bis jetzt allerdings noch nicht mit dem Thema befasst», so Brogli.
Ernen als Beispiel
Hans-Josef Jossen hofft derweil auf eine positivere Antwort aus Brig-Glis als aus Naters und verweist auf ein Projekt in einem Bergdorf. «Dass ein genossenschaftlicher Wohnungsbau möglich ist, zeigt das Beispiel von Ernen, wo mit Hilfe der Gemeinde nichtgewinnorientierte Wohnungen entstehen», zeigt Jossen auf. «In den Bergdörfern geht es darum, die Abwanderung zu stoppen. In den Talgemeinden müsste es darum gehen, dass die Menschen sich auch in 30 Jahren noch die Mieten für ihre Wohnungen leisten können.»
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Kommentare
Beobachter - ↑5↓6
Dann muss unser Gewerkschaftsboss German Eyer die Löhne nach oben schrauben, Zeit hat er ja jetzt und Bezahlt wird er auch von uns. Es gibt genug Armut in der Schweiz, soll doch die SP zuerst für die Schweizer schauen, bevor noch mehr Flüchtlinge kommmen und die ganze Schweiz in Armut versinkt. Der Rechtsrutsch bei den Wahlen hat gezeigt, das viele Schweizer
Angst haben .
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Boris Smoutov - ↑16↓8
Ich traue meinen Augen kaum. Man will Mittellose in die Bergdörfer verbringen? Dann knallt es hier aber gewaltig!
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Biner Susi - ↑13↓21
Es freut mich zu lesen, dass es in Naters keine bedürftigen Personen mehr gibt. Wir haben dieses erfreuliche Ergebnis der proaktiven und effizienten Wirtschaftspolitik der Gemeinde zu verdanken.
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Seppi - ↑21↓0
...und das war jetzt hoffentlich Sarkasmus...